Osiris
ist das Oberhaupt der Götterfamilie. Er war im "Zeitalter des Gottes", einer
vorgeschichtlichen Zeit, Herrscher über Ägypten. Osiris ist der älteste Sohn des
Geb
und der Nut. Seine Geschwister sind Isis, Nefthys, Seth sowie Horus der Ältere.
Osiris nahm seine Schwester Isis zur Gemahlin, der er bereits im Mutterleib in
Liebe zugetan war. Osiris wurde im Zuge eines arglistigen Täuschungsmanövers von
seinem Bruder Seth
ertränkt
und zerstückelt, von Isis und Nefthys wieder zusammengesetzt und zeugte
sodann Horus das Kind.
Er ist der Gott der Wiederauferstehung, des ewigen Kreislaufs
von Wachstum und Erneuerung. Seine Kraft zeigt sich in gesätem Korn und den steigenden
Fluten des Nil. Zeit wird sowohl linear als auch zyklisch verstanden. Dereinst
werden nur die kosmischen Mächte Amun (linearer Aspekt) und Osiris (zyklischer
Aspekt) die Apokalypse überleben.
Das Reich des Osiris wird Amente (auch Amenti)
genannt - der Westen. Osiris schafft tief im Erdinneren Leben aus dem Tod, er
gab den Menschen Ackerbau und Kultur. Seine Erwähnung ist erstmals in der 5. Dynastie
(um 2350 v. Chr.) nachgewiesen. Ab dem späten Alten Reich (ca. 2350 - 2170 v.
Ch.) ist Osiris Vorsteher des göttlichen Gerichts; vor seinen Augen findet die
Herzwägung statt. Er wird mit den Insignien Krummstab und Geißel sowie mit der
Atefkrone abgebildet.
Isis ist
die Tochter des Geb und der Nut, Schwester und Gattin des Osiris sowie Mutter
von Horus dem Kind. Das Schriftzeichen ihres Namens bedeutet zugleich "Sitz/Thron";
sie wird mit einem Thron auf dem Haupt abgebildet. Sie trägt Ankh (den Lebensschlüssel)
in der Hand. Isis ist die Göttin der Heilung und Rettung.
Ab dem Neuen Reich (etwa
1539 - 1075 v. Chr.) wird sie mitunter auch mit einem Kopfschmuck aus Kuhhörnern
und einer Sonnenscheibe dargestellt und somit der Göttin Hathor gleichgesetzt.
Das Kultbild der das Kind Horus stillenden Isis wird in der Ikonografie als Vorläufer
der christlichen Darstellungen der Maria lactans gesehen. Der Isis-Kult hielt
sich lange Zeit; in beinahe allen Provinzen des Imperium Romanum fanden sich der
Göttin geweihte Heiligtümer, beispielsweise auf Philae, einer Nilinsel bei Assuan.
Dieser im vierten vorchristlichen Jahrhundert erbaute Tempel wurde im sechsten
nachchristlichen Jahrhundert per Dekret geschlossen und im zwanzigsten nachchristlichen
Jahrhundert wegen der Errichtung des Assuan-Staudammes sogar auf die Insel Agilkia
verbracht.