(...) Er versuchte, sich durch Hüsteln bemerkbar zu machen, doch die Nase gab ihre andächtige Haltung keinen Augenblick auf und fuhr fort, sich vor den Heiligenbildern zu verneigen.
"Mein Herr", sagte Kowaljow und gab sich einen Ruck, "mein Herr ..."
"Sie wünschen?" fragte die Nase und wandte sich zu ihm um.
"Ich kann mich nur wundern, mein Herr .... Mir scheint ... Sie sollten wissen, wo sie hingehören. Aber wo finde ich Sie plötzlich? In der Kirche! Sie werden zugeben ..."
"Entschuldigen Sie, ich komme nicht dahinter, wovon Sie zu reden belieben. Würden Sie es mir bitte erklären!"
Wie soll ich es ihm erklären, fragte sich Kowaljow, fasste sich aber ein Herz und begann:
"Gewiss, ich bin .. ich bin übrigens Major. Sie werden zugeben, dass es unschicklich für mich ist, ohne Nase herumzulaufen. Eine Händlerin, die an der Wosnessenski-Brücke geschälte Apfelsinen verkauft, mag ohne Nase auskommen; ich jedoch, der Aussicht auf den Posten ... Aber lassen wir das ... Ich bin darüberhinaus mit allerlei Damen bekannt und verkehre in vielen Salons - bei der Staatsrätin Tschechtarjowa und anderen. So urteilen Sie doch selbst .... Ich weiß nicht recht, mein Herr ..." An dieser Stelle zuckte Major Kowaljow mit den Schultern. "Entschuldigen Sie .... Aber wenn man das alles nach den Gesetzen von Pflicht und Ehre betrachtet ... Sie werden selber begreifen ..."
"Ich begreife nicht das geringste", entgegnete die Nase. "Erklären Sie sich bitte deutlicher!"
"Mein Herr ...", erwiderte Kowaljow mit einem gewissen Selbstbewusstsein. "Ich weiß nicht, wie ich Ihre Worte verstehen soll ... Die ganze Angelegenheit ist doch wohl völlig klar ... Oder wollen Sie etwa ... Aber Sie sind doch meine eigene Nase!"
Der Herr, der die Nase war, sah den Major an, und seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen.
"Sie irren, mein Herr. Ich existiere an sich. Darüber hinaus sind engere Beziehungen zwischen Ihnen und mir auch gar nicht möglich. Nach den Knöpfen Ihrer Uniform zu urteilen, gehören Sie zu einem anderen Ressort."
Nach diesen Worten wandte sich der Herr, der die Nase war, von Kowaljow ab und fuhr fort zu beten. (...)


(aus "Die Nase" von Nikolai Gogol; 1809-1852)
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