Inhalt
6. Die sechs Tage oder Zeiten, die ebenso viele aufeinanderfolgende Zustände der
Wiedergeburt des Menschen sind, verhalten sich im allgemeinen so:
7. Der erste
Zustand ist der, welcher vorausgeht, sowohl von der Kindheit an, als zunächst
vor der Wiedergeburt, und wird genannt Leere, Öde und Finsternis. Und die erste
Bewegung, welche ist die Barmherzigkeit des Herrn, ist der Geist Gottes schwebend
(motitans se) über den Angesichten der Wasser.
8. Der zweite Zustand ist,
wenn unterschieden wird zwischen dem, was des Herrn ist, und dem, was des Menschen
Eigenes ist. Was des Herrn ist, wird im Worte genannt Überreste, und hier sind
es vornehmlich Kenntnisse des Glaubens, die er von Kindheit an erlernt hat. Diese
werden verborgen gehalten und liegen nicht offen zu Tage bevor er in diesen Zustand
kommt. Dieser Zustand findet heutzutage selten statt ohne Versuchung, Unglück,
Betrübnis, die machen, daß das, was des Leibes und der Welt ist, somit das, was
Eigenes ist, ruht, und gleichsam stirbt. So wird, was dem äußeren Menschen angehört,
getrennt von dem, was dem inneren angehört; im inneren sind die Überreste, die
vom Herrn bis zu dieser Zeit und zu diesem Gebrauch verborgen gehalten werden.
9. Der dritte Zustand ist der der Buße. In diesem spricht er aus dem inneren
Menschen fromm und demütig und bringt Gutes hervor, wie die Werke der Liebtätigkeit,
die jedoch noch unbeseelt sind, weil er meint, (er tue sie) aus sich, und sie
werden genannt zartes Kraut, dann Samenkraut, hernach Fruchtbaum.
10. Der
vierte Zustand ist, wenn er angeregt wird von der Liebe und erleuchtet vom Glauben.
Zuvor sprach er zwar Frommes und brachte Gutes hervor, aber aus dem Zustand der
Versuchung und Beängstigung, nicht aus Glauben und Liebtätigkeit. Darum werden
jene im inneren Menschen nun angezündet, und heißen die zwei Lichter.
11.
Der fünfte Zustand ist, daß er aus dem Glauben spricht, und sich aus ihm im Wahren
und Guten bestärkt. Was er alsdann hervorbringt, ist beseelt und wird genannt
Fische des Meeres und Vögel der Himmel.
12. Der sechste Zustand ist, wenn
er aus dem Glauben, und infolgedessen aus der Liebe Wahres spricht und Gutes tut.
Was er jetzt hervorbringt, wird genannt lebende Seele und Tier. Und weil er jetzt
anfängt, wie aus dem Glauben, so auch zugleich aus der Liebe zu handeln, wird
er ein geistiger Mensch, der Bild genannt wird. Sein geistiges Leben findet Vergnügen
und Nahrung in dem, was zu den Kenntnissen des Glaubens, und in dem, was zu den
Werken der Liebtätigkeit gehört. Diese heißen seine Speise, und sein natürliches
Leben findet Vergnügen und Nahrung in dem, was dem Leib und den Sinnen angehört.
Hieraus entsteht ein Kampf, bis daß die Liebe herrscht und er ein himmlischer
Mensch wird.
13. Die wiedergeboren werden, kommen nicht alle zu diesem Stand,
sondern einige; und zwar der größte Teil heutzutage bloß zum ersten. Einige nur
zum anderen, einige zum dritten, vierten, fünften, selten zum sechsten, und kaum
jemand zum siebenten.
Innerer Sinn
14. Im Folgenden
wird unter dem Herrn einzig verstanden der Welt Heiland Jesus Christus, und Er
heißt Herr ohne die übrigen Namen; als Herr wird Er anerkannt und angebetet im
gesamten Himmel, weil Er alle Gewalt hat in den Himmeln und auf Erden; Er hat
es auch geboten, indem Er sagte: "Ihr heißet Mich Herr, und saget recht daran;
denn Ich bin es": Joh.13/13. Auch haben Seine Jünger Ihn nach der Auferstehung
Herr genannt.
15. Im gesamten Himmel weiß man auch keinen anderen Vater, als
den Herrn, weil Er der Eine ist, wie Er selbst gesagt hat: "Ich bin der Weg, und
die Wahrheit, und das Leben; da spricht Philippus: zeige uns den Vater; und spricht
zu ihm Jesus: so lange Zeit bin Ich bei euch, und du kennest Mich nicht, Philippus;
wer Mich gesehen, hat den Vater gesehen; wie sprichst du denn: zeige uns den Vater;
glaubest du nicht, daß Ich im Vater bin und der Vater in Mir ist; glaubet Mir,
daß Ich im Vater bin, und der Vater in Mir": Joh.14/6,8-11.
16. Vers 1:
Im
Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde.
Anfang wird genannt die älteste
Zeit, bei den Propheten hin und wieder die Tage des Altertums, wie auch die Tage
der Ewigkeit. Der Anfang schließt auch in sich die erste Zeit, wenn der Mensch
wiedergeboren wird, denn alsdann entsteht er von neuem und empfängt Leben. Die
Wiedergeburt selbst heißt daher die neue Schöpfung des Menschen. Schaffen, bilden
und machen bedeuten beinahe überall in den prophetischen Schriften wiedergebären,
mit einem Unterschied, wie bei Jes.43/7: "Jeden, der gerufen ist in Meinem Namen,
den habe Ich auch zu Meiner Herrlichkeit geschaffen, ihn gebildet und auch ihn
gemacht".
Darum wird der Herr genannt Erlöser, Bildner von Mutterleibe, Macher,
wie auch Schöpfer z.B. bei
Jes.43/15: "Ich Jehovah, euer Heiliger, der Schöpfer
Israels, euer König".
Ps.102/19: "Ein geschaffenes Volk wird loben den Jah".
Ps.104/30: "Du sendest Deinen Geist aus, sie werden geschaffen werden, und
Du erneuerst die Angesichte des Landes".
Daß der Himmel bedeutet den inneren
Menschen, und die Erde vor der Wiedergeburt den äußeren, mag aus dem Folgenden
ersehen werden.
17. Vers 2: Und die Erde war eine Leere und Öde; und Finsternis
auf den Angesichten des Abgrundes, und der Geist Gottes schwebend über die Angesichte
der Wasser.
Der Mensch vor der Wiedergeburt wird genannt eine leere und
öde Erde, auch ein Land, dem nichts Gutes und Wahres eingesät ist. Leer ist, wo
nichts Gutes, und öde, wo nichts Wahres ist, daher Finsternis, d.h. Stumpfsinn
und Unwissenheit in allem, was zum Glauben an den Herrn und somit zum geistigen
und himmlischen Leben gehört; ein solcher Mensch wird beschrieben vom Herrn durch
Jerem.4/22,23,25:
"Dumm ist Mein Volk, Mich kennen sie nicht; törichte Söhne sind sie, und nicht
verständig, weise zum Böses tun, und Gutes zu tun wissen sie nicht; Ich sah hin
zur Erde, und siehe, eine Leere und Öde, und zu den Himmel auf, und kein Licht
derselben".
18. Die Angesichte des Abgrundes sind seine Begierden und die
Falschheiten aus diesen, aus denen und in denen er leibt und lebt. Weil er kein
Licht hat, so ist er wie ein Abgrund oder eine dunkle verworrene Masse. Solche
heißen auch hin und wieder im Worte Abgründe und Meerestiefen, die ausgetrocknet
oder abgeödet werden, ehe der Mensch wiedergeboren wird, wie bei
Jes.51/9-11:
"Wache auf wie in den Tagen des Altertums, in den Geschlechtern der Ewigkeiten;
bist nicht Du es, Der austrocknet das Meer, die Wasser des großen Abgrundes, Der
setzt die Tiefen des Meeres zu einem Wege, daß hinübergehen möchten die Erlösten;
die Erlösten Jehovahs mögen zurückkehren". Ein solcher Mensch, wenn er aus dem
Himmel angesehen wird, erscheint auch wie eine schwarze, leblose Masse. Dieselben
Worte schließen im allgemeinen in sich die Abödung des Menschen, wovon bei den
Propheten mehreres. Dieselbe geht der Wiedergeburt voraus, denn ehe der Mensch
das Wahre wissen und vom Guten angeregt werden kann, ist zu entfernen, was hindert
und was widerstreitet. So muß der alte Mensch sterben, ehe denn ein neuer empfangen
werden kann.
19. Unter Geist Gottes wird verstanden die Barmherzigkeit des
Herrn, von welcher ausgesagt wird, sie schwebe, wie die Henne pflegt über die
Eier hin, hier über das, was der Herr beim Menschen verbirgt, und hin und wieder
im Wort Überreste genannt wird. Es sind Erkenntnisse des Wahren und Guten, die
nicht ans Licht oder an den Tag kommen, ehe das Äußere abgeödet ist. Diese Erkenntnisse
werden hier genannt Angesichte der Wasser.
20. Vers 3: Und Gott sprach:
Es sei Licht, und es ward Licht.
Das erste ist, daß der Mensch zu wissen
beginnt, daß das Gute und Wahre etwas Höheres ist. Ganz äußerliche Menschen wissen
nicht einmal, was gut und was wahr ist. Denn sie meinen, alles, was Gegenstand
der Selbstliebe und Weltliebe ist, sei gut, und meinen, alles, was jene Liebe
begünstigt, sei wahr. Sie wissen somit nicht, daß jenes Gute böse ist, und daß
jenes Wahre falsch ist. Wenn aber der Mensch von neuem empfangen wird, fängt er
zuerst an zu wissen, daß sein Gutes nicht gut ist. Und wenn er noch mehr zum Lichte
kommt, daß der Herr ist, und daß der Herr das Gute und Wahre selbst ist.
Daß
man wissen muß, daß der Herr ist, sagt Er selbst bei
Joh.8/24: "Wenn ihr nicht
glaubet, daß Ich bin, werdet ihr sterben in euren
Sünden".
Dann daß der Herr
das Gute selbst oder das Leben, und das Wahre selbst oder das Licht und somit,
daß kein Gutes und Wahres ist, außer vom Herrn, auch bei
Joh.1/1,3,4,9: "Im
Anfang war das Wort, und das Wort
war bei Gott und Gott war das Wort. Alles ist durch dasselbe gemacht und ohne
dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In Ihm war das Leben, und das Leben
war das Licht der Menschen. Das Licht aber scheinet in der Finsternis. Er war
das wahrhaftige Licht, das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt".
21. Vers 4,5: Und Gott sah das Licht, daß es gut, und Gott schied zwischen
dem Licht und zwischen der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag und die Finsternis
nannte Er Nacht.
Das Licht heißt gut, weil es vom Herrn kommt, Der das
Gute selbst ist. Finsternis ist, was, ehe der Mensch von neuem empfangen und geboren
wird, erschien wie Licht, weil das Böse wie Gutes und das Falsche wie Wahres er(scheint),
aber es ist Finsternis, und das Eigene des Menschen, das bleibt. Alles, was des
Herrn ist, wird dem Tage verglichen, weil es dem Licht angehört, und alles Eigene
des Menschen wird der Nacht verglichen, weil es der Finsternis angehört; so häufig
im Worte.
22. Vers 5: Und
es war Abend, und es war Morgen, der erste Tag.
Was der Abend ist, und
was der Morgen ist, läßt sich schon aus dem Bisherigen ersehen. Abend ist jeder
vorhergehende Zustand, weil er ein Zustand des Schattens oder der Falschheit und
des Unglaubens ist. Der Morgen ist jeder folgende Zustand, weil er ein Zustand
des Lichtes oder der Wahrheit und der Glaubenserkenntnisse ist. Abend bedeutet
im allgemeinen alles was Eigenes des Menschen ist, Morgen aber, was des Herrn
ist, wie bei David:
2.Sam.23/2-4: "Der Geist Jehovahs redete in mir, und Seine Rede (war) auf meiner
Zunge. Es sprach der Gott Israels, zu mir redete der Fels Israels: Er ist wie
das Licht des Morgens, wenn die Sonne aufgeht, des Morgens ohne Wolken, wenn vom
(Sonnen-) Schein, vom Regen, zartes Kraut aus der Erde (wächst)".
Weil
es Abend ist, wenn kein Glaube, und Morgen, wenn
Glaube ist, so wird das Kommen
des Herrn in die Welt der Morgen genannt, und die Zeit, wann Er kommt, wird, weil
alsdann kein Glaube ist, der Abend genannt.
Dan.8/14,26: "Der Heilige sprach
zu mir, bis zum Abend, wenn es Morgen wird, zweitausend und dreihundert".
In gleicher Weise wird der Morgen im Worte genommen für jedes Kommen des Herrn,
somit ist es ein Wort der neuen Schöpfung.
23. Daß der Tag für die Zeit selbst
genommen wird, ist sehr gewöhnlich im Wort, wie bei
Jes.13/6,9,13,22: "Nahe
ist der Tag Jehovahs. Siehe, der Tag Jehovahs kommt. Ich will den Himmel erschüttern,
und erbeben wird die Erde von ihrer Stelle, am Tage der Glut Meines Zorns. Nahe
gekommen ist ihre Zeit, und ihre Tage werden nicht verzögert werden".
Jes.23/7,15:
"In den Tagen des Altertums ist ihr Altertum. Es wird geschehen an jenem Tage,
der Vergessenheit wird übergeben werden Tyrus siebzig Jahre, nach den Tagen eines
Königs".
Weil der Tag für die Zeit (steht), wird er auch für den Zustand
derselben Zeit genommen wie bei
Jerem.6/4: "Wehe uns, weil sich geneigt hat
der Tag, weil sich gedehnt haben die Schatten des Abends", und
Jerem.33/20,25:
"Wenn ihr vereitelt meinen Bund des Tages, und meinen Bund der Nacht, daß nicht
Tag ist, und Nacht zu seiner Zeit".
Jerem.Klagel.5/21: "Erneuere unsere Tage,
wie vor Alters".
("Über
das erste und zweite Buch Mose" von Emanuel von Swedenborg; 1688-1772)
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