Das neue Haus am Ring – Die Wiedereröffnung

„Mit antiösterreichischen Demonstrationen in meiner Geburtsstadt Brünn hatte sie (meine Existenz) begonnen, die Zerreißung Österreichs war ihre Jugend, Österreichs Vergewaltigung und Schädigung die Mitte, Zorn und Qual durch Österreich, Hoffnung auf Österreich und Sehnsucht nach Österreich waren die Emigration, Wiederkehr nach Österreich das Alter gewesen. Alles andere blieb Beiwerk. Beruf, vielleicht sogar Berufung, Abenteuer, Erfolg, versäumte und genützte Möglichkeiten, Enttäuschung, Wirken in Werken – alles Beiwerk. (...) Daher befand ich mich an jenem 15. Mai 1955 im Belvedere unter den Zahllosen, die zu Prinz Eugens Schloss emporschauten. Wieder hatte ich meinen österreichischen Pass in der Tasche, um mich, erforderlichenfalls, vor mir selbst zu legitimieren. Dass es zu diesem Tag kommen würde, dem zehn Jahre vergeblichen, verbissenen politischen Feilschens vorangingen, gehörte zu den Wundern, an die ich glaube.“

Ernst Lothar, Das Wunder des Überlebens, Erinnerungen und Ergebnisse, 1961

 

Die Wiedereröffnung des Burgtheaters war ein nationales und internationales Ereignis. Der Tag der Eröffnung war durch die Tradition bestimmt. Denn genau vor 67 Jahren, am 14. Oktober. 1888, war das K. K. Hofburgtheater am Ring eröffnet worden. Nach dem Brand und der Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkrieges sehnte man sich den Wiederaufbau herbei und entwickelte eine enorme Bautätigkeit. Um ihn überhaupt realisieren zu können, war man in den Jahren 1945 und 1946 damit beschäftigt, die Räumungs- und Sanierungsarbeiten voranzutreiben. Im Dezember 1950 entschied sich das Ministerium, das Projekt von Professor Michael Engelhardts zur Ausführung zu bringen, nachdem festgestellt worden war, dass man die Eisenkonstruktionen des Zuschauerraums noch verwenden konnte. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass Vorschläge von Professor Otto Niedermoser bezüglich der Proszeniumslogen eingearbeitet werden sollen. Da zunächst der Plan bestanden hatte, das Burgtheater erst nach der Staatsoper wieder zu eröffnen, wurde in der Zeit von 1947 bis 1953 nur ein Drittel der Baumaßnahmen in Angriff genommen. Erst als 1953 die Bundestheaterbauten einer gesicherten Finanzierung zugeführt wurden, konnte die gesamte Energie auf den Wiederaufbau gerichtet werden. Ursprünglich war eine Bausumme von 60 Millionen Schilling geplant. Tatsächlich kostete der Wiederaufbau mehr als die doppelte Summe (ca. 10 Millionen Euro).

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Genau zehn Jahre, sechs Monate und zwei Tage hat es gedauert, bis der 16 Tonnen schwere eiserne Vorhang sich zum ersten Mal wieder hob. Insgesamt wirkten, wie der Neue Kurier (14. Oktober. 1955) berichtete, 25 Architekten und Künstler und 1200 Arbeiter mit, um den Wiederaufbau des Burgtheaters in die Tat umzusetzen. Bevor 1947 jedoch mit der eigentlichen Arbeit begonnen werden konnte, mussten 160 Eisenbahnwaggons voller Eisenschrott und 720 Waggons mit Bauschutt weggeschafft werden. Die „Bausteine des neuen Burgtheaters“ waren 1,75 Millionen Ziegel, 2600 Tonnen Stahl, 4800 Tonnen Zement und 3200 Kubikmeter Holz.

Am 14. Oktober 1955 war die Ringstraße für den Verkehr gesperrt. Nur der Bundespräsident Körner durfte über die Ringstraße zum Burgtheater fahren. Als er seine Loge im ersten Rang rechts – Loge 1 – betrat, erhoben sich alle geladenen Gäste von ihren Sitzen. Die Loge Nummer 2, direkt neben der des Bundespräsidenten, war ursprünglich dem Erzbischof Kardinal Dr. Innitzer reserviert gewesen. Den Platz des verstorbenen Erzbischofs nahm stattdessen der Bischof Dr. Jachym ein. Die hinteren Logen waren den Künstler und Intendanten aus dem Ausland vorbehalten. Auf der Bühne wurde eine Tribüne aufgestellt, auf der alle Mitglieder des Burgtheaters – Schauspieler/innen und Bühnenarbeiter – Platz nahmen.. Die Regierungsvertreter wurden in die beiden Festlogen plaziert. Da die Philharmoniker mehr Platz brauchten, begann der Zuschauerraum erst mit der dritten Reihe. Die vordersten Reihen des Zuschauerraums waren für Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft reserviert. Rechts von ihnen nahmen hohe Regierungsbeamte und Wirtschaftsfunktionäre, links davon saßen die Landeshauptleute und Landtagspräsidenten aus allen Bundesländern ihre Plätze ein. Die vorletzte Parterrereihe wurden den Staatspreisträgern zugewiesen, und im Stehparterre freuten sich je hundert von der Hochschülerschaft ausgesuchte Studenten, dass sie dem Festakt und den beiden Premierentagen beiwohnen konnten. Der erste und zweite Rang war für die Verleger und Journalisten bestimmt.

Dem Direktor Adolf Rott war sehr daran gelegen, dass die Eröffnung des Burgtheaters vor der Staatsoper erfolge. Rotts begründete sein Insistieren der Regierung gegenüber damit, dass das Hofburgtheater zu Kaisers Zeiten die größere Bedeutung als die Oper besaß. Rotts Strategie war von Erfolg gekrönt. Die Staatsoper wurde erst zwei Wochen später feierlich eröffnet. Nur geladene Gäste konnten dem Staatsakt zur Wiedereröffnung des Burgtheaters am 14. Oktober und dem ersten Abend am folgenden Tag beiwohnen. Hedwig Bleibtreu wurde als ältestes und prominentestes Mitglied am Arm von Direktor Rott und Albin Skoka ins Burgtheater geleitet. Neben der Schauspielerin Bleibtreu nahm Hofrat Otto Tressler als der älteste Burgschauspieler an der feierlichen Eröffnung teil. Vorbei an den „Theaterdienern“, die alte Gala-Uniformen trugen, schritten die geladenen Gäste die Feststiege empor.

Otto Tressler war 1896 ans Burgtheater gekommen und sah zur Eröffnung in einem persönlichen Rückblick auf die Veränderungen zurück, die die Welt in den fast 60 Jahren seit seines ersten Engagements genommen hatte: „Mein erstes Auftreten als Sittig in ´Bürgerlich und romantisch` kam, ich gefiel und blieb bis zum heutigen Tage an meinem so sehr geliebten Burgtheater. Es ging auf und ab, nicht nur in meinem künstlerischen Dasein, ich erlebte den Glanz und den Untergang der Monarchie, die großzügige Übernahme des ´Hof`-Theaters durch die neue Regierung, ich musste so manchen lieben, geschätzten Kollegen zu seiner letzten Ruhestätte begleiten, ich erlebte 23 Direktoren, spielte fast alle Rollenfächer, feierte diverse Jubiläen und, wenn Gott will, nächstes Jahr, das meiner 60jährigen Zugehörigkeit zum Burgtheater. So vieles hat sich gewandelt, aber meine Liebe zu diesem Hause ist stark und groß wie eh.“ (Tageszeitung, 14. Oktober 1955).

Fünf Maurer- und Steinmetzmeister hatten vor der Rede des Unterrichtsministers Dr. Drimmel seitlich auf der Bühne Aufstellung genommen. Sie trugen die Tracht ihrer Zunft mit dem Zunftwappen. Einer von ihnen hielt ein Kissen in den Händen, auf dem der goldene Schlüssel lag, mit dem das Burgtheater eröffnet werden sollte. Der Schlüssel ging von Hand zu Hand. Illig überreichte ihn Drimmel, und der Unterrichtsminister wieder dem Burgtheater-Direktor Adolf Rott, der in den ersten Worten seiner Rede davon sprach, dass er seine Empfindungen nicht in Worte fassen könne: „Es ist unmöglich, Ihnen zu sagen, welche Gedanken und welche Empfindungen durch uns alle hindurch gehen. Worte sind furchtbar arm manchmal, und nie habe ich sie ärmer empfunden als an der Stätte dieser hohen Sprachkultur. Es gibt eigentlich nur ein Wort, das ich sagen möchte mit dem Herzen und mit der Seele, auch dieses wunderbaren Instrumentes: Dank!“. (Zit. in: Hennings, 1974, 138).

Die Wiederöffnung des Burgtheaters wurde von vielen Berichterstattern als ein „Familienfest“ gesehen, mit dem die Wiener „ihr neuestes Burgtheater in altem Gewand“ einweihten. „Unter Fahnen und steinernen Heroen“ wurde die Wiedereröffnung der berühmtesten deutschsprachigen Bühne als ein „Wiedersehen mit der guten alten Zeit“ gefeiert. Der Vergleich mit der Comédie Francaise wurde beschworen, um den Österreicher/innen zu sagen, dass das Burgtheater für jeden deutschsprachigen Europäer das ist, was die Comédie Francaise den Franzosen bedeutet. Und noch eine andere, beide Länder vereinende Überlegung wurde mit Frankreich betrieben. Adolf Rott meinte in seiner Rede voll düsteren Humors, dass nur ein Posten so gefährdet ist wie derjenige des Burgtheater-Direktors, nämlich der des französischen Ministerpräsidenten. Rott sah die Aufgabe des traditonsreichen Hauses gleichsam außerhalb der Zeit: „Ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie heute von mir ein Programm erwarten. Ich habe Arbeit, viel Arbeit. Ich weiß nichts über den Erfolg. Ich kann Ihnen keine perfektionierende Erfolgsserie vorsetzen. Aber ich glaube, wenn das Theater Spiegel und Ausdruck der Zeit ist, dann werden Sie es, meine Damen und Herren, so spiegeln, dass wir hier heroben vollendet Theater spielen. Und Sie wissen überhaupt, dass Erfolg ein hartes Wort ist: die großen Söhne dieses Landes haben vom Erfolg nichts gewusst. Sie haben unsere Seele und unser Herz reicher gemacht und bereichern uns tagtäglich. Erfolg ist etwas für den Augenblick, und das, was das Burgtheater darstellt, ist etwas Ewiges.“ (Burgtheater-Archiv, 1955, o.S.).

Rott betonte in seiner Rede außerdem noch, dass kein deutsches Theater über ein solches Ensemble an Zahl und Güte verfügt. Ohne diese schöpferischen Persönlichkeiten, so Rott, gebe es kein deutsches Theater und wahrscheinlich auch keinen deutschen Film. Für Rott lassen sich die großen Schwierigkeiten an der langen Kette der Direktoren erkennen, „deren vorläufiges Schlussglied ich bin, aber hinter mir sitzt noch ein halbes Dutzend, das es einmal versucht hat, auf dem Sessel, der so wackelt wie der Stuhl des französischen Ministerpräsidenten. Aber ich werde keine Arbeit und Mühe scheuen, denn ich glaube an meine Mission, weil ich weiß, auch wenn ich persönlich abtreten muss, dass immer noch im rechten Augenblick der rechte Mann kam, um zu retten und weiter zu führen, was sich Burgtheater nennt.“ (Zit. in: Schweizer Illustrierte, 17. Oktober, 1955).

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„Das intimste große Theater, das sich denken lässt“

Hans Weigel beschwor die Eröffnung des Burgtheaters als einen „Festtag der Befreiung“. Ganz Wien beging den Samstag, 15.10.1955, mit Illuminationen, Feuerwerken und Platzkonzerten, während im Burgtheater Don Carlos Premiere hatte. Die fröhliche Musik, die gedämpft von den Straßen ins Burgtheater und in die Einsamkeit des Escorials drang, hatte für Weigel keine dissonante Wirkung, sondern erschuf sogar eine „Harmonie höheren Sinns“: „Die Befreiung Österreichs feiert sich selbst in der vom glücklichen Zufall für diese Wochen angesetzten Auferstehung der beiden großen Bühnen, an denen das ganze Volk hängt; und die Befreiung des Burgtheaters wurde erst an diesem Abend verwirklicht, als nach dem pflichtschuldig festspielhaften und resonanzarmen Gepränge der Eröffnungswoche hier zum erstenmal echtes, blutvolles Theater stattfand. (...) Man ´zieht den Vorhang` im Burgtheater bekanntlich nicht, die Schauspieler nehmen den Dank nicht persönlich entgegen, so dass sich der Beifall ganz spontan und gewissermaßen platonisch äußert. Um so bemerkenswerter war der gewaltige Jubel des ganzen Hauses, eine unangesagte Demonstration und die unfahrplanmäßig verspätete echte Feier der Wiedereröffnung.“ (Weigel, 1961, 135).

Weigel dachte in der aktuellen Berichterestattung (Bildtelegraph, 15.10.1955) über die Rührung nach, die man in dem Augenblick empfinden wird, auf den man zehn Jahre lang gewartet hat. Weigel hatte einander widersprechende Aussagen über die Restaurierung gehört, die Schauspieler seien begeistert, die Experten hingegen skeptisch, sie sprachen „von einem ´Gautheater`, einem Großkino, einem Nobelrestaurant“. Doch all diese Strategien dienten für Weigel einzig und allein dazu, um sich von den Emotionen nicht übermannen zu lassen. Weigel gibt den Schauspielern recht, dass das Burgtheater wieder ein schönes Haus geworden ist, festlich nach Gebühr, „das intimste große Theater, das man sich denken lässt, immer noch das alte Haus und doch im guten Sinn neu“. Das von einem Freund als „großen Bruder des Akademietheaters“ verstandene Haus will Weigel dadurch ehren, dass er seine kritische Lupe in die Tasche steckt. Weigel schließt mit dem Bekenntnis, dass er stolz sei und auf sein Burgtheater nichts kommen lasse.

Das kulturelle Wien war, so der Bericht des „Bildtelegraphen“, war auf die hinteren Reihen und die Galerien „verbannt“ worden, um für National-, Bundes-, Hof- und sonstige Räte Platz zu schaffen. „Verkehrte Welt: Was Rang hatte, saß im Parkett, was Namen hatte, musste mit dem Rang vorliebnehmen.“ Der Schauspieler Heinz Conrads mokierte sich über die Verteilung der Sitzplätze und meinte: „Das nächstemal, wenn´s einen Wald eröffnen, dann werden die Schauspieler in der ersten Reihe sitzen und die Förster am Juché!“.

Die Fernsehübertragung der Eröffnung im Forum-Kino fiel einer technischen Panne zum Opfer. Eine Röhre für den Riesenprojektor war geplatzt. Auch die Reserveröhre funktionierte nicht. Man wartete auf die noch in der Nacht aus den Niederlanden per Flugzeug abgeschickten Röhren, um wenigstens die Übertragung von Grillparzers König Ottokars Glück und Ende dem interessierten Publikum zeigen zu können. Die Wienerinnen und Wiener schritten bis lange nach Mitternacht durch die großen Tore des Burgtheaters in das hell erleuchtete Foyer und somit in das Haus, „dem die Sehnsucht des kleinen Mannes gilt, der es vielleicht noch nie betreten hat, aber durch sein Steuergeld aufbauen half.“ (Bildtelegraph, 15. Oktober.1955).

In der Neujahrsjahr-Ausgabe der Neuen Wiener Tageszeitung erörterte Heinz Kindermann zweieinhalb Monate nach der Wiedereröffnung Gedanken über „Burgtheaterprobleme – heute und morgen“. Mit moderateren Worten führte er die Argumentation fort, die er während der NS-Zeit vertreten hatte. So wünscht Kindermann dem Burgtheater ein Stammpublikum aus allen Generationen und allen Schichten beschieden sein möge. Zehn Jahre nach dem Ende des tausendjährigen Reiches beschwor Kindermann das „Riesenreservoir der zweitausendjährigen Weltdramatik der Vergangenheit“: „In diesem Bereich aber erwartet die Dramaturgen des Burgtheaters eine Aufgabe, die, so schwierig sie anmuten mag, gelöst werden muss, wenn das Burgtheater sich nicht nur in ausgefahrenen Bahnen bewegen soll. Jedes Zeitalter nimmt nämlich ein anderes Auswahlprinzip aus dem Zweitausendjahr-Reservoir vor.“

 

Im freien Österreich

Der Wiederaufbau des Burgtheaters wurde gemeinsam mit der der Staatsoper und dem des Stephansdoms als das Symbol eines Erneuerungswillens gesehen, der sich nach den Worten des Ministers Drimmel gläubig und stark in jenen Tagen erhob, in denen die Not am größten war. Das neue Haus am Ring ist nicht nur „Zeuge einer pietätvollen Gesinnung, sondern das Monument des kulturellen Wollens eines Volkes, dem ein aus einer großen Vergangenheit überkommener Besitzstand nicht unerträgliche Last, sondern Antrieb und Herausforderung sind.“ (Oberösterreichische Nachrichten, 17. Oktober 1955).

Hans José Rehfisch war als als Burgtheater-Autor einer der Ehrengäste bei den Eröffnungsfeierlichkeiten und vertrat in Wien in seiner Funktion als Präsident den Verband Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten. In seinem Text Im Burgtheater des freien Österreich wusste Rehfisch zu berichten, dass die Tanzmädchen im Wiener Nachtlokal ihn als späten Gast gefragt haben, wie Ewald Balser den Ottokar „angefasst“ hat. Und der Hausdiener im Hotel wollte wissen, ob denn Hedwig Bleibtreu den Schillerprolog ohne Souffleuse gesprochen habe. Dem „hübschen Tanzmädchen“ wurde vom Rehfisch die Frage beantwortet, er wollte sie nicht ohne das Wissen der Hochkultur lassen, während sie am Abend der Eröffnung einer anderen Arbeit nachgehen musste: „Nicht als einen Napoleon des Mittelalters, auch nicht als einen vom Glanz des Gottesgnadentums umflossenen, aber durch schicksalsmäßige Verstrickung in Schuld und Untergang geratenen Helden – sondern als einen vom Machtrausch besoffenen, brutalen, heimtückischen Menschenschinder mit leerem Herzen und leerem Kopf, als einen mordsschlechten Kerl, dessen Überheblichkeit jäh verwittert vor dem Anhauch des Schicksals und einer Zerknirschung weicht, die den Zuschauer aufatmen lässt: ´Seht, so sterben die Bösen.`“. Rehfisch lässt auch einen Gast aus Westdeutschland zu Wort kommen, der im Rahmen einer Diskussion zur „Europäischen Theaterausstellung“ die rhetorische Frage stellte: „Gibt es wohl noch eine zweite Stadt, die mitten im Arbeitsmonat Oktober tausend und mehr berufstätige Menschen aus allen Ländern Europas dazu bewegen könnte, zwanzigstündige und längere Eisenbahnfahrten zu unternehmen, um – einer Klassikeraufführung beizuwohnen?“. (Die andere Zeitung, 27. Oktober 1955).

Ein gigantisches Bauvorhaben wurde in die Tat umgesetzt. Da die große Summen an Steuergeldern in den Wiederauf geflossen sind, hat die österreichische Bevölkerung ihren Teil dazu beigetragen, um wieder in ihr geliebtes Burgtheater gehen zu können. Eine „musische Opferbereitschaft“, so Josef Laßl in den Oberösterreichischen Nachrichten (17. Oktober 1955), haben es ermöglicht, das Burgtheater wieder aus Schutt und Asche erstehen zu lassen. (...)


aus "Das Burgtheater 1955 -2005" von Klaus Dermutz
Mit einem Essay von Klaus Bachler
Das Burgtheater ist in Österreich eine Art Nationalheiligtum und wurde seit seiner Gründung im Jahr 1776 wie kein anderes Theater geliebt und gehasst. Besonders im Sperrfeuer der Kritik stehen jeweils die Direktoren; so hat etwa Claus Peymann mit der Uraufführung von Thomas Bernhards "Heldenplatz" für landesweiten Aufruhr gesorgt.
Klaus Dermutz zeichnet ein faszinierendes und facettenreiches Porträt der traditionsreichen Bühne vom Beginn der Zweiten Republik bis zum 50-jährigen Jubiläum der Wiedereröffnung am 14. Oktober 2005.
Direktor Klaus Bachler reflektiert in seinem Beitrag die Aufgaben des Burgtheaters am Beginn des 21. Jahrhunderts.(Deuticke Verlag; 2005)

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