Es ist alles eitel
(zu
Prediger 1,2)
Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit
auf Erden.
Was dieser heute baut, reist jener morgen ein:
Wo itzund Städte
stehn, wird eine Wiese sein,
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden:
Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist Morgen Asch und Bein
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten
Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't.
Noch will was ewig ist
kein einig Mensch betrachten!
(von Andreas Gryphius;1616-1664)