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Christian Kracht: "Air"
In der kleinen schottischen Hafenstadt Stromness auf den Orkney-Inseln, hoch im kalten europäischen Norden, lebt Paul, ein Schweizer Dekorateur und Inneneinrichter und geht seiner profanen Erwerbsarbeit nach, der Heiminszenierung: leerstehende Immobilien für potenzielle Käufer europaweit und zeitweilig so zu inszenieren, dass diese sich darin sofort ein Leben voller Schönheit und Sinn vorstellen können. Als er ausgerechnet von einem Designmagazin, das keinen Internetauftritt hat, dessen wechselnde Habitus-Ansagen ihn aber schon immer inspiriert und beeinflusst haben, einen zwar obskuren, aber lukrativen Auftrag aus Norwegen erhält, begibt er sich auf eine Reise, die ihn an seine Grenzen und weit darüber hinaus führt: Erst nach Stavanger, zu einem reichlich undurchsichtigen Redakteur namens Cohen und zum Green Mountain Data Centre, einem der größten Cloud-Speicher der Welt, einer Riesenanlage, die er innen befremdlicherweise in einem perfekten Weiß streichen soll, und anschließend bis ans Ende der erfahrbaren Welt.
Christian Krachts verstörender Reiseroman aus dem Geist einer radikalen Romantik erzählt eine faszinierende Geschichte vom Hier und vom Dort, und katapultiert uns aus unserem vielleicht auch nur geträumten Jetzt, aus unserer spätmodernen, leerlaufenden Zivilisation in eine gleißende, verspiegelte Landschaft der Literatur. Unser Leben: ein Traum. (Kiepenheuer & Witsch)
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Lukas Maisel: "Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete"
Sowjetunion, 1983. Stanislaw Petrow lebt ein beschauliches Leben mit seiner Frau Raisa und den beiden Kindern Jelena und Dimitri. Jeder Tag folgt derselben Ordnung. Arbeit, Schule, Piroschki mit Pilzen zum Abendessen. Was ihr "Stasik" den ganzen Tag bei der Arbeit genau macht, weiß seine Familie jedoch nicht. Eine streng geheime Tätigkeit in einem geheimen Städtchen.
Eines Nachts übernimmt Petrow die Schichtleitung für einen erkrankten Kollegen - und wird bei seiner Rückkehr nicht mehr derselbe sein. In einer scheinbar normalen Nacht im Jahr 1983 hat Stanislaw Petrow über das Schicksal der ganzen Welt entschieden.
Lukas Maisel führt uns mit seinem neuen Roman in die Zeit des Kalten Krieges, in der ein Fehlalarm des atomaren Abwehrsystems fast einen Dritten Weltkrieg ausgelöst hätte.
In seiner unverwechselbar eleganten Prosa erzählt er von Zufall und Schicksal - von einer historischen Begebenheit, die gespenstisch aktuell ist. (Rowohlt)
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Franzobel: "Hundert Wörter für Schnee"
Nach "Das Floß der Medusa" und "Die Eroberung Amerikas" erzählt Franzobel in "Hundert Wörter für Schnee" die abenteuerliche Geschichte der Eroberung des Nordpols.
Im Herbst 1897 bringt der US-amerikanische Entdecker und Abenteurer Robert Peary sechs Inughuit, so der Name der im Norden Grönlands lebenden Menschen, auf einem Dampfschiff nach New York. Untersucht sollen sie werden, vor allem aber ausgestellt und hergezeigt. Vier von ihnen sterben schnell an Tuberkulose, einer wird zurückgebracht - der neunjährige Minik aber bleibt. Seine Geschichte - Taufe, Schule, betrügerischer Pflegevater, Flucht - sorgt für Schlagzeilen.
In Franzobels Roman wird Minik nicht nur zum Spielball zwischen der zivilisierten amerikanischen Kultur und der angeblich primitiven eines Naturvolkes. Sein Schicksal ist ein Heldenlied auf den Überlebenskampf eines beinahe ausgestorbenen Volkes, das bewiesen hat, wie der Mensch selbst in der unwirtlichsten Gegend überleben kann. (Zsolnay)
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António Lobo Antunes: "Am anderen Ufer des Meeres"
In seinem neuen Roman begibt sich Weltliterat António Lobo Antunes an die Anfänge des portugiesischen Kolonialkriegs gegen Angola und zeichnet in kunstvoll überbordender Sprache ein gnadenloses Porträt von drei vereinsamten Menschen.
Im Jänner 1961 protestieren die Arbeiter der Baumwollplantagen in der Baixa do Cassanje für bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Bezahlung, doch schon kurze Zeit später wird der Aufstand vom portugiesischen Militär äußerst brutal niedergeschlagen.
Es sind diese Ereignisse, auf die die drei Protagonisten in "Am anderen Ufer des Meeres" zurückschauen - ein hochrangiger Soldat, ein Bezirksverwalter und die Tochter eines Plantagenbesitzers. Lobo Antunes blickt tief hinein in die Gefühlswelt seiner Charaktere, legt Schichten von Gewalt und Rassismus frei und lässt in inneren Monologen die Vergangenheit spuken und die Erinnerungen schwirren.
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkriegs 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. (Luchterhand)
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Friedl Benedikt: "Warte im Schnee vor Deiner Tür"
Was für eine couragierte Frau, was für eine Autorin: Friedl Benedikt war lebensfreudig, tatendurstig, neugierig, zielstrebig. Für Elias Canetti ist die junge Frau, die er 1936 in Wien kennenlernt, "eine geborene Erzählerin". Er wird ihr Lehrer und Geliebter, ihr Lebensmensch bis zu ihrem frühen Tod 1953. Und er fordert sie auf, "jeden Tag zu schreiben". Sie befolgt seinen Rat, auch in London, wohin sie beide nach dem "Anschluss" emigrieren müssen. Drei Romane erscheinen in England, doch das Beste, was sie geschrieben hat, fand sich im Nachlass Canettis und wird hier erstmals veröffentlicht: Aufzeichnungen von Begegnungen mit Freunden und Fremden, Szenen auf der Straße und in Pubs, Eindrücke von Reisen durch das Nachkriegseuropa, die Dinge der Liebe. Eine große Entdeckung.
Friedl Benedikt wurde 1916 in Wien geboren. Sie war die zweitälteste Tochter von Irma und Ernst Benedikt, dem Sohn von Moriz Benedikt und bis 1934 Herausgeber der "Neuen Freien Presse". Nach dem "Anschluss" emigrierte sie 1938 nach Großbritannien. Sie starb 1953 in Neuilly bei Paris. (Zsolnay)
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Ralf Rothmann: "Museum der Einsamkeit"
"Jede wahre, jede leuchtende Kurzgeschichte hat einen romanlangen Schatten" schrieb Ralf Rothmann einmal und stellt es mit "Museum der Einsamkeit"erneut unter Beweis.
Ob er von dem "Budenzauber" eines kleinen Jungen erzählt, der während der Abwesenheit der Eltern den weinenden Bruder tröstet, oder von einer Dozentin, die ihre Mutter in ein Seniorenheim mit seltsamen Kratzspuren an den Türen gibt, ob er einen Handlanger an der Seelenkälte der Maurer oder einen Pfarrer, dessen Tochter stirbt, an Gott verzweifeln lässt - immer offenbart sich uns eine "Wahrheit hinter der Wahrheit", was nicht zuletzt an der Spannkraft und der magischen Genauigkeit von Ralf Rothmanns Sprache liegt.
Um Würde oder ihr Fehlen geht es in diesen neun Erzählungen, in denen die Menschen sich bemühen, dem Ideal eines halbwegs gelungenen Lebens etwas näher zu kommen - oder doch am Ende nicht allzu zerknirscht dazustehen. Vom Alleinsein versehrt sind manche, "Engel auf Krücken", die ahnen, dass es nicht unbedingt Flügel braucht, um über sich und die Umstände hinauszugelangen; Liebe würde schon genügen. (Suhrkamp)
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Martin Suter: "Wut und Liebe"
Marco ist ein Künstler Anfang dreißig. Das Gehalt seiner Freundin Camilla reicht knapp für sie beide. Camilla jedoch hat sich mehr vom Leben erhofft, weshalb sie sich von Marco trennt. Es ist eine Kopfentscheidung, doch wann, wenn nicht jetzt, soll sie ihre Zukunft in die Hand nehmen? Um seine verlorene Liebe zurückzugewinnen, ist Marco zu allem bereit.
Als eine ältere Dame ihm die Chance bietet, zu einem Vermögen zu kommen, lässt er sich auf den zweifelhaften Handel mit ihr ein.
Martin Suter wurde 1948 in Zürich geboren. Seine Romane und die "Business-Class"-Geschichten sind auch international große Erfolge. (Diogenes)
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Charles Lewinsky: "Täuschend echt"
Ein Werbetexter verliert alles auf einen Schlag: Liebe, Geld und Karriere. Dank künstlicher Intelligenz schafft er es, sich wieder aufzurappeln.
Die neue Technik hilft ihm, ein Buch zu schreiben, das große Beachtung findet, weil es angeblich die "Geschichte eines wahren Schicksals" erzählt. Nur eine Frau weiß, dass das nicht stimmt: die ehemalige Geliebte, die den nun so gefeierten Autor schon einmal um alles gebracht hat.
Charles Lewinsky, 1946 in Zürich geboren, ist seit 1980 freier Schriftsteller. International berühmt wurde er mit seinem Roman "Melnitz".
Er gewann zahlreiche Preise, darunter den französischen "Prix du meilleur livre étranger". "Der Halbbart" war nominiert für den Schweizer und den Deutschen Buchpreis. Sein Werk erscheint in 16 Sprachen.
Charles Lewinsky lebt im Sommer in Vereux, Frankreich, und im Winter in Zürich. (Diogenes)
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Adwin de Kluyver: "Niemandsland. Eine antarktische Entdeckungsreise"
Als Adwin de Kluyver auf die Geschichte des (leidenschaftlich) gescheiterten japanischen Antarktisfahrers Nobu Shirase stieß, erwachten seine Liebe zu den Antihelden der südpolaren Entdeckungshistorie wie auch sein Wunsch, selbst seinen Fuß auf den eisigen Kontinent zu setzen.
In "Niemandsland" schildert er seine abenteuerliche Fahrt an Bord des Dreimasters "Europa" und schüttet zugleich in einer Zeitreise durch die Jahrhunderte ein Füllhorn von anrührenden, spannenden und oft komischen Antarktis-Erzählungen aus: Wir lauschen mit ihm den Mythen der Maori, treffen den mürrischen Biologen Johann Reinhold Forster, einen Begleiter James Cooks, Jennie Darlington, eine der ersten zwei Frauen auf dem südlichen Eis, und betrachten Antarktika aus völlig neuen Perspektiven, inklusive derjenigen eines Astronauten, der sie aus dem Weltraum fotografiert.
Adwin de Kluyver, 1968 geboren, ist Autor und Historiker. 2016 promovierte er über die Kulturgeschichte der Polreisen und des Heldentums. Außerdem kuratiert er Ausstellungen und organisiert Filmfestivals auf Vlieland. Für "Niemandsland" wurde er im Jahr 2019 für den "Jan-Wolkers-Preis" nominiert. Adwin de Kluyver lebt und arbeitet in Leeuwarden. (mare)
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Matthias Lore: "Teufels Bruder"
Das Geheimnis der Brüder Mann auf ihrer Italienreise.
Der Roman über die rätselhafte Zeit, als aus dem Schulversager der Autor der weltberühmten "Buddenbrooks" wurde: jene eineinhalb Jahre, die Thomas Mann mit seinem Bruder Heinrich in Italien verlebte. Dabei, so gestand er kurz vor seinem Tod, begegnete er im Sommer 1897 dem Teufel.
Was also widerfuhr dem 22-jährigen Thomas Mann, das den Menschen und Künstler für immer veränderte?
"Teufels Bruder" erzählt von der Sehnsucht nach Liebe und dem schmerzhaften Versuch herauszufinden, wer man wirklich ist. Und von der Mischung aus Rivalität, Vertrautheit, Zuneigung und Hass, die alle Geschwister kennen. Historisch genau, profund recherchiert und zugleich spekulativ. Eine eigenständige Geschichte mit zahlreichen Werkbezügen, fesselnd und erhellend.
Matthias Lohre, Jahrgang 1976, ist Schriftsteller, Historiker und Journalist. (Piper)
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Alexander Schimmelbusch: "Karma"
Ein deutscher Herbst im Zeitalter der KI: eine abgründige, erhellende, rauschhafte Lektüre.
Brandenburg, im Herbst 2033. Mit einem Festakt werden die führenden Köpfe der "Omen SE", des wertvollsten deutschen Technologieunternehmens, in den Ruhestand verabschiedet. Für sie bricht das Zeitalter der Muße an, "die Zeit der Melonen und Feigen".
Gläserne Smarthouses stehen in der unternehmenseigenen Siedlung am Auensee bereit. Dort finden sie zu sich, sie kommen zur Ruhe. Doch am Himmel über den Endmoränen kündigt sich schon ein Wetterleuchten an ...
Alexander Schimmelbusch führt uns an einen Ort in naher Zukunft, wo erschöpfte Bildungsbürger und die Anhänger neuer Diktaturen allein sind mit ihrer Wut und ihrer Sehnsucht, mit invasiven Arten und Technologien. "Karma" ist eine Zukunftsvision, ein Gesellschaftsroman, dem es um nicht weniger geht als "das gute Leben". Aber was ist gut? Wer entscheidet, und wer richtet über wen? Und was richtet sie an, die Anziehung, die Verachtung, auf allen Seiten?
Alexander Schimmelbusch, geboren 1975 in Frankfurt am Main, wuchs in New York auf und studierte an der Georgetown University in Washington. Seine Romane werden von der Kritik gefeiert. 2018 erschien "Hochdeutschland" und wurde ein Erfolg, 2019 gewann der Autor den "Rom-Preis der Deutschen Akademie". Er lebt in Berlin. (Rowohlt)
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Jóhanna Katrín Friðriksdóttir: "Walküren. Frauen in der Welt der Wikinger"
Walküren entschieden in der nordischen Mythologie über das Geschick von Kämpfern auf dem Schlachtfeld. Und auch sterbliche Frauen treten in den isländischen Heldensagen als starke und einflussreiche Figuren auf, die oft eine bedeutende Rolle in den Machtkämpfen ihrer Gemeinwesen spielten.
Die Mediävistin Jóhanna Katrín Friðriksdóttir unterzieht dieses Bild einer Realitätsprüfung und enthüllt auf Grundlage der aktuellsten historischen und archäologischen Forschungen die dynamischen und facettenreichen Lebensrealitäten der Wikingerinnen hinter den Sagen und Legenden.
Die isländischen Sagas sind Geschichten von Krieg und Kampf, Treueschwüren und Verrat, Mord und Rache, Entbehrungen und Siegen. In dieser Literatur waren Frauen oftmals mit einer beträchtlichen Handlungsmacht ausgestattet und in verschiedenen Machtpositionen vertreten. In anderen Bereichen wiederum waren sie jedoch systematisch unterdrückt und ausgeschlossen. Wir lesen von den herzzerreißenden Schicksalen von Mädchen und Frauen, deren traumatische Erfahrungen auch heute noch tief berühren. Der Band bietet einen ausgewogenen Einblick in die Lebenswelten der Wikingerfrauen und zugleich eine Einführung in die dramatische und faszinierende Welt dieser mittelalterlichen Helden- und Heldinnengeschichten aus dem hohen Norden. (C.H. Beck)
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