Kristina Borjesson (Hrsg.): "Zensor USA"
Wie die amerikanische Presse zum Schweigen gebracht wird
Die USA präsentieren sich stets als demokratische Weltpolizei, die für die Werte der freien Demokratie kämpft. Doch in Wirklichkeit herrschen andere Gesetze.
"Die Wahrheit ist das erste Opfer
des Krieges." (Sprichwort)
"Zensor USA" liest sich wie ein Krimi:
atemberaubend, schockierend. Fassungslos verfolgt der Leser unglaubliche
Berichte und begreift, wie die us-amerikanische Presse (und wahrscheinlich nicht
nur diese) zum Schweigen gebracht wird.
Doch die Autoren, allesamt namhafte Journalisten, wehren sich gegen diese Vorgangsweise
und kämpfen für eine Meinungs- und Pressefreiheit, die offenbar in den USA nur
mehr auf dem Papier besteht. Dem Leser werden brisante Geschehnisse geboten,
die jeden Hollywood-Film zum Straßenfeger machen würden. Doch gerade deswegen
bekam sie niemand zu hören, dafür sorgten einflussreiche Firmen und Regierungen
mit gehörigem Druck und massiven Drohungen. Die betreffenden Journalisten, die
ausgezeichnete Recherchearbeit geleistet hatten, wurden genötigt Stillschweigen
zu bewahren oder waren mit Gerichtsprozessen, Kündigung und massiven Repressalien
bedroht und das nicht etwa in einem sogenannten "Entwicklungsland" oder einer
Diktatur - NEIN - in den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten!
Die Recherchen über das Zustandekommen des Irak-Krieges, den Absturz der TWA
800,
über die CIA, den us-amerikanischen
Wahlkampf, etc - allesamt Geschichten, die die Öffentlichkeit nicht in ihrer
gesamten Tragweite kennen lernen sollte und die nun durch mutige und vor allem
kritische Journalisten doch ihren Weg zum breiten Publikum gefunden haben.
Besonders bedrohlich ist die Reportage von Charlotte Dennett über den
Kampf
ums Öl, das heute das Lebenselixier für die gesamte industrialisierte Welt darstellt.
Um seiner habhaft zu werden ist nahezu jedes Mittel recht. Sollte der Widerstand
der vor Ort ansässigen Bevölkerung nicht mit friedlichen Mitteln überwunden
werden, so werden auch brutalere Methoden in Kauf genommen, wie man nicht nur
am Irak-Krieg unschwer erkennen kann.
Die permanente
Realitätsverzerrung des us-amerikanischen Präsidenten hat gewirkt und es
ermöglicht, seine, wie er selbst sagt, "gottgewollte" Mission zur Bekämpfung des
Terrorismus in Form eines Krieges vor den Augen der gesamten Welt zu erfüllen.
Die Kriegsberichterstattung war und ist wiederum gekennzeichnet vom zwanghaften
Bestreben des Pentagon, die Nachrichten zu kontrollieren. So konnten zwar
Reporter mit den Soldaten mitfahren, aber die zuständigen Offiziere hatten die
Befugnis, die Berichte unter Berufung auf die operative Sicherheit zu zensieren
und zurückzuhalten.
Durch den alarmierenden Zustand der us-amerikanischen Pressefreiheit ist es
der Staatsmacht im Rahmen des "Kriegs gegen den Terror" gelungen, ihre Macht
gegen Muslime, Immigranten, Kritiker, Gewerkschafter, etc. ohne gravierende
öffentliche Kritik zum Einsatz zu bringen. Die Ziele dieser repressiven Staatsmacht
waren keineswegs "nur"
Afghanistan
und der Irak, sondern das demokratische System der USA.
Dabei stellt sich nach den Recherchen
von Greg Palast hinsichtlich der Wahl des Präsidenten sowieso die Frage nach
seiner rechtmäßigen Präsidentschaft. Und das wirklich Skandalöse dieser
außergewöhnlichen Geschichte ist, dass sie drei Wochen nach den Wahlen zwar auf
der Titelseite einer einflussreichen Zeitung erschien - allerdings in
Großbritannien.
Dieses Buch ist ein absolutes Muss für jeden politisch
interessierten Menschen, um einen Blick hinter die Fassaden zu werfen, um
hellhöriger zu werden und vor allem kämpferischer, wenn es um Dinge wie Rede-
und Pressefreiheit und um Grundrechte der Demokratie geht.
(Margarete Wais; 08/2004)
Kristina Borjesson (Hrsg.): "Zensor
USA"
(Originaltitel "Into the Buzzsaw: Leading Journalists Expose the
Myth of a Free Press")
Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm, Thomas
Pfeiffer,
Werner Roller und Heinz Tophinke.
Mit einem Vorwort von
Jean
Ziegler.
Pendo, 2004. 448 Seiten.
ISBN 3-85842-577-X.
ca. EUR
24,90.
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Kristina Borjesson ist seit langem als Journalistin und Produzentin tätig. U.a. leitete sie zwei Nachrichtenmagazine bei "CNN", "Fortune" und "Entertainment Weekly" und arbeitete auch für "CBS". Im Zuge einer Recherche über einen mysteriösen Flugzeugabsturz, bei der sie die Haltung der Regierung in Frage stellte, verlor sie ihren Job. Heute produziert und moderiert sie die Nachrichtensendung "Expert Witness Radio Show" für einen unabhängigen Radiosender in New York City.