Katharina Funke: "Zauberpflanzen - Pflanzenzauber"
Hexensalben - Zaubertränke - Liebeselixiere
224 Seiten umfasst das bei Heyne erschienene gebundene Buch von Beate
Funke, das sich rundum mit der Magie von Pflanzen beschäftigt.
Der erste Gedanke beim Betrachten des Buches in dunkelgrünem Umschlag wird nun
am ehesten in Richtung Flugsalben für Hexen oder den angeblichen Liebestrunk für
den Angebeteten wandern, doch dieses Buch hat mehr zu bieten - viel mehr sogar.
Dabei beginnt Beate Funke die Reise zur Pflanzenmagie sehr
bodenständig und bleibt auch im Verlauf des Buches stets
objektiv. Biologische Merkmale von Pflanzen bilden den Einstieg in die
Materie. Hier schon gibt es Bezüge zu nicht wissenschaftlichen
Merkmalen, aber die einzelnen Themen sind wunderbar miteinander
verknüpft, informativ und flüssig zu lesen. So
befasst Funke sich mit der Frage, ob Pflanzen Empfindungen haben
können, geht auf Studien zum Thema ein, bezieht jedoch auch
die Kirlianfotografie und das Phänomen des grünen
Daumens mit ein. In diesem ersten Teil erfährt der Leser
zugleich etwas über die magische Nutzung von Pflanzen in
anderen Kulturen als der westlichen: Welche Bedeutung haben Pflanzen
beispielsweise für Schamanen oder im
Voodoo? In diesem Kapitel
tauchen ebenfalls Naturgeister auf, von Pflanzen als personifizierten
Geistern bis hin zum unsichtbaren Volk - Feen, Kobolden und Elfen -,
die hierzulande zwar als Spinnerei abgetan werden,
beispielsweise in
Island jedoch als Realität gelten.
Im zweiten Teil des Buches werden schon die ersten Pflanzen relativ
ausführlich vorgestellt. Im Mittelpunkt steht der vornehmlich
europäische Volksglauben, seine Wurzeln und seine Entwicklung
von der Bronzezeit bis
Hildegard von Bingen. In diesem Bereich finden
sich zudem einige Randinformationen über Hexen und deren
Verbrennung, doch der Fokus liegt neben der geschichtlichen Entwicklung
auf allgemein heute noch bekannten Heilpflanzen, auf Pflanzen, die im
Volksglauben als Zauber- und Orakelpflanzen verankert sind sowie auf
Giftpflanzen und Pflanzengifte, die - zumeist wegen ihrer
halluzinogenen Wirkung - ebenfalls zum Volksglauben der Zauberpflanzen
zählen, wozu schon
Sergius Golowin
und andere vor Beate Funke publizierten.
Im dritten Teil - und zugleich letztem, sieht man von der lexikalischen
Listung von Pflanzen, dem Register und derlei ab - finden sich dann so
einige Rezepte. Verstreut durch das Buch ist dies auch schon vorher der
Fall, allerdings handelt es sich stellenweise um exemplarische
Beschreibungen von "Hexensalben", die aufgrund ihrer Giftigkeit nicht
zur Nachahmung empfohlen sind. Zum Glück finden sich separat
bei jedem solchen Rezept entsprechende zusätzliche Hinweise.
Im dritten Buchteil jedoch liegt der Schwerpunkt auf
aphrodisierenden
Pflanzen und Rezepten, so dass auch die Leser, die aufgrund des
Buchuntertitels auf solcherlei besonders hofften, fündig werden.
Das Buch wurde reichhaltig illustriert. Hierbei wechseln sich
Zeichnungen und Fotografien ab, teilweise finden sich auch manipulierte
Fotos, die die Atmosphäre des Buches geschickt einfangen und
wiederzugeben vermögen. Insgesamt schwelgt der Leser stets
zwischen informativer bildlicher Darstellung und solcher, die das Thema
des Buches gekonnt unterstützt.
Dass Überschriften und Schrift zudem sehr lesbar, übersichtlich und leicht
voneinander zu unterscheiden gesetzt wurden, steigert das Lesevergnügen noch
einmal zusätzlich, so dass man bei "Zauberpflanzen - Pflanzenzauber" wirklich
von qualitativer, die Lektüre positiv unterstützender Verarbeitung sprechen
kann.
Dieser Titel hält eigentlich für jeden etwas bereit:
Für die esoterisch interessierten Leser bietet er ebenso eine
Fülle an Informationen und Rezepten wie für solche,
die das Buch eher aus einem Wellness-Gedanken heraus oder aus rein
informativen Gründen lesen mögen.
Der einzige Kritikpunkt geht bei aller gebotenen Übersicht
dahin, dass man auf manche Randerscheinung zugunsten einer Vertiefung
bestimmter anderer Themen hätte verzichten können.
Die Aufnahme von Edelsteinen beispielsweise steht nicht wirklich im
Kontext mit dem Pflanzenthema. Davon abgesehen erwarten potenzielle
Leser bei der Lektüre jedoch keine Negativaspekte, sondern
vielmehr eine Fülle an Informationen zu einem guten Preis.
(Tanja Elskamp)
Katharina Funke: "Zauberpflanzen - Pflanzenzauber. Hexensalben,
Zaubertränke und Liebeselixiere"
Heyne-Ludwig, 2007. 224 Seiten.
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Katharina
Funke ist Diplombiologin und beschäftigt sich seit Jahren mit
magischen und mystischen Praktiken, bei denen Pflanzen bzw.
Pflanzeninhaltsstoffe eine Rolle spielen. Für dieses Buch
erschloss sie nicht nur zahlreiche bisher nahezu unbekannte oder
vergessene historische Quellen, sondern befasste sich auch intensiv mit
der Praxis gegenwärtiger
Schamanen,
Medizinmänner,
Hexen und
Magier, die ihre "Künste" mithilfe von magischen
Kräutern, Räuchermischungen und pflanzlichen
Elixieren ausüben.
Noch ein Buchtipp:
Gertrud Scherf: "Zauberpflanzen Hexenkräuter. Mythos und Magie heimischer Wild-
und Kulturpflanzen"
Der Wunsch nach Reichtum, ewiger Liebe, Glück und Gesundheit bewegt die
Menschheit schon seit Urzeiten. In "Zauberpflanzen und Hexenkräuter" berichtet
Gertrud Scherf von Grundbedürfnissen und Wünschen, die sich über die Epochen der
Menschheitsgeschichte kaum verändert haben und in welchem wichtigen Zusammenhang
die Kultur des Menschen mit der Natur steht. Wieso heilen Pflanzen uns, und
welche Wirkungen haben die verschiedenen Gewächse?
Von Alraune und Königskerze bis Eisenhut und Tollkirsche: Jede Pflanze hat ihre
eigenen Geheimnisse. Gertruf Scherf erzählt von der spannenden Symbiose aus
alten Überlieferungen und modernem Pflanzenwissen. Zu jeder Pflanze gibt die
Autorin ausführliche Informationen über ihren botanischen Steckbrief, ihren
Mythos und ihre "Magie". So werden zum Beispiel Rosmarin, Wacholder und Birke
auch Lebensrute genannt, denn sie sollen die Fruchtbarkeit fördern. Ätherische
Öle fördern die Durchblutung, Selblumenwurzeln bilden beim Schütteln in Wasser
einen seifenartigen Schaum und wirken schleimlösend sowie immunstärkend. Bei der
nächsten Erkältung sind die Wirkstoffe dieser Zauberpflanzen eine gute Option zu
ihren chemischen Alternativen. (blv)
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