Banana Yoshimoto: "Federkleid"
Seit
Mai 2007 ist "Federkleid" von Banana Yoshimoto als 155-seitiges
gebundenes Buch des Diogenes-Verlages in deutscher Sprache
erhältlich.
In diesem Roman berichtet die Protagonistin Hotaru in der
Ich-Perspektive von ihrem Erleben - und dies ist gleich zu Anfang recht
aufgewühlt, denn der verheiratete Mann, mit dem sie seit acht
Jahren zusammen ist und nach dem Hotaru ihr gesamtes Leben ausgerichtet
hat, trennt sich von ihr. Hotaru fällt in ein Loch, lebt das
Beziehungsleben monoton allein weiter ... bis sie erkennt, dass es so
nicht weitergehen kann. Sie packt ihre Sachen und verlässt
Tokyo, um eine Weile bei ihrer Großmutter in der kleinen
Heimatstadt zu verbringen.
Hatte Hotaru zunächst gehofft, dort wieder ihre Lebensgeister
wecken zu können, um dann allein ihren Weg in Tokyo
weitergehen zu können, erlebt sie in ihrer Heimat dann viel
Unerwartetes. Sie erinnert sich immer mehr an ihre
Kindheit,
beschäftigt sich mit längst Vergangenem, lernt aber
auch neue Leute kennen. Erstmals in ihrem Leben erkennt und
spürt sie, dass ein Mensch mehr ist als die Summe seiner
Teile, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die man einfach
zulassen sollte, die einem zur Seite stehen. Begleitet von viel
Übernatürlichem blüht Hotaru wieder auf.
Ist der Anfang ein recht typischer - Frau wird von verheiratetem Mann
verlassen, weil dieser sich letztlich für seine Gattin
entscheidet -, geht doch bald nichts in diesem Buch mehr den Weg des
Üblichen. Das bereits erwähnte
Übernatürliche nimmt großen Raum in diesem
Roman ein, bedrängt den Leser jedoch an keiner Stelle. So ist
"Federkleid" kein esoterischer Roman, aber einer, der still und leise
auf die Nuancen des Lebens hinweist. Eben diese Stille, diese
Feinheiten des Lebens, wurden von Banana Yoshimoto auf beeindruckende
Weise eingefangen und von Thomas Eggenberg in der Übersetzung
- nach einigen kleineren Holprigkeiten im ersten Buchdrittel -
erhalten. Und eben dieser Umgang mit der Sprache und die vielen
bildhaften Vergleiche machen die Lektüre nicht nur zu einem
kurzweiligen Vergnügen, sondern zugleich zu einem
entspannenden, berührenden und einem, das einen vielleicht
sogar selbst dazu bringt, das eine oder andere Ereignis im eigenen
Leben zu reflektieren.
"Federkleid" ist ein wundervoller Roman über das Leben und
seine Möglichkeiten, der den Leser mitzureißen
vermag und zugleich in oft vernachlässigte Sphären
abseits des Alltags entführt.
(Tanja Elskamp; 05/2007)
Banana
Yoshimoto: "Federkleid"
(Originaltitel "Hagoromo")
Aus dem Japanischen von Thomas Eggenberg.
Diogenes, 2007. 155 Seiten.
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Banana
Yoshimoto wurde am 24. Juli 1964 geboren.