Heinz-Peter Röhr: "Wege aus der Abhängigkeit"
Destruktive Beziehungen überwinden
Werde,
der du bist! "Zwei Dinge sollen Kinder Von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel." (Johann Wolfgang von Goethe) |
Heinz-Peter Röhr beschreibt anhand des Märchens "Die Gänsemagd" die Entstehung von emotionalem Missbrauch in der Familie. Auf sehr subtile und oft nicht leicht durchschaubare Art gelingt es der Königin im Märchen, die Tochter zu einem abhängigen Wesen zu erziehen. Erst auf Umwegen schafft es das Mädchen, mehr Unabhängigkeit, Verantwortung und Selbstständigkeit zu erreichen. |
Doch
der Weg ist hart, um all die versäumten
Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Vergangenheit
aufzuarbeiten und eigene Wege zu gehen. Lebensberichte von Betroffenen
zeigen eindeutige Parallelen zu den im Märchen erarbeiteten
Details. So berichtet eine Tochter von ihrer immer perfekten Mutter,
die versucht hat, alle Probleme der Tochter zu lösen und es
geradezu genossen hat, wenn neuerliche Probleme auftraten.
Der Autor entblößt die stattfindende Entwertung, den
Terror mit der Sexualität und auch den Liebesentzug als
Maßnahme. Dazu kommen eine Reihe von subtilen
Einschüchterungen, die die Abhängigkeit permanent
verstärken. Die innere Stimme des Betroffenen wird kaum
gehört, und wenn, dann oft zum Schweigen gebracht.
Die abhängige Persönlichkeitsstörung, eine
Unfreiheit, die das Leben vieler Menschen beeinträchtigt, wird
detailliert und gut verständlich dargestellt. Praxisnah und
einfühlsam werden Hintergründe vermittelt und die
Verbindungen zwischen dieser Abhängigkeit und
Suchtverhalten,
psychosomatischen Krankheiten oder
Depressionen
beleuchtet. Doch der Autor lässt den Leser mit dem
möglicherweise entstehenden Ohnmachtsgefühl nicht
alleine, sondern bietet Wege zur Heilung an und beschreibt auf
eindrucksvolle Weise den faszinierenden Entwicklungsweg der
Königstochter.
Er ermuntert, der eigenen Wahrnehmung zu trauen und neue Blickwinkel zu
suchen nach dem Motto: Die menschliche Seele ist unendlich kostbar -
wir sind da, um sie zu entfalten.
Heinz-Peter Röhr ist seit vielen Jahren an der Fachklinik
Fredeburg für Suchtmittelabhängige
psychotherapeutisch tätig.
(Margarete Wais)
Heinz-Peter
Röhr: "Wege aus der Abhängigkeit.
Destruktive Beziehungen überwinden"
dtv, 2008.
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Buchtipps:
Helmut Kolitzus: "Die Liebe und der Suff. Schicksalsgemeinschaft
Suchtfamilie"
Vom Alkohol abhängig: Darunter leiden nicht nur die
Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen, Freunde und
Kollegen. Wie kommt es zu dieser Sucht und vor allem: Was kann man
dagegen tun? Der Autor, der sich mit Suchtkrankheiten intensiv
auseinandergesetzt hat, beschreibt individuelle und gesellschaftliche
Hintergründe, Entstehungsmechanismen und den Verlauf von Sucht
und Co-Abhängigkeit. Er zeigt anhand vieler Fallbeispiele, wie
sich Betroffene aus der Umklammerung der Sucht befreien können
und welche Ansätze zur Prävention es gibt. (dtv)
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Karl Heinz Brisch
(Hrsg.): "Bindung und Sucht"
Alkohol, Drogen, Medikamente oder Computerspiele - vieles kann Menschen
süchtig machen. Dieses Buch macht Zusammenhänge
zwischen Bindung und Sucht deutlich. Internationale renommierte
Forscher und Kliniker zeigen therapeutische und präventive
Möglichkeiten in Zusammenhang mit Suchterkrankungen auf.
Oft beginnt die Sucht mit dem Versuch, großen Stress durch
Suchtmittel erträglicher zu machen, anstatt ihn mit Hilfe von
Bindungspersonen abzubauen. Auslöser können
traumatische Erfahrungen, schwierige psychische Entwicklungsbedingungen
oder unlösbare Konfliktsituationen sein. Meistens tritt eine
kurzfristige Entspannung ein. Besteht der Stress jedoch weiter, wird er
chronisch, dann führt der regelmäßige Griff
zum Suchtmittel schnell in eine psychische und körperliche
Abhängigkeit. Ist erst einmal das Suchtmittel zur "sicheren
Bindungsperson" geworden, wird die Therapie schwierig. Die
Beiträge zeigen eindeutig: Es gibt einerseits einen
Zusammenhang zwischen Bindung und Sucht, andererseits zwischen
Suchtmittel und Bindungsfähigkeit, wobei unterschiedliche
Bindungstypen nach unterschiedlichen Substanzen, also z.B. Opiaten, Ecstasy,
Alkohol, süchtig sein können.
Das Buch wendet sich an: Kinderärzte, Kinderpsychiater,
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, Psychologen,
Pädagogen und Berater sowie Therapeuten, die sich mit der
Diagnostik und Behandlung von psychosozialen und emotionalen
Störungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit
Suchtproblemen und Abhängigkeitserkrankungen
beschäftigen, Hebammen, Geburtshelfer, Stillberaterinnen,
Krankenschwestern, Pädagogen,
Heilpädagogen, Erzieherinnen, Ergotherapeuten,
Krankengymnasten, Sonderpädagogen, Sozialarbeiter, Seelsorger,
Juristen, Politiker und Eltern, die mehr über die
Zusammenhänge von Bindung und Sucht verstehen
möchten. (Klett-Cotta)
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