Peter Ustinov: "Die Reisen des Sir Peter - Alle Geschichten von unterwegs"
Gelesen von Hermann Lause
(Hörbuchrezension)

Peter Ustinov unterwegs: ein Feuerwerk skurriler Beobachtungen, pointierter Weisheiten und liebevoll-boshafter Einblicke in die Eigenarten verschiedener Völkerschaften.


Sir Peter Ustinov war in vielerlei Hinsicht ein ungewöhnlicher Mensch; sowohl aufgrund seiner "vermischten Herkunft" als auch aufgrund der Wege, die er in seinem Leben eingeschlagen hat. Dabei war sein grundlegender Glaube an das Gute im Menschen und auch seine Anklage jener, die dieses immer wieder unterlaufen, von gelegentlich eigenwilliger Gestalt. Ustinov bereiste im Laufe seines Lebens beinahe die gesamte Welt und brachte dabei seine Gedanken zu bedeutenden Ereignissen der Zeit und wichtigen Personen zu Papier.

Das von Herrmann Lause gelesene Hörbuch bietet diese teils überraschenden Gedanken eines Mannes, der zuweilen nicht ungern provozierte, wobei die Hörer darüber hinaus einen Überblick über jene Ereignisse in der Welt bis in das Jahr 2001, welche für Schlagzeilen sorgten, erhalten. Hierbei spielen nicht nur Vorgänge wie der Fall der Berliner Mauer, der Krieg in Jugoslawien, die amerikanischen Präsidentschaftswahlen und das Ende der Apartheidregierung in Südafrika eine Rolle, sondern auch Personen wie z.B. Kofi Annan, Bischof Desmond Tutu, Bill Clinton und Joschka Fischer.

Dieses Hörbuch stellt meines Erachtens ein wertvolles Stück Zeitgeschichte dar, protokolliert von Sir Peter Ustinov, der zeitlebens nicht davor zurückscheute, seine Ansichten schlagfertig, witzig und unmissverständlich kundzutun. Leider handelt es sich nicht um eine Lesung des unvergleichlichen Sir Peter Ustinov höchstpersönlich, worüber die bemühte Nachahmung der typischen Sprachmelodie durch Herrmann Lause nicht so ganz hinwegzutrösten vermag.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2004)


Peter Ustinov: "Die Reisen des Sir Peter - Alle Geschichten von unterwegs"
Hörbuch:
Universal Music, 2004. 2 Audio-CDs.
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Taschenbuch:
Kiepenheuer & Witsch, 2003. 352 Seiten.
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Sir Peter Ustinov wurde am 16. April 1921 in London geboren. Der Vieltalentierte wuchs viersprachig auf und erlernte später zahlreiche weitere Sprachen. Er war unter anderem als Schauspieler, Regisseur, Maler, Bühnenbildner, Conférencier, Stückeschreiber und Schriftsteller tätig. Bekanntheit als Schauspieler erreichte Ustinov Anfang der 1950er Jahre durch seine Charakterrollen in monumentalen Hollywoodfilmen; z. B. als Kaiser Nero in "Quo Vadis" und als Sklavenhändler Lentulus Batiatus in "Spartacus". Diese Rolle brachte ihm einen Oscar. 1964 erhielt er den zweiten, diesmal für seine Verkörperung des Arthur Simpson in "Topkapi". Auch als Agatha Christies belgischer Meisterdetektiv Hercule Poirot bleibt Ustinov unvergessen. Seine letzte Filmrolle war jene des Kurfürsten Friedrich des Weisen im Kinofilm "Luther". Sir Peter Ustinov war ehrenamtlicher Botschafter sowohl der UNESCO als auch der UNICEF. 2001 gründete er in Budapest ein Zentrum für Vorurteilsforschung.
Der in dritter Ehe mit einer Französin verheiratete Ustinov starb am Abend des 28. März 2004 in der Schweiz an Herzversagen.

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Peter Ustinov: "Sir Peters kleines Welttheater"

Staatsmänner, Stars und andere Kollegen
Was haben Humphrey Bogart und Margret Thatcher, Prinz Charles und Jimmy Carter, Yehudi Menuhin und Nelson Mandela gemeinsam? Peter Ustinov hat mit ihnen gedreht oder diniert, sie interviewt und beobachtet, und sie alle spielen mit im großen Welttheater, das Sir Peter mit nicht nachlassendem Erstaunen verfolgt hat: "Politik ist Show-Business. Der entscheidende Moment war, als Präsident Eisenhower seinen Freund, den Schauspieler Robert Montgomery, unschuldig bat, ihm bei seinem Fernseh-Make-up zu helfen. Von da an gab es kein Zurück." Sir Peters unschätzbares Privileg: Er kannte beide Seiten, das Showgeschäft und die internationale Politik. Die Grenzen verschwimmen: "Kraft des Fernsehens werden Krieg, Korruption und Naturkatastrophen so dargeboten, dass sie nicht langweilen, sondern unterhalten."
Peter Ustinov empfand ein gewisses Mitgefühl für Prominente wie Michael Jackson, die in einem Moment geliebt und im anderen an den Pranger gestellt werden. Letztlich geht es immer um Macht: "Es ist ein besonderes Merkmal des Machthungers, dass er sich niemals stillen lässt." Doch "um es mit den Worten eines britischen Obersten zu sagen: 'Ich habe fast keinen Zweifel, dass es noch nicht zu spät ist, die Demokratie auf Vordermann zu bringen' ". (Kiepenheuer & Witsch)
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"Achtung! Vorurteile"
"Nach Jahrhunderten im Untergrund ist das Vorurteil als Maulwurf in unserer Mitte identifiziert worden: als einer der großen Schurken in der Besetzungsliste der Geschichte", schreibt Sir Peter Ustinov. "Es ist verantwortlich für die Missverständnisse zwischen Nationen und Religionen. Als Waffe benutzt es die blanke Unkenntnis."
Und eben auch Bomben. Dass es Vorurteilen im täglichen Umgang wie im globalen Zusammenleben von Völkern und Glaubensgemeinschaften zu begegnen gilt, war dem Autor ein wichtiges Anliegen, doch in den Monaten nach dem 11. September 2001 ergriff er die Initiative: Er gründete ein Zentrum für Vorurteilsforschung, und er beschloss, dieses Buch zu schreiben. Aber natürlich hat er keinen trockenen Forschungsbericht verfasst, sondern einen kurzweiligen Exkurs durch die skurrile Welt der Vorurteile - auch der eigenen nach dem Motto "Wer über Vorurteile urteilen will, fasse sich zuerst an die eigene Nase". Ein Buch voller Ideen und Anekdoten, einmal ironisch, dann wieder ernst, getragen von Optimismus und weisem Humor. Können wir vorurteilsloses Denken lernen? - Das Vorurteil ist ein Bösewicht der Weltgeschichte, sagt Peter Ustinov, und deshalb rückt er dem gefährlichen "Typisch Mann, typisch Emanze, typisch Ami" entschieden auf den Pelz. Und fängt natürlich bei sich selbst an. Eine rasante Reise durch den Dschungel der Vorurteile und das Leben des Sir Peter. (Hoffmann & Campe)
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