Thomas Thiemeyer: "Magma"

Von rätselhaften Kugeln, deren seismische Wellen Erdbeben und Vulkanausbrüche erzeugen


Thomas Thiemeyer, geboren 1963, studierte die Fächer Geografie und Geologie an der Universität zu Köln, und diese beiden Fächer bilden, wie der Titel bereits vermuten lässt, die Grundlagen für den vorliegenden Roman. Wie in seinen vorherigen beiden Büchern stehen Wissenschaft und Erzählung abermals in überaus engem Zusammenhang.

In den 1950er Jahren findet ein italienischer Forscher einen ungewöhnlichen Sphäroiden, der sich zunächst allen seinen Versuchen widersetzt, ihm eine Probe zu entnehmen, bevor er sich schließlich entlang gewisser Linien wie eine Art Blütenblatt öffnet. Und das ist tatsächlich so ziemlich das Letzte, was dem Wissenschaftler gelingt.

Beinahe 50 Jahre später ist ein geheimes CERN-angegliedertes Labor immer noch mit der Erforschung dieses seltsamen Sphäroiden beschäftigt, der einigen Forschern zunehmend bedrohlich erscheint. Tatsächlich wissen einige von ihnen mehr über den Stein als andere, doch die Institutsleitung hält die Wissensfragmente schön auseinander, um Lücken in der Informationssicherheit zu vermeiden. Aber eines Nachts öffnet sich der Sphäroid wieder, und ein weiterer Mensch findet den Tod. Ab nun beginnen sich die Ereignisse um diesen seltsamen Körper zu beschleunigen, und dies nicht nur im geheimen Labor unter den Schweizer Bergen, sondern - nach einer Supernova im Sternbild des Orion - auf der ganzen Welt, insbesondere rund um den Pazifik.

Dies fällt zunächst durch rhythmische seismische Wellen auf, die aus dem Marianengraben zu kommen scheinen. Ella Jordan, eine frischgebackene Professorin für Seismologie, wird vom us-amerikanischen Marinegeheimdienst direkt aus ihrer Antrittsvorlesung geholt, um mit einem Team aus schweizer, us-amerikanischen und japanischen Wissenschaftlern vor Ort Untersuchungen vorzunehmen. Doch die Expedition in die Tiefe endet in einem Desaster - und mit einem weiteren seltsamen Rätsel. Ella kann sich damit allerdings nicht lange aufhalten, denn schon bald darauf reist sie im Auftrag ihrer neuen schweizer Arbeitgeber in andere Regionen der Welt, um weitere Sphäroide in Augenschein zu nehmen, die mit ihren seismischen Wellen immer mehr Störungen hervorrufen, so dass sich an verschiedenen Stellen des Globus spontan neue Vulkane bilden, welche beginnen die Erde aufzuheizen und die Zusammensetzung der Erdatmosphäre zu verändern.

Ella hetzt von Ort zu Ort und sammelt Teile eines gigantischen Puzzles, von dessen Lösung der Fortbestand des Lebens auf der Erde abzuhängen scheint und findet kaum eine Gelegenheit, die Puzzleteile zu sichten bzw. zu einem einheitlichen Bild zusammenzusetzen. Ganz nebenbei scheinen es neben den Naturgewalten auch Artgenossen auf sie abgesehen zu haben, was sich immer wieder durch den Einsatz von Sprengsätzen und Schusswaffen zeigt.

Die Auflösung hat einen ziemlich klassischen "Star Trek"-Beigeschmack, was aber nicht unbedingt ein Problem ist. 
Die Erklärungsliebe des Wissenschaftlers hingegen stört schon gelegentlich, denn Thiemeyer lässt sich manchmal zuviel über technische Details aus, selbst wenn diese eigentlich nichts zur Handlung beitragen. Glücklicherweise geschieht dies nicht allzu häufig, und anders als Michael Crichton gelingt es Thiemeyer ziemlich gut, glaubhafte Charaktere zu zeichnen und die Handlung von Anfang bis Ende zusammen zu halten. 
Fazit: Ein Wissenschaftsthriller mit einer ordentlichen Portion Wissenschaft.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2007)


Thomas Thiemeyer: "Magma"
Knaur, 2007. 525 Seiten.
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