Giorgio Nardone: "Pirouetten im Supermarkt"

Strategische Interventionen für Therapie und Selbsthilfe


Der Autor ist nicht nur eine Koryphäe seines Fachs - Giorgio Nardone ist Direktor des "Centro di Terapia Strategica" und der "Post Graduate School of Brief Strategic Psychotherapy" in Arezzo bzw. Florenz und hat unter anderem einige Titel in Kooperation mit Watzlawick geschrieben - sondern beschäftigt sich auch nebenher mit asiatischer Kampfkunst, und zwar auf ganz verschiedenen Ebenen. So baut er seinen hier vorgestellten Therapieansatz auf Sun Tsu und den "36 Stratagemen" nach Senner auf. Auch zitiert er immer wieder sehr treffend aus anderen Klassikern der westlichen und östlichen Kultur - teils zwecks Rechtfertigung seiner Vorgehensweisen und teils auch, um anschaulicher zu sein. So finden sich hier neben Sun Tzu und Lao Tse auch Nietzsche, Goethe, Pascal und Andere zitiert, was es überhaupt erst möglich macht, eine relativ komplexe Gedankenwelt auf vergleichsweise kleinem Raum darzustellen.

Und dies gelingt Giorgio Nardone so gut, dass er seine Methoden in 26 Fallbeispielen überzeugend darstellen kann, so dass sie jeder Interessierte in seiner eigenen Beratungs- und Behandlungspraxis schnell mit integrieren kann. Und auch der Freund lehrreicher - und/oder unterhaltender - Problemfälle und -lösungen wird hier zu seiner vollsten Zufriedenheit bedient. Dabei werden mit "Psychosen bzw. vermuteten Psychosen", "Angststörungen, Panikattacken und Phobien", "Zwangsgedanken und Zwangshandlungen", "Manie und Paranoia", "Anorexie, Bulimie und Erbrechen", "Depressionen", "Paare in der Krise" und "Leistungsblockaden" all die Felder abgearbeitet, die in der modernen therapeutischen Praxis besonders häufig anzutreffen sind - und die hier relativ schnell erfolgreich bearbeitet werden können.

Da es bei alldem vor allen Dingen um das Vorstellen der Techniken geht, das auch Laien etwas sagen soll, werden Hyperstatistiken zu Behandlungserfolgen nur am Rande erwähnt - die allgemeine Wirksamkeit wird in vielen Fällen aber immer wieder betont. Das ist in diesem Format - und für das intendierte Publikum - sicherlich in Ordnung, besonders, weil es die abgestimmte Bibliografie ermöglicht, sich über die meisten Aspekte und Zusammenhänge mehr Klarheit zu verschaffen.

Im dritten Abschnitt des Buchs werden die 13 im zweiten Abschnitt demonstrierten Techniken noch einmal kurz zusammenfassend - als eine Art "Hausapotheke" - zusammengestellt. Alles in allem ist "Pirouetten im Supermarkt" ein nettes Buch für den interessierten Laien ebenso wie für den engagierten Praktiker.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 12/2007)


Giorgio Nardone: "Pirouetten im Supermarkt. Strategische Interventionen für Therapie und Selbsthilfe"
Deutsch von Astrid Hildenbrand.
Mit einem Vorwort von Gunther Schmidt.
Carl-Auer Verlag, 2007. 122 Seiten.
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