Thomas Karlauf: "Stefan George"

Die Entdeckung des Charisma


Dichterleben dicht erleben

"Stefan George ist fast der einzige Mensch in der dokumentierten Geschichte, der ganz und nur sein Werk, seine Schöpfung ist! Jedes Wissen um die organische Existenz mit all ihren Gesetzen und Zufällen (Schnupfen, Lieben) bedeutet nicht sein Bild, sondern trübt dessen wirkende Macht über die Seelen."
 (Aussage von Karl Wolfskehl, S. 170)

Eben jene "organische Existenz mit all ihren Gesetzen und Zufällen" und deren Lieben, (dankenswerterweise nicht Schnupfen), stellt Thomas Karlauf, 1955 in Frankfurt am Main geboren, in den Mittelpunkt seiner umfänglichen Betrachtungen. Der Autor der Biografie war zehn Jahre lang für die George-Zeitschrift "Castrum Peregrini" tätig. Anlässlich seines Mammutprojekts hat er von 1999 an sieben Jahre lang die gesamte Forschung durchgearbeitet, in Archiven Berge von Material gesichtet. Dies geschah im Bestreben, das Phänomen Stefan George akribisch zu untersuchen. Thomas Karlauf: "Was ich dem Verleger als Entwurf skizziert hatte und was mir als Ideal vorschwebte, war eine klassische Biografie mit vielen erzählerischen Elementen (...)"
Das Ergebnis ist, was der Mensch Stefan George zweifelsohne nicht war: grundsätzlich jedem Interessierten zugänglich.

Von den insgesamt 816 Buchseiten entfallen 639 auf die eigentliche Biografie, mit Fußnoten zusammenhängende Anmerkungen finden auf den Seiten 641 bis 768 Platz, sieben Seiten füllen Thomas Karlaufs Äußerungen "Zu diesem Buch". Sechzehn Seiten mit Schwarzweißfotografien, Danksagungen, ein 25-seitiges Literaturverzeichnis, eine Zeittafel sowie ein elfseitiges Namenregister komplettieren den Band.
Dieser stellt in erster Linie eine mit großem Kenntnisreichtum ebenso ordentlich wie übersichtlich aufbereitete "Fundgrube" (Künstleranekdoten, Briefwechsel, ...) dar, eine sachkundige Aneinanderreihung aufgestöberter Zitate, die u.a. auch aufschlussreiche Einblicke in die Literaturszene um die Jahrhundertwende (19./20. Jhdt.) verschafft und viele bekannte Größen vergangener Tage zu Wort kommen lässt.

Karlaufs Ausführungen weisen - das kann bei aller Wertschätzung für die beachtliche Arbeitsleistung nicht verschwiegen werden - sprachliche Störenfriede bzw. stilistische Misstöne auf. Gelegentlich versteigt sich Karlauf, offenbar aller Recherche zum Trotz, zu ebenso befremdlichen wie entbehrlichen Mutmaßungen, und stellenweise wirkt seine Wortwahl schnöde bis angekränkelt; gelindegesagt fehl am Platz. Hierzu einige Beispiele: Karlauf bezeichnet eine Lesung Georges in Den Haag als "Event" (S. 181), schreibt dem Dichter einen "Masterplan" (S. 207) sowie "cruising" (S. 212) zu. Man liest von Georges "Marktstrategie" (S. 225), stößt auf "schwules Happening" (S. 332) sowie "inner circle" (S. 774) und findet George gar als "missing link" eingestuft (S. 412). Derlei Vokabular trübt den Gesamteindruck erheblich.

Seine Absichten verdeutlicht der Biograf im Abschnitt "Zu diesem Buch", dem die nachstehenden Sätze entnommen sind:
"Das Werk Stefan Georges ist in der Öffentlichkeit nicht mehr präsent. Eine Rezeptionsgeschichte, die zugleich Ideengeschichte wäre, gehört sicher zu den spannendsten Desiderata in der George-Literatur. Mein Ziel war es, ein biografisches Fundament zu schaffen, das den Zugang zur Person künftig erleichtert und vielleicht zur weiteren Beschäftigung mit dem Werk anregt."
(S. 774, 775) "Ich habe die Gedichte durchgängig als biografische Quelle genutzt und weiß, dass ich mich damit angreifbar mache, zumal ich sie als verschlüsselte Botschaften und intime Geständnisse lese."
Auf Seite 370 definiert Karlauf: "Das Ziel ist eine 'dichte Beschreibung".

Mammutprojekte zu verwirklichen setzt bei allen Beteiligten langen Atem voraus, wie schon ein Beispiel aus der Kunstgeschichte der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegt: Papst Clemens VII. beauftragte Michelangelo Buonarroti mit dem Fresko des "Jüngsten Gerichts" in der Sixtinischen Kapelle; er hat dessen Fertigstellung nicht mehr erlebt. 
Der Verleger Karl Blessing, der im Jahr 1999 bei Karlauf die George-Biografie in Auftrag gegeben hatte, starb noch vor deren Veröffentlichung.

Des sehers wort ist wenigen gemeinsam:
Schon als die ersten kühnen wünsche kamen
In einem seltnen reiche ernst und einsam
Erfand er für die dinge eigne namen -
(...)

(Aus "Das Jahr der Seele" von Stefan George)

Er galt als kompromissloser Verfechter ästhetischen Literaturschaffens, und sein Wort war im oftmals (laut Karlauf fälschlich) so genannten "George-Kreis" Gesetz: Stefan George, einer der bedeutendsten deutschen Lyriker des 20. Jahrhunderts.
Der "Dichter-Führer" wurde am 12. Juli 1868 als Sohn eines gutsituierten Gastwirts und Weinhändlers und dessen fanatisch religiöser Frau in Büdesheim bei Bingen geboren.
Im Verlauf seiner zahlreichen Auslandsaufenthalte traf er bereits in jungen Jahren in Frankreich und England mit avantgardistischen Autoren zusammen. Der "Privatmann" Stefan George war zu keiner Zeit gezwungen, einen Brotberuf auszuüben. Stationen seines Wanderlebens waren u.a. Berlin, München, Marburg und Heidelberg.

George hielt sich oft als Gast bei seiner Schwester oder Freunden auf, so zum Beispiel bei den Eheleuten Wolfskehl in München, in wachsendem Ausmaß verehrt nicht nur von der aus schillernden Figuren und allerlei Sonderlingen bestehenden Schwabinger Bohème um die umtriebige Franziska Gräfin zu Reventlow. Es dauerte nicht lange, und die lokale Gerüchteküche brodelte, wie Karlauf anhand eines Zitats ausführt: "'Die seltsamsten Gerüchte', seien damals umgegangen, erinnerte sich Oscar Schmitz. 'So wurde erzählt, George lese mitternachts bei Lepsius, auf einem Elfenbeinthron sitzend, von nackten Epheben umgeben, zwischen Weihrauchwolken seine Gedichte vor.' Als Schmitz Wolfskehl um Aufklärung bat, entgegnete ihm dieser: 'Sie haben es doch hoffentlich nicht dementiert.'" (S. 314)

Mit seinen vorwiegend in durchgehender Kleinschreibung gehaltenen, beinahe ohne Satzzeichen auskommenden Gedichten, die in Bänden mit klingenden Titeln wie z.B. "Das Jahr der Seele", "Der Teppich des Lebens", "Der Siebente Ring", "Der Stern des Bundes" und "Das Neue Reich" vorliegen, schuf er ein bemerkenswertes Gesamtwerk, zu dem auch einige wenig beachtete Prosastücke zählen. Thomas Karlauf dazu: "Die Georgesche Prosa, schroff und spröde, noch in ihrer Beiläufigkeit von imperialem Gestus, entfaltete allerdings einen eigentümlichen Reiz." (S. 307) Überdies erarbeitete Stefan George nachdichtende Übersetzungen einzelner Werke berühmter Autoren wie z.B. Dante, Shakespeare, Baudelaire und Mallarmé.

Stefan Georges Werk ist nach dem Zweiten Weltkrieg ins Abseits geraten oder vielmehr gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Der Einsatz problematisch-dehnbarer Begriffe wie z.B. "Reich" und "Führer" hatte sich als verhängnisvoll erwiesen. Aufschlussreiches hierzu bietet Karlaufs Biografie im Kapitel "Staat - Nation - Reich" ab Seite 577. "Georges Einstellung zu den Juden entsprach dem vor allem im Mittelstand der 'ganz gewöhnlichen Deutschen', von denen 1933 viele so unempfindlich geworden waren, dass die schrittweise Entrechtung von Juden sie nicht wirklich empörte. So schlimm wird es schon nicht kommen, dachten 1933 viele, und zu ihnen gehörte auch Stefan George", schreibt Thomas Karlauf auf Seite 605.
Stefan George quartierte sich 1933 abermals in Minusio bei Locarno ein, wo er im Beisein seiner Getreuen am 4. Dezember starb.

Alfred Henschke, auch bekannt unter seinem Künstlernamen Klabund, äußerte sich über Stefan George in "Deutsche Literaturgeschichte in einer Stunde" folgendermaßen:
"In einem seiner ersten Gedichte versteigt er sich bis zur Apotheose der Ausschweifung: im Heliogabal. Aber immer reiner klärt sich seine Welt: bis das Jahr der Seele herrlich sichtbar wird, der Teppich des Lebens sich vor ihm breitet, der Engel ihm den Weg weist und der Stern des Bundes magisch erblinkt. Stefan George begann als Fackelträger des reinen Wortes in einer Zeit, die das Wort verunreinigte und beschmutzte, er schritt fort in einer Zeit, die verschwelt und rauchig loht, die zu Baal und Beelzebub betet, die kein Sonnengold, nur ein Geldgold kennt, die alles "zweckmäßig" einrichtet und als Ziel die Zweckmäßigkeit postuliert oder die Ziellosigkeit an sich. Die geistige und moralische Begriffe verwechselt und ein politisches Parteiprogramm von Spinozas Ethik nicht zu unterscheiden vermag. Sie hat auch bei George gebändigte Leidenschaft mit Temperamentlosigkeit, die Gebärde des echten Priesters mit den Tingeltangelallüren ihrer geistigen Charlatane, die gekonnte Kunst mit gemachter Mache verwechselt. Sei’s. Die Weltgeschichte ist auch das Weltgedicht: einige der schönsten Strophen dieses Gedichtes hat Stefan George gesungen.
Aus dem Kreise Georges sind als Dichter vom Rang Hugo von Hofmannsthal (geb. 1874 in Wien) und Rainer Maria Rilke (geb. in Prag 1875) hervorgegangen. (...)
Die
"ersten Hergereiften", die der kommenden deutschen Dichtergeneration die neuen Lieder lehrten, waren Nietzsche und George."

"Weil er sich mit der 'Entzauberung der Welt' nicht abfinden wollte, suchte er das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Mit Hilfe einer neuen Spiritualität sollte der Zauber neu in die Welt gebracht werden."
(S. 311)

Die Entdeckung des Charisma - Position und Pose
Stefan George, der autoritäre Meister von eigenen Gnaden, stand über seinen "Jüngern", und diese unterwarfen sich seinem Führungsanspruch und Sendungsbewusstsein sowie den Initiationsriten samt Verhaltenskodex in quasi-religiösem Eifer bedingungslos, nicht selten mit Haut und Haar.
Interessanterweise wurden viele Briefe Georges, die dieser für verhängnisvoll-intim hielt, auf Geheiß des Absenders, nachdem sie gelesen waren, von gehorsamen Empfängern verbrannt, und George selbst vernichtete zum Leidwesen der Forscher nicht zur Veröffentlichung bestimmte Vorstufen seiner Gedichte.

Stefan George verfügte unbestritten über eine bereits in jungen Jahren eigentümliche Ausstrahlung, schon allein seine Erscheinung fiel auf ("Die breite, weit vorspringende Stirn über verschatteten Augenhöhlen, die hohlen Wangen, der herbe, schmallippige Mund, zuletzt der eigenartig wächserne Teint, der mitunter fast olivenfarben schimmerte", "George war unter 1,75 Meter groß. Da er aufrecht ging, den Kopf meist in den Nacken warf und den kurzen Hals durch einen hohen Stehkragen mit weißer Schleife optisch verlängerte, wirkte er jedoch größer." S. 14).
Allgemein bekannt ist seine einst vom Dichter selbst gern unterstrichene Ähnlichkeit mit Dante. So schrieb beispielsweise Rolf Vollmann in "Die Zeit" (38/2004) unter dem Titel "Wir haben ewig nichts von Stefan George gehört": "Von einem bestimmten Alter an sah Stefan George wie Dante aus, er sah gern wie Dante aus, aber natürlich sind das bloß Attitüden. Ist es schön, wie Dante auszusehen? Ist es angenehm? Oder angenommen, man nimmt es hin, wie Dante auszusehen: Spricht nun irgendetwas dafür, wie Dante aussehen zu wollen? Ausgerechnet wie Dante? Andererseits sieht auch Franz Liszt manchmal wie Dante aus, sodass also Stefan George vielleicht nur wie Franz Liszt aussehen wollte, aber keiner hat es ihm abgenommen, alle fanden, er sähe wie Dante aus, und darein hätte er sich dann schließlich geschickt. Aber, wie gesagt, das sind alles bloß Attitüden."
Besagter Ähnlichkeit kann man in Karlaufs Buch ab Seite 255 selbst nachspüren. Im ersten Bildteil findet sich hierzu auch eine im Jahr 1904 entstandene Aufnahme, die George entsprechend kostümiert zeigt.

Charisma: Das Fremdwort ist seit dem 18. Jahrhundert belegt. Es stammt ab von griechisch chárisma "Gnadengabe", zum Verb charízesthai "gefällig sein, gerne geben". Ins Deutsche ist es über die Vermittlung von vulgärlateinisch charisma "Geschenk" gelangt. Zunächst wurde es nur im religiösen Bereich im Sinne einer "von Gott als Geschenk verliehenen außergewöhnlichen Begabung eines Christen in der Gemeinde" verwendet. Seit dem 20. Jahrhundert findet es sich in der allgemeineren Bedeutung "besondere Ausstrahlung". (Aus "Duden. Das Herkunftswörterbuch")
"'Charisma' - dieser schillernde Begriff besitzt in der abendländischen Kultur erhebliches Gewicht, und zwar sowohl in Theologie und Frömmigkeit, als auch in der politischen und sozialen Praxis. Die Bedeutung des Konzepts beschränkt sich nicht auf den Zeitraum bis zum späten Mittelalter, es wirkt vielmehr bis in die Gegenwart fort. Seit Max Weber dient der Begriff zudem als soziologisches Interpretament. Auf ein Charisma oder auf Charismen zu reflektieren, dient zur Legitimation wie zur Kritik verschiedenster Macht-, Geltungs- und Wahrheitsansprüche, die als unhinterfragbar gelten oder behauptet werden sollen." (Klappentext von "Das Charisma - Funktionen und symbolische Repräsentationen"; siehe Buchtipps am Seitenende).

Karlauf eröffnet - warum auch immer - seine George-Biografie mit der als "Prolog" bezeichneten detaillierten Darstellung der bislang vielleicht nur in groben Zügen bekannten Vorkommnisse im Zuge der "Affäre Hofmannsthal", die im Winter 1891/1892 im Wiener Innenstadtcafé "Griensteidl" ihren Anfang nahm und in der Androhung einer Herausforderung zum Duell gipfelte.
Der damalige Gymnasiast Hofmannsthal ertrug das heftige und offenbar mit allen zu Gebote stehenden Mitteln drängende Werben des sechs Jahre Älteren nicht, und diesem machte die unerwartete Zurückweisung nachhaltig zu schaffen. 
Das nebenstehende Gedicht Hugo von Hofmannsthals thematisiert auf anschauliche Weise das Auftreten Georges als "Magier und Menschenfänger" im Glorienschein des damals neuen "Kunst für die Kunst"-Gedankens.
Somit lässt bereits der "Prolog" erkennen, dass sich Karlauf wohl eher den Gesetzen des Marktes als jenen des Kunstschaffens zugetan oder auch verpflichtet fühlt, denn er stellt Stefan Georges Homosexualität in das Zentrum seiner Biografie.


Der Prophet

In einer Halle hat er mich empfangen
Die rätselhaft mich ängstet mit Gewalt,
Von süßen Düften widerlich durchwallt.
Da hängen fremde Vögel, bunte Schlangen.

Das Tor fällt zu, des Lebens Laut verhallt
Der Seele Athmen hemmt ein dumpfes Bangen
Ein Zaubertrunk hält jeden Sinn befangen
Und alles flüchtet, hilflos, ohne Halt.

Er aber ist nicht wie er immer war.
Sein Auge bannt und fremd ist Stirn und Haar
Von seinen Worten, den unscheinbar leisen

Geht eine Herrschaft aus und ein Verführen
Er macht die leere Luft beengend kreisen
Und er kann töten, ohne zu berühren.

(Hugo von Hofmannsthal, 1891)

Nach Ansicht Karlaufs war "Georges Karriere (...) die eines Homosexuellen, der sich selber so nicht definierte und sich weigerte, Homosexualität als gesellschaftlichen Makel zu akzeptieren. Aus dem Widerspruch zwischen groß gefühlten Idealen und der Angst vor Verfemung entwickelte er im Laufe der Jahre eine eigene Weltanschauung, in der die Überwindung des Sexus durch die 'übergeschlechtliche Liebe' als Sieg des 'pädagogischen Eros' gefeiert wurde." (S. 772, 773)
Die Bedeutung des "Sodomie"-Prozesses gegen Oscar Wilde ist in Bezug auf Georges Abgrenzung, seine Geheimniskrämerei, diverse Verschlüsselungen, seine grundsätzliche Vorsicht bis zu Misstrauen in vielen Belangen nicht zu unterschätzen, denn Homosexualität wurde damals auch in Deutschland strafrechtlich verfolgt. Nicht von ungefähr fühlte sich George von gewissen Lebenswirklichkeiten im antiken Griechenland besonders angezogen ("pädagogischer Eros, heroisierte Liebe"). Allerdings erspart Karlauf der Leserschaft pikante "Bettgeschichten" ebenso wie sensationslüsterne Rückblicke durch Schlüssellöcher.
"Ich kann mein leben nicht leben es sei denn in der vollkommnen äussern oberherrlichkeit, was ich darum streite und leide und blute dient keinem zu wissen.", schrieb der stets auf die Wahrung seiner Privatsphäre bedachte George im Jahr 1905 in einem Brief an Sabine Lepsius (S. 350).

Drei chronologisch aufgebaute Großkapitel ("Der Aufstieg 1868-1898": Der Sternegucker, Heldenverehrung, Paris-Berlin, Lauter Abschiede, Schmerzbrüder, Neue Perspektiven, Der Durchbruch; "Die Sendung 1899-1914": Das schöne Leben, Ahnengalerie, Blutleuchte, Der Herr der Wende, Knabenerziehung, Die charismatische Herrschaft, Prophetenmusik; "Der Rückzug 1918-1933": Pfingsten, Die Deutung des Krieges, Das große Aufräumen, Staat - Nation - Reich, Exodus, Das Schweigen, Die Tat) strukturieren das Buch.
Der Biograf beleuchtet also Kindheit, Schulzeit, Werdegang, Mythenbildung und Personenkult im Licht von Georges unbeirrbarer Ausgestaltung der eigenen Individualität und des Aufbaus eines mythologisch-esoterischen Wertesystems eigener Prägung. Er unternimmt Exkurse in die damalige politische Landschaft, erläutert gesellschaftliche Entwicklungen sowie Strömungen und befasst sich auch mit den Vorfahren des Dichters.
Er wartet sowohl mit Hintergrundinformationen über Personen auf, die sich einige Zeit im Glanz des Meisters sonnen durften oder dessen engen, manchmal unberechenbaren Sympathie-Lichtkegel nur mehr oder weniger flüchtig streiften, als auch mit einer beeindruckenden Fülle an Aussagen sowie Urteilen von Zeitgenossen über den Literaten, dem es wichtig war, eine Elite Gleichgesinnter um sich zu scharen und das Einssein von Leben und Dichtung zu verwirklichen.
"Der Wunsch, einen Freundeskreis um sich zu sammeln, der beides in einem war, Inspirationsquelle und Resonanzraum, begleitete George seit den Schultagen. (...) Trotz aller Mängel und Schwächen bei der Umsetzung hielt George jedoch an der Vorstellung fest, dass nur der Geist der Gemeinschaft vor den Zersplitterungen rette." (S. 205) 

Georges Bezugspersonen (Mitstreiter, Freunde, Gefährten und auch sogenannte "Sehr Süße") mussten offenbar vor allem schier unerschöpfliche Duldsamkeit an den Tag legen, um den Anforderungen des Meisters gerecht zu werden und Zerwürfnisse sowie endgültige Brüche, die den Ausschluss aus dem Kreis zur Folge hatten, zu vermeiden. Man wetteiferte nach Kräften um die Gunst des Meisters. Naturgemäß blieben Meinungsverschiedenheiten ebensowenig aus wie Intrigen, Streitereien und wechselnde Konstellationen, wovon nicht zuletzt die "Blätter für die Kunst" oder auch andere Publikationen aus dem Umfeld Georges Zeugnis ablegen.

Es entstand eine anhaltend kreativ-fruchtbare Atmosphäre, zu der Georges Bekanntschaften mit so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Carl August Klein, Carl Rouge, Arthur Stahl, Ida Coblenz (zeitweilige Muse), Paul Gérardy, Edmond Rassenfosse, Waclaw Lieder, Richard Perls, Karl Wolfskehl ("der Zeus von Schwabing"), Melchior Lechter, Albert Verwey, Sabine Lepsius, dem Verleger Georg Bondi, Richard M. Meyer, Georg Simmel, Gundolf (eigentlich Friedrich Gundelfinger), Erich Boehringer, Ernst Morwitz (den Karlauf 1971 noch persönlich kennenlernte), Alfred Schuler (ein homosexueller obskurer "Mysterienforscher"; "Durch ihn wurde der Phallos zur eigentlichen Obsession von Schwabing"), Ludwig Klages ("der brillanteste Kopf der Schwabinger Szene"), dem am 15. April 1904 im Alter von 16 Jahren verstorbenen Maximilian Kronberger ("Maximin"), Max Kommerell, Norbert von Hellingrath (der den Nachlass Hölderlins erschloss), Max Weber (Charisma wird zum Ausgangspunkt einer neuen Herrschaftssoziologie), Percy Gothein, Woldemar Graf von Uxkull-Gyllenbrand, Ernst Kantorowicz (verfasste auf Anregung und unter Mitwirkung Georges die 1927 erschienene Biografie des Hohenstaufenkaisers Friedrich II.), Ludwig Thormaehlen, Frank Mehnert sowie den Brüdern Stauffenberg, um nur einige zu nennen, das Ihre beitrugen.

Dem von etlichen Zeitgenossen als "künstlerische Sekte" bezeichneten Freundeskreis galten Platon und Hölderlin als Identifikationsfiguren. Man schwelgte in Visionen vom "neuen Leben" und begeisterte sich für die Jugend in Gestalt ansehnlicher Knaben. Der Bund war für seine Mitglieder die Keimzelle eines "Geheimen Deutschlands", eines geistigen "George-Staates", der sich u.a. über männliche Ideale der Antike, Gesinnungstreue, die Einheit von Dichtung und Tat und in späteren Jahren auch über die Verehrung des Hohenstaufenkaisers Friedrich II. definierte. 
Karlauf: "Kantorowicz war nicht der einzige der Georgeaner, der dem toten Kaiser im Dom von Palermo die Ehre erwies. In der Osterwoche standen am Sarkophag auch Albrecht von Blumenthal mit seinem jungen Freund Berthold von Stauffenberg und Maria Fehling sowie Erika Wolters in Begleitung Kurt Singers. (...) Wer von ihnen den Kranz niederlegte, mit dem die Sage vom Geheimen Deutschland letztlich begründet wurde, ist nicht mit Sicherheit auszumachen, am ehesten wohl Erika Wolters." (S. 557)

Stefan George kümmerte sich zeitlebens kaum um Tagespolitik, legte sich politisch nicht fest und ließ sich - als Person - nicht vereinnahmen. Auch teilte er die Euphorie der Massen beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 nicht. Wie Franz Schonauer in seiner kleinen aber feinen bei Rowohlt erschienenen Monografie ausführte: "Der Aufeinanderprall der Massen ist nicht sein Krieg; schon äußerlich betont George, wie wenig ihn die Ereignisse angehen und wie wenig er sein Leben von ihnen bestimmen lässt." und: "Als Deutschland den Krieg verliert, ändert das Georges Meinung über die Rolle, die diesem Land zufallen wird, nicht; mit dem Zusammenbruch seiner militärischen Macht geht nur eine alte Zeit zu Ende. Zugleich aber sind die Besten des Volkes durch die Not geläutert worden und nun erst reif für die eigentliche Aufgabe: die Errichtung des 'neuen Reiches.'"
Der Dichter selbst wurde aufgrund seines Alters nicht einberufen. Unter den zahllosen Kriegstoten waren auch Mitglieder des Freundeskreises, und George blickte sorgenvoll auf sein in den Grundfesten erschüttertes Lebenswerk.
Symbolträchtig scharte der Dichter zu Pfingsten 1919 eine Auslese seiner Getreuen in Heidelberg um sich, und es begann, was Karlauf "das große Aufräumen" nennt.
Die ersten Nachkriegsjahre gestalteten sich schwierig; man suchte sich zu positionieren. "In der öffentlichen Wahrnehmung der zwanziger Jahre war George ein Vorkriegsdichter, der den Höhepunkt seines Schaffens hinter sich hatte." (S. 507)
Zudem schwächte den Dichter seit etwa 1915 ein körperliches Leiden: Er litt an einer schmerzhaften Entzündung der ableitenden Harnwege und beginnendem Nierenversagen, weshalb er sich im Lauf der Jahre einigen Operationen unterziehen musste.
1926 war Stefan George der ständigen Wanderschaft müde und überlegte, in der Schweiz sesshaft zu werden. "Bingen sei vorbei, in München finde sich nichts, Heidelberg habe sich zerschlagen, Königstein könne jeden Augenblick aufgegeben werden; am besten sei vielleicht Basel." (S. 572)

George, selbst ein über die Maßen kritischer Leser, erstellte für seine Freunde Bücherlisten (unterteilt in "die Unbedingten", "die Nötigen", "die Nützlichen"), schätzte die Werke Jean Pauls, wohingegen er die allgemeine Begeisterung für Goethes Schaffen nicht vorbehaltlos teilte. Dem enorm breitenwirksamen Werk "Der Untergang des Abendlandes" von Oswald Spengler bescheinigte er "nur vorübergehende Bedeutung" (S. 499), und auch bei Heine fand er wohl mehr als ein Haar in der Buchstabensuppe, wie Karlauf zu berichten weiß: "Witz und Ironie hatten in der Dichtung so wenig zu suchen wie die von Heine lustvoll betriebene Zerstörung der dichterischen Illusion durch schnöde Reminiszenzen an den Alltag." (S. 303)
Auch Thomas Mann war George nicht geheuer; das hatte allerdings menschliche Gründe. Wie auf Seite 539 nachzulesen, bezeichnete George den Zunftkollegen als "gemeinen und gefährlichen kerl", und im November 1924 trafen die beiden unbeabsichtigt in Berlin im Haus des Verlegers Bondi, wo Stefan George zu jener Zeit wohnte, aufeinander: "'Unheimliche Begegnung mit IHM', notierte Mann." (S. 571)

Den Abschluss der Biografie bilden Thomas Karlaufs eigene Gedanken über den deutschen Geist: "Am Anfang stand der folgenschwere Irrtum, dass der Geist die eigentliche Macht repräsentiere und alle politischen, gesellschaftlichen und ideologischen Entwicklungen ihn nichts angingen. Weil er nicht einmal im Jahr 1933 von dieser Hybris ließ, wurde der deutsche Geist, wie ihn Stephan Anton George aus Büdesheim bei Bingen aufgefasst und mit imperialer Geste vertreten hatte, mitschuldig und verschwand für immer im Abgrund der Geschichte."

Darüber, wer diesem deutschen Geist im "Abgrund der Geschichte" bereits Gesellschaft leistet oder bald leisten wird, darf und soll natürlich spekuliert werden. Doch vielleicht wendet man sich zunächst einfach (wieder) Stefan Georges Gedichten zu und hält es wie seinerzeit Karl Wolfskehl, der sich vor der ersten Begegnung über seinen späteren langjährigen Weggefährten einmal wie folgt äußerte: "Von ihm als Erscheinung, Schicksal, Lebensgang erfuhr ich nichts, die magische Wirkung ging aus allein vom Werke selber, vom gestalteten Wort. Dies so sehr, so ausschließlich, dass nicht einmal der Wunsch rege ward, Einzelnes, Äußerliches zu erfahren." (S. 168).

(kre; 10/2007)


Thomas Karlauf: "Stefan George. Die Entdeckung des Charisma"
Gebundene Ausgabe:
Karl Blessing Verlag, 2007. 816 Seiten.
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Taschenbuchausgabe:
Pantheon, 2008. 816 Seiten.
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Weitere Buchtipps:

Ulrich Raulff: "Kreis ohne Meister. Stefan Georges Nachleben. Eine abgründige Geschichte"

"Auch Totsein ist eine Kunst", hat der einstige George-Jünger Max Kommerell einmal bemerkt. Stefan George hat diese Kunst meisterhaft beherrscht. Wo andere Dichter eine Rezeptionsgeschichte haben, da hat er ein Nachleben. Eines, das es in sich hat.
Ulrich Raulff legt in seinem fulminant geschriebenen Buch die postume Biografie Georges frei, die es noch zu entdecken gilt. Spannend, kurios, exzentrisch, schräg, zugleich akribisch recherchiert, erzählt es die Geschichte eines einzigartigen Kreises voll illustrer Charaktere, der langsam zerfällt, Allianzen bildet und Feindschaften pflegt, um Deutungshoheit und Treue ringt und dabei vom annus horribilis 1933 bis zum Satyrspiel 1968 beinahe nebenher eine höchst außergewöhnliche Wirkungsgeschichte entfaltet. Eine abgründige Ideengeschichte, eine kaputte Apostelgeschichte und ein Lesevergnügen der exquisiten Art. (C.H. Beck)
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Christophe Fricker (Hrsg.): "Friedrich Gundolf - Friedrich Wolters. Ein Briefwechsel aus dem Kreis um Stefan George"
Friedrich Gundolf und Friedrich Wolters zählen zu den Schlüsselfiguren des intellektuellen Lebens im Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts. Gundolf war Professor für Germanistik in Heidelberg. Wolters lehrte mit beträchtlicher Wirkung Geschichte in Marburg und Kiel. Nicht zuletzt gehörten beide zum engsten Kreis um Stefan George.
Ihr hier vorliegender Briefwechsel, dessen Veröffentlichung lange erwartet wurde, wirft neues Licht auf beide Korrespondenten und ihr Umfeld. Ihre Themen, darunter Gundolfs skandalumwitterte Beziehung zu Elisabeth Salomon, die zum Bruch mit George beitrug, kreisen um das Verhältnis von Denken und Handeln, die Bedeutung von Gedichten und von Gemeinschaft. Stefan George ist darin als persönlicher Freund, aber auch in seiner gesellschaftlichen und geschichtlichen Bedeutung präsent.
Mit diesem Briefwechsel wird das Bild der geistigen Landschaft zwischen 1910 und 1925, und des George-Kreises als eines ihrer Kristallisationspunkte, beträchtlich erweitert. (Böhlau)
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"Frauen um Stefan George" zur Rezension ....

Georg Dörr: "Muttermythos und Herrschaftsmythos - Zur Dialektik der Aufklärung um die Jahrhundertwende bei den Kosmikern / Stefan George und in der Frankfurter Schule"
W. Benjamins frühes Interesse an der Lyrik Stefan Georges und der Philosophie Ludwig Klages' (etwa ab 1914) hat zu einem verzögerten (aber nachhaltigen) Ideenimport von mythischen Modellen in die Philosophie der Frankfurter Schule geführt (v.a. in der "Dialektik der Aufklärung" 1947). In dieser Untersuchung werden deshalb zwei in ihrer Zielrichtung verschiedene Formen von Antike- und Mythenrezeption einander gegenübergestellt: Während die Kosmiker und Stefan George versuchen, gegensätzliche Formen antiker Religionen (Muttermythos und Herrschaftsmythos) in der Moderne wieder zu beleben, gewinnen in der neomarxistischen Philosophie der Frankfurter Schule unter dem Druck der historischen Ereignisse die von Benjamin vermittelten Anstöße zunehmend an Bedeutung, ohne dass eine letztlich messianische Zielrichtung aufgegeben wird.
Durch den interdisziplinären Ansatz der Untersuchung wird u.a. ein mit Hilfe von antiken Mythen legitimierter Konnex zwischen Homoerotik (Männerbund), Antifeminismus (bzw. mythischer Überhöhung des Weiblichen) und Antisemitismus deutlich, der in den verschiedenen Diskursen aufscheint. Dass für diesen Zusammenhang die heute neu diskutierte Spannung zwischen Polytheismus (oder mit J. Assmann "Kosmotheismus") und Monotheismus konstitutiv ist, verleiht der Arbeit einen aktuellen Bezug. (Königshausen & Neumann)
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Pavlína Rychterová, Stefan Seit, Raphaela Veit (Hrsg.): "Das Charisma - Funktionen und symbolische Repräsentationen"
(Akademie Verlag)
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Friedrich Voit: "Karl Wolfskehl. Leben und Werk im Exil"
Das Leben des Dichters Karl Wolfskehl (1869-1945) während des Exils wird hier erstmals umfassend dargestellt. Zugleich vermittelt das Buch einen Einblick in die Entstehung des Spätwerks.
Die Flucht des vierundsechzigjährigen Karl Wolfskehl aus Deutschland am Tag nach dem Reichstagsbrand markiert eine Zäsur nicht nur in der Biografie, sondern auch im Schaffen des Dichters. Mit dem Beginn des Exils setzte eine neue schöpferische Phase ein, die bis zu seinem Tode im fernen Neuseeland anhalten sollte. Es sind die Gedichte und die Briefe des letzten Lebensabschnitts, die heute das Bild bestimmen, mit dem er in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Wolfskehl floh zunächst in die Schweiz und nach Italien, und dann 1938 nach Neuseeland, als der deutsche Faschismus sich über ganz Europa auszubreiten drohte. Trotz des bisweilen fast überwältigenden Gefühls des Verlustes von Heimat, Familie und Freunden bewahrte sich Wolfskehl eine erstaunliche Vitalität. Es gelang dem Dichter noch im hohen Alter mit der jungen neuseeländischen Avantgarde und einigen Mitflüchtlingen aus Europa in einen wechselseitigen fruchtbaren Kontakt zu treten.
Die wichtigsten Dichtungen dieser Jahre - "Die Stimme spricht" von 1934, das große Gedicht "An die Deutschen" (1934 und 1944 entstanden, 1947 erschienen), die Zyklen "INRI oder die vier Tafeln" (entstanden 1933-1947) und "Hiob oder die vier Spiegel" (entstanden 1944-1947) ­ sowie die umfangreichen Briefwechsel mit weltweit verstreuten Freunden und Bekannten kreisen um die Themen Exil und jüdische Identität. Mit seinem Spätwerk trat Wolfskehl endgültig aus dem Schatten Stefan Georges heraus und schuf einen gewichtigen und einzigartigen Beitrag zur deutschsprachigen Exilliteratur im 20. Jahrhundert. (Wallstein Verlag)
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Stephan Kurz: "Der Teppich der Schrift. Typografie bei Stefan George"
Typografie liegt an der Oberfläche jedes Buches - gerade deshalb wird sie gewöhnlich übersehen. Schrift und Typografie erhalten bei George eine Bedeutung, die über die der bloß vermittelnden Instanz hinausgeht. Dies zeigt sich an den von George selbst handgeschriebenen Druckvorlagen seiner Gedichtbände, das zeigt sich an der gewählten bzw. eigens entwickelten Typografie, der sogenannten "Stefan-George-Schrift", in der ab 1904 seine Gedichte erschienen. Georges als "Gesamtkunstwerk" durchgeplante Bücher, insbesondere "Der Teppich des Lebens" und die "Lieder von Traum und Tod mit einem Vorspiel" (1899/1900) zeigen, wie eng typografische und buchgestalterische Entscheidungen mit den in den Texten zugleich angelegten und ablesbaren Poetologien verknüpft sind. Stephan Kurz liefert mit seiner Untersuchung eine interdisziplinäre Annäherung an die Bedeutungen und Funktionen von Typografie, die neue Lesarten des Textes ermöglicht.
Die Fokussierung der lyrischen Produktion Stefan Georges auf ihre grafischen und typografischen Ausformungen wird mit den Poetologien des Autors verschränkt, deren Umrisse in den kunsttheoretischen Auseinandersetzungen der "Blätter für die Kunst", aber auch in vielen Gedichten Stefan Georges sichtbar werden. Die historischen und medienhistorischen Kontexte, die typografischen und technologischen Bedingungen und ihre Entstehungsgeschichte sowie die dichterischen Programmschriften Stefan Georges zeigen: Die esoterische Abgeschlossenheit von Georges Dichtung verdankt sich auch in ihrer sozialen Überformung im George-Kreis letztlich einer dichten Moderne, die sich - nicht nur technologisch - auf der Höhe der Zeit befindet und alles mit allem verstrickt. (Stroemfeld Verlag)
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