Georges Simenon: "Maigret und das Dienstmädchen"

Die Figur des Kommissar Maigret hat bereits Kultstatus. Zahlreiche, weltweit verkaufte Buchexemplare sowie unzählige Verfilmungen, unter anderen mit Rupert Davies, Jean Richard, Jean Gabin, Heinz Rühmann und Bruno Cremer in der Rolle des Maigret, zeugen davon. "Maigret und das Dienstmädchen" erscheint zum 100. Geburtstag von Georges Simenon in einer Neuauflage ...  


Im vorliegenden Roman hat Maigret den Mord an dem alten Jules Lapie aufzuklären. Der Eigenbrötler lebte mit seinem jungen Dienstmädchen Félicie in einer neu angelegten Gartenkolonie unweit von Paris und wurde dort in seinem Haus ermordet. Von Anbeginn an ist Maigret klar, dass Félicie ein Katz-und-Maus-Spiel mit ihm spielt, dass sie zwar nicht Lapies Mörderin ist, aber mehr weiß, als sie zu sagen bereit ist. Welch' hartgesottene Ganoven hat er nicht schon "weichgekocht", doch dieses Mädchen bringt ihn mit ihrer Art fast zur Verzweiflung.  

Welches Motiv könnte der Mörder haben, den alten Lapie zu töten? Welche Rolle spielte Félicie in diesem Spiel? War sie Lapies Geliebte? Oder war sie die Geliebte von Lapies Neffen Jacques? All diese Fragen muss Maigret sich stellen und alle Hebel in Bewegung setzen, um Antworten zu erhalten. Eine Spur führt zu Jacques, eine weitere zum Pigalle, dem Rotlichtviertel von Paris. Trotzdem spürt Maigret instinktiv, dass die Lösung bei Félicie und in Lapies Haus, das nun von Félicie allein bewohnt wird, zu finden ist. Nach und nach entwickelt sich eine Art Hassliebe zwischen Maigret und Félicie.  

Maigret lässt Jacques überwachen und es wird offenkundig, dass auch Jacques in irgendeiner Weise in den Mord verstrickt ist. Jacques wird zunehmend nervöser und möchte gerade auspacken, als er auf der Straße, neben Maigret gehend, von einem Schuss niedergestreckt und schwer verletzt wird. Maigret macht sich schwere Vorwürfe: Jacques wollte bereits an seinem Arbeitsplatz, von dem Maigret ihn kurz zuvor abholte, gestehen, doch Maigret hinderte ihn daran und wollte ihn erst auf dem Revier, wohin sie unterwegs waren, vernehmen. War es vielleicht auch ein Fehler, sich in erster Linie auf Félicie zu konzentrieren und sich erst jetzt um Jacques zu kümmern?  

Eines ist sicher: Die Art und Weise, wie der alte Lapie ermordet wurde und wie das Schussattentat auf Jacques verübt wurde, deutet auf einen Profi hin. Wird Jacques jemals wieder in der Lage sein zu reden? Wird es Maigret gelingen, Félicie zum Sprechen zu bringen?  

Kommissar Maigret ist sicherlich der interessanteste "Reihen-Kommissar" im Romanbereich. Der Pfeife rauchende, stets ein wenig abwesend wirkende Kommissar, der sich wie kein anderer in die Person des Opfers hinein versetzen kann, ist wirklich eine Ausnahmefigur im Bereich der Kriminalliteratur. Simenon schafft es in seinem einzigartigen Stil, den Kommissar in Szene zu setzen, ihm Leben einzuhauchen und den Leser an den Roman zu bannen.  

Georges Simenon wurde am 13.2.1903 in Lüttich geboren. Nach seinem Schulabbruch begann er in weiterer Folge eine Buchhändlerlehre und wurde dann von der "Gazette de Liége" als Lokalreporter eingestellt. Anfänglich schrieb er unter diversen Pseudonymen Groschenromane, erst später entwickelte er die Figur des Kommissar Maigret. Insgesamt schrieb er rund 300 Romane. Er ist der meistgelesene, meistverfilmte und meistübersetzte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Georges Simenon starb am 4.9.1989 in Lausanne.  

(Wolfgang Varga; 01/2003)


Georges Simenon: "Maigret und das Dienstmädchen"
Aus dem Französischen von Hainer Kober.
Diogenes, 2003. 166 Seiten. 
ISBN 3257212208
ca. EUR 6,90.
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