Jan Kaiser: "Wie Schwech und Pefel"
Liebeslustundlachgedichte
(Hörbuchrezension)
Kein Wunder, dass Robert
Gernhardt von den Gedichten des Jan Kaiser so begeistert ist.
Es scheint nämlich oft so, als habe hier der Meister der grotesk-seriösen
Lyrik seine Hand im Spiel gehabt. Dennoch gibt es ein Merkmal, das den erst 28-jährigen
gelernten Juristen Kaiser und
Robert Gernhardt voneinander unterscheidet: Kaiser
schreibt sozusagen "nur zum Spaß". Es ist für ihn ein Ausgleich zu
seinem Brotberuf als Richter. Und die Reime dringen so leicht und locker in des Hörers
Ohr, dass dieser sich gut vorstellen kann, der Herr Richter Kaiser habe zwischen
Bergen von Akten und bei zahllosen Verhandlungen immer einen Notizblock vor sich
auf dem Tisch legen, wo er auf die Schnelle seine Ideen vermerkt. Der
Feinschliff folgt dann womöglich im trauten Heim.
Die Liebesgedichte sind eine zentrale Kraft dieser CD. Als besonders witzig
erachtet der Rezensent aber dichterische Ausflüge in die Tierwelt; etwa in
jene des Beutelwolfs oder des
Suppenhuhns. Die Anthropozentrik klopft irgendwie
im Unterbewusstsein an, und vielleicht gibt es ja viele Stunden nach dem ersten
Hören völlig neue Erkenntnisse in Bezug auf die politischen "Traktate",
die Jan Kaiser recht überraschend zusätzlich noch in die Schlacht wirft.
Ohne die Musik, welche von Tina Lauxen und Jan Ohlhagen stammt, wäre der Hörgenuss
freilich nur halb so bemerkenswert. Jan Kaiser liest seine Gedichte ja höchstselbst
vor und verbleibt von Anfang bis Ende im selben Sprechtypus. Somit werden die
notwendigen Variationen durch die Musik geschaffen, welche zwischen
die Gedichte gepresst ist.
Einen kleinen Wermutstropfen kann der Rezensent nicht verhehlen. Es existiert
kein Beiheft zur vorliegenden CD, und somit besteht für den Hörer keine Möglichkeit,
die Gedichte nachzulesen und etwa feine Nuancen aufzuspüren. Freilich existiert
ein Sammelband der Gedichte von Jan Kaiser, welcher weit mehr als die für die Hör-CD
rezitierten Gedichte enthält. Dennoch wäre ein neugierig machendes Beiheft
sicher nicht verkehrt gewesen.
(Al Truis-Mus; 05/2005)
Jan Kaiser: "Wie Schwech und Pefel"
Von Jan Kaiser. Unterlegt mit Musik von Tina Lauxen und
Jan Ohlhagen.
Audiobuch, 2005. 1 CD.
ISBN 3-89964-099-3.
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