Andreas Schramek: "Im Land des Falkengottes. Echnaton"
Der zweite Teil der Trilogie
Andreas Schrameks Roman "Im Land des
Falkengottes - Echnaton" ist der zweite Teil der großen Trilogie über die
Herrscher des Neuen Reichs. Der erste
Teil endete mit dem traditionellen Opetfest im 25. Regierungsjahr Amenophis'
und dem Tod des Thronfolgers Thutmosis. Im zweiten Teil lässt der Erzähler Eje
nun die nächsten Jahre vorbeiziehen.
Nach dem Tod des Thronfolgers
Thutmosis wird Pharaos zweiter Sohn, der wie sein Vater den Namen Amenophis
trägt, zum Nachfolger ernannt. Gemeinsam mit seinem Erzieher Eje reist er nach
Men-nefer, um den mysteriösen Tod aufzuklären und den Leichnam nach Waset
zurückzuholen, damit er dort bestattet werden kann. Man befürchtet, dass die
Priester Amuns dem Pharao, der mehr und mehr Re-Harachte und Aton huldigt und so
deren Vorherrschaft untergräbt, nicht besonders freundlich gesinnt sind und beim
Tod des Thronfolgers ihre Hände im Spiel hatten. Trotz intensiver Recherchen
findet Eje in Men-nefer jedoch keine Beweise. Amenophis selbst nutzt den
Aufenthalt, um sich in der nahe gelegenen Stadt On, die das älteste Heiligtum
der beiden Reiche - den Tempel des Re - beherbergt, intensiv mit den dortigen
Priestern und ihren Lehren auseinander zu setzen.
Zurück in Waset, zögert
Prinz Amenophis keinen Augenblick, sich seiner Aufgabe als Thronfolger und
künftiger Herrscher Ägyptens mit allen Kräften zu stellen. Unterstützt wird er
von seiner Jugendfreundin Nofretete, der Tochter Ejes. Die Beiden lieben
einander, heiraten, und bald darauf wir ihre erste Tochter, Meritaton,
geboren.
Im 27. Regierungsjahr des mittlerweile zweiundvierzigjährigen
Pharao wird Prinz Amenophis zum Mitregenten und wählt als Thronnamen "Waen-Re"
("Schön ist die Erscheinung des Re - Einziger des Re"). Nofretete wird große
königliche Gemahlin und Eje trägt nun den Titel "Gottesvater".
Die nächsten
zwölf Jahre wird Ägypten von zwei Herrschern regiert. Es kommt aber bald schon
zu Spannungen zwischen Vater und Sohn, und von Seiten der mächtigen
Priesterschaft des Amun schlägt dem jungen Regenten abgründiger Hass entgegen,
da er sich immer dem Sonnengott Aton zuwendet und den anderen Göttern ihren
Anspruch verweigert. Seine endgültige Abkehr von allen anderen Gottheiten
Ägyptens und die Änderung seines Namens auf Echnaton besiegelt den endgültigen
Bruch zwischen Vater und Sohn.
Zusammen mit seiner schönen und klugen Frau
Nofretete macht sich Echnaton daran, eine neue Hauptstadt - Achet-Aton - zu
erbauen und das Reich am Nil grundlegend zu verändern, während Amenophis in
Waset bleibt und weiterhin den Ausgleich zwischen den Priestern der vielen
Gottheiten sucht.
Als sein Vater nach fast neununddreißigjähriger
Herrschaft stirbt, ist Echnaton alleiniger Regent über Ägypten. Gemeinsam mit
seiner geliebten großen königlichen Gemahlin und ihren mittlerweile sechs
Töchtern macht er Achet-Aton zur neuen Hauptstadt Ägyptens. Doch dies führt zu
Spannungen und Unruhen, da der Pharao bisher immer in Waset oder Men-nefer
regiert hat. Echnaton, der geschworen hat, nie wieder einen Fuß aus Achet-Aton
zu setzen, ernennt daher Nofretete zum Mitregenten. Sie, die den Thronnamen
Semenchkare erhält, geht nach Waset, denn dies ist der einzige Weg, um die
beiden Länder zu befrieden.
Echnaton macht bald nach Nofretetes Abreise Kija,
die Tochter des Königs von Mitanni, zu seiner Geliebten. Sie schenkt ihm den
langersehnten Thronfolger, Tutanchaton.
Im vierzehnten Jahr seiner Herrschaft
beschließt Echnaton endgültig, die Vorherrschaft Res im ganzen Land
durchzusetzen und lässt die Tempel aller anderen Götter schließen und alle
Andenken an sie auslöschen.
Mit dem Tod Echnatons im vierzehnten Jahr seiner
Herrschaft endet der zweite Roman.
Dieses Buch ist ebenso gut wie das
vorherige, was bei mehrbändigen Reihen nicht immer zutrifft, wobei sich der
Autor zwar grundsätzlich an historisch gesicherte Daten hält, sich aber die
Freiheit nimmt, diese auch mit eigenen Geschichten auszuschmücken.
In diesem
Teil geht es vorrangig um die Veränderung des Glaubens der Ägypter.
Nofretete
und Echnaton zählen zu den populärsten Herrscherpaaren der Frühgeschichte. Das
so genannte Zwischenspiel von Amarna brachte die Verlegung des Regierungssitzes
in die kurzzeitige neue Hauptstadt Achet-Aton, die Einführung eines neuen
künstlerischen Stils, die Aufwertung des Aton, der Sonnenscheibe, und des ihr
geltenden Kults zur Vorrangstellung in der ägyptischen Religion. Anhand
gesicherter wissenschaftlicher Quellen zeichnet Andreas Schramek mit großem
Erzähltalent ein lebendiges Bild altägyptischer Lebenswelt. Ihm gelingt dies
sehr allgemein verständlich, und der Roman führt ausgesprochen nah an das
denkbare (und ebenso einmalige) Lebensgefühl der damaligen Zeit.
Ein sehr
schönes Buch zum Abschalten und Zurückversetzen in die Zeit der Alten Ägypter.
(Andrea Ciza; 06/2004)
Andreas Schramek: "Im Land des
Falkengottes. Echnaton"
rororo, 2004. 512 Seiten.
ISBN
3-499-23520-X.
ca. EUR 9,90.
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Regentenname: "Nefercheprure" ("Schön
ist die Erscheinung des Re")
"Echnaton"
("ach-en-aton"): "Wirksam für Aton"; "Diener des Aton"; Amenophis IV. =
Amenhotep IV. ("Amun ist zufrieden")
Ergänzende
Buchempfehlung:
Jan Assmann: "Tod und Jenseits im alten
Ägypten"
Der Mensch ist das Tier, das mit dem Wissen um seine Endlichkeit
leben muss, und die Kultur ist die Welt, die sich der Mensch errichtet, um mit
diesem Wissen leben zu können. Diese These erläutert Jan Assmann am Beispiel der
altägyptischen Kultur, indem er zeigt, in welchem Umfang die Todesbilder die
gesamte Lebenswelt und Daseinsauslegung der Ägypter bestimmt haben. Ausgehend
von der bisher weitgehend unbekannten Gattung der Totenliturgien bietet er einen
umfassenden Überblick über die altägyptische Totenreligion.
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