Birgit Damer, Elmar Schwarze: "Schokolade"
Süßes Gold
Was
Schokoladenfreunde über
Schokolade wissen sollten
Schokoladenkochbücher kommen derzeit in Mode. Da Schokolade
nicht nur köstlich
schmeckt, sondern auch, wie neuere Forschungsergebnisse belegen,
zahlreiche
gesunde Inhaltsstoffe besitzt, verwundert dies natürlich
nicht. In den meisten
Kochbüchern zum Thema Schokolade vermisst man jedoch
Hintergrundinformationen
zum "süßen Gold", wie die wunderbare Nascherei im
Buchtitel zu Recht
bezeichnet wird.
Dieses Buch aus dem Hädecke Verlag enthält weniger
Rezepte, dafür eine Fülle
von Fakten und Informationen, die auch eingefleischte
Schokoladenliebhaber größtenteils
vermutlich nicht kennen. Im ersten Teil geht es um die Geschichte des
Kakaoanbaus und Kakaoverzehrs in Mittelamerika, und der Leser
erfährt, dass
Kakaobohnen im Aztekenreich als Zahlungsmittel verwendet wurden. Auch
Mythen zum
für die Azteken so wichtigen Kakao finden sich.
Nicht minder interessant sind botanische Aspekte, etwa die Entwicklung
von
Pflanze und Früchten, die verschiedenen Sorten und deren
Qualität und
Anforderungen an die weitere Aufarbeitung, die wiederum ebenfalls
ausführlich
erläutert wird. Denn von der Kakaobohne bis zur fertigen
Schokolade oder bis
zum Kakao führt ein weiter, komplizierter Weg, der Erfahrung
erfordert und
Herausforderungen für die Pioniere der Schokoladenproduktion
bereithielt. Kein
Wunder, dass wirklich hochwertige Schokolade ihren Preis hat.
Der Leser tritt im zweiten Teil des Buchs eine "Weltreise" an; hier
erfährt er, wie sich Schokoladenproduktion und -konsum in
unterschiedlichen Ländern
Europas und in Übersee entwickelt haben. Im dritten Kapitel,
treffend mit
"Wahlverwandtschaften" betitelt, geht es um die unterschiedlichen
Anwendungsmöglichkeiten von Schokolade, etwa in der Medizin,
beziehungsweise um
Kombinationsmöglichkeiten mit Gewürzen und anderen
Genussmitteln, zum Beispiel
Wein. Denn selbstverständlich passt
nicht jeder Wein zu jeder
Sorte Schokolade.
Elf Spitzenköche präsentieren im eigentlichen
Rezeptteil ihr persönliches
Lieblings-Schokoladenrezept. Darunter dominieren Desserts und
Gebäck,
beispielsweise Soufflé von weißer Schokolade,
Lavendel und schwarzen Oliven
mit Schokoladensorbet, vorgestellt von Michael Hoffmann aus dem
"Margaux"
in Berlin, oder Schokoladenkrapfen mit Schattenmorellen,
Sauerkirschsorbet und
Pistaziensabayon, Spezialität von Kolja Kleeberg aus dem
Berliner "VAU".
Sehr apart sieht auch die Schokoladen-Nougatschnitte von Lea Linster
aus der
"Lea Linster Cuisinière" im luxemburgischen Frisange aus -
Genuss
garantiert. Dass Schokolade sich auch deftig kombinieren
lässt, ist längst
kein Geheimnis mehr. Dies beweisen unter anderem die Rehkoteletts mit
Sellerieravioli und Schokoladen-Pfeffersauce, Rezept von Cornelia
Poletto aus
dem "Poletto" in Hamburg. Verblüffen lassen darf man sich vom
Rezept
"Erde" (nicht anders sieht das Dessert aus) des spanischen Kochs
Ferran Adrià.
Der Anhang hat ebenfalls noch einige nützliche Informationen
zu bieten, nämlich
vor allem ein Glossar und Adressen von Chocolatiers und Bezugsquellen,
selbstverständlich auch die Adressen der Restaurants, aus
denen die Rezepte
stammen.
Die Rezepte bilden, wie bereits erwähnt, nicht den Schwerpunkt
dieses Buchs,
das sich auch nicht wie eines der üblichen
"Schoki-Kochbücher" präsentieren
möchte. Daher ist das Nachkochen der Rezepte durchaus mit
etwas Aufwand
verbunden, wenn auch dank der übersichtlichen und
detaillierten Beschreibungen
keineswegs schwierig zu bewerkstelligen. Doch die Investition in Zeit
und
gelegentlich in Geld lohnt sich, denn die Gäste oder die zu
verwöhnende
Familie dürften solch extravagante Köstlichkeiten
kaum einmal serviert
bekommen haben. Und wer mag keine kunstvollen Schokoladenkreationen,
deren
einzelne Aromen miteinander geradezu kokettieren?
Bereits in den ersten Kapiteln sind
einige interessante Rezepte
enthalten, zum
Beispiel Chili-Rosen-Schokolade, die zu probieren sich wirklich lohnt.
In diesen
Kapiteln geht es jedoch vorrangig um die Vermittlung von Informationen
rund um
Kakao und Schokolade, Historie, botanische und kulturelle Aspekte
eingeschlossen, und dies gelingt: Da die Informationen
abwechslungsreich und
kurzweilig präsentiert werden, oft unter Einbindung von
Literaturzitaten, macht
es Spaß, das Buch zu lesen. Nach der Lektüre mag so
mancher Leser die ohnehin
geliebte Schokolade noch bewusster genießen.
Das inhaltlich vorzüglich gestaltete Buch überzeugt
auch durch die sehr
attraktive Aufmachung, vor allem dank der zahlreichen kunstvollen
Fotos, die
nicht nur die in den Rezepten vorgestellten Gerichte abbilden, sondern
auch
etliche Aspekte des Sachteils illustrieren, sodass der Leser den
Kakaoanbau und
die Schokoladenproduktion sprichwörtlich vor Augen hat.
Wer also nicht gerade nach einfachen Standardrezepten sucht, sondern
Freude am
Extravaganten und am Experimentieren mit einander ergänzenden
Aromen hat und
darüber hinaus gründlich über sein
"Lieblingslaster" informiert
werden möchte, wird diesem Buch viel Wissenswertes entnehmen.
Es eignet sich
auch vorzüglich als Geschenk für alle, die dem
"süßen Gold"
verfallen sind.
(Regina Károlyi; 11/2007)
Birgit
Damer, Elmar Schwarze: "Schokolade.
Süßes Gold"
Walter Hädecke Verlag, 2007. 105 Seiten.
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