Frieder Lauxmann: "Die Schöpfung"
Philosophische Wege zum Erleben der Welt
"Da
steh ich nun, ich armer Tor!
Und bin so klug als wie zuvor!"
(Goethe, Zitat des Faust)
Philosophische Wege zum Erleben der Welt
Im ersten Kapitel "Das Erleben der Welt", welches als ein Vorwort
interpretiert werden kann, erläutert Frieder Lauxmann seine
Motivation für das Buch. Er bemängelt, dass
Naturwissenschaften, Philosophie, Religion und Dichtung keine
Gemeinsamkeiten
erkennen, sondern zunehmend getrennte Wege gehen. Er
resümiert, dass das materialistische Denken der westlichen
Welt Probleme schafft, die mit ebendiesem Denken nicht zu
lösen sind. Insofern ist die Frage auf dem Buchrücken
"Ist die Welt ein Zufallsprodukt oder ist sie eine
sinnerfüllte Schöpfung?" eine rhetorische Frage, da
der Autor, wie schon am Titel deutlich wird, die Frage für
sich längst beantwortet hat.
Der Hauptteil des Buches besteht aus den drei Teilen "Zufall - Der
Nichts- und Alleskönner", "Auf der Suche nach dem
schöpferischen Geist" und "Die Nähe des unfassbaren
Schöpfers", die jeweils in kurze Einzelkapitel gegliedert
sind. In jedem dieser Kapitel beleuchtet der Autor Fragen zur
Weltentstehung aus unterschiedlichen Perspektiven. Auf diese Weise
entsteht eine übersichtlicher Querschnitt an Auffassungen zum
Thema. Die Kapitel sind mit Zitaten berühmter Personen der
Menschheitsgeschichte überschrieben.
Die Sichtweisen der Physik und Biologie zum Thema Zufall dominieren den
ersten Teil des Buches. Lauxmann kritisiert, dass die
Naturwissenschaften
ein aktives geistiges Prinzip als
Erklärung für Phänomene in der Natur
ausklammern. Ist diese Kritik berechtigt? Sind die Naturwissenschaften
nicht deshalb so erfolgreich, weil sie sich in einem bestimmten
Denkrahmen, dem methodischen Atheismus, bewegen? Dieser Denkrahmen
schließt eine ganzheitliche Sicht, die materielle und
geistige Prozesse umfasst, als metaphysische Erklärung nicht
aus. Jedoch ist es sinnvoll, zwischen den Methoden und Erkenntnissen
der Naturwissenschaften und ganzheitlichen Welterklärungen zu
unterscheiden.
Mit Grenzbereichen der Naturwissenschaften setzt sich der Autor im
zweiten Teil des Buches auseinander. "Gibt es Verbindungen ohne
Kausalität?" und "Wirkt der Geist auf die Materie?" sind
Fragen, die hier behandelt werden. So beschäftigten sich u.a.
der Psychologe
Carl Gustav Jung und der Biologe Rupert Sheldrake mit
Synchronizitäten
in der Natur. Diese implizieren ein Gedächtnis der
Natur, welches laut Sheldrake nicht in der Materie gespeichert ist. Ein
weiteres Thema im zweiten Teil des Buches ist das Wechselspiel von
Chaos und Ordnung. Eine zunehmende Ordnung führt zur
Erstarrung und aufgrund des Fehlens der Dynamik schließlich
wieder zum Chaos.
Im dritten Teil des Buches setzt sich der Autor mit verschiedenen
Welterklärungsmodellen auseinander. Hier werden
Religionen,
Mythen
und
Philosophien
aus der Menschheitsgeschichte
erläutert und gegenübergestellt. Die Bandbreite
reicht von Laotses
Taoteking über Platons Ideenlehre, Hans
Jonas’ Zweifel an der Allmacht Gottes, Pierre Teilhard de
Chardins Hypothese vom Omegapunkt bis hin zu
Frank
Tiplers spekulativen
Computervisionen.
Der Autor verfügt über ein umfangreiches
Querschnittswissen. Es ist ihm in diesem philosophischen Lesebuch
gelungen, verschiedene Welterklärungsmodelle für eine
breite Leserschaft verständlich aufzubereiten. Das Bewahren
der Schöpfung und die Erkenntnis der Verantwortung der
Menschheit für die Schöpfung sind dem Autor ein
Anliegen und ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Frieder Lauxmann, 1933 in Stuttgart geboren, ist promovierter Jurist
und lebt in Karlsruhe. Er beschäftigt sich seit langem mit den
Fragen, wie wir denken und was wir wissen können oder
müssen und hat dazu eine Reihe von Büchern
veröffentlicht.
(Klemens Taplan; 12/2006)
Frieder
Lauxmann: "Die Schöpfung. Philosophische Wege zum Erleben der
Welt"
Taschenbuch:
dtv, 2006. 256 Seiten.
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Gebundene
Ausgabe:
Nymphenburger, 2004. 248 Seiten.
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