Eric-Emmanuel Schmitt: "Odette Toulemonde und andere Geschichten"
Acht Erzählungen, acht Frauen, acht Liebesgeschichten - acht hinreißende Momentaufnahmen von Menschen auf der persönlichen Suche nach dem Glück.
Dies
ist die erste Sammlung von Kurzgeschichten Eric-Emmanuel Schmitts, die
auf den Markt kommt, und in mancherlei Hinsicht ist es eine typische
Kurzgeschichtensammlung, d.h. es wird ein Strauß an kleineren
Prosatexten vorgelegt, der mehr oder weniger begeistern kann. Eine
Sache haben auf jeden Fall alle Geschichten gemeinsam: In ihren
Mittelpunkten stehen Frauen, die sich in irgendeiner Art und Weise mit
verschmähter, aufgegebener oder aufgelöster Liebe
auseinander setzen müssen. Dabei ist "Wanda Winnipeg", die
Heldin der ersten Geschichte, eine Frau, die Liebe in sehr
interessanter Art und Weise instrumentalisiert. Die zweite Geschichte
hängt Liebes- und Beziehungsglück am Wetter auf, denn
"C’est un beau jour de pluie" lässt etwas beginnen,
das der Titel nicht erwarten lässt. "L’intruse" ist
eine sehr überraschende Geschichte über Liebe und
Erinnerungen, die sicherlich viele Freunde finden wird.
Doch nicht immer sind es die Frauen, wie in "Tout de être
heureuse", die eine erschreckend neue Erfahrung über teilweise
etablierte Beziehungen machen müssen. In "La Princesse aux
Pieds Nus" findet sich das passende - etwas hilflosere -
männliche Gegenstück zu "Wanda Winnipeg", das eine
prägende Erfahrung seines Lebens in ein ganz neues Licht
gerückt bekommt.
Die Titelgeschichte handelt von einer Frau, die einen Schriftsteller
über die Maßen bewundert, der von der Kritik
allerdings nicht unbedingt geschätzt wird. Doch Odette, die
nicht nur einen seltsamen Namen hat, beschließt dieses
Problem - und noch ein paar andere - auf ihre ureigene Art und Weise zu
lösen. Diese Geschichte wurde - unter der Anleitung Schmitts -
auch verfilmt. Zur Entstehung der Geschichte bei den Dreharbeiten - und
auch der Entstehung aller anderen in diesem Band -
äußert sich der Autor im Nachwort des Buchs.
Die letzte Geschichte, "Le Plus Beau Livre du Monde", zeigt, wie in
einem Gulag im stalinistischen Russland das schönste Buch der
Welt entstand - überaus anrührend und nachdenklich
stimmend. Es ist eine Geschichte darüber, wie erfinderisch und
opferbereit einen Menschen die Liebe machen kann. Und was ihm dabei
wirklich wichtig ist.
Liebe in jeder Form steht im Zentrum dieser Kurzgeschichten, die in
Eric-Emmanuel Schmitts gewohnter Sprache verfasst sind und die seinen
etablierten emotionalen Pfaden und Ideen folgen. Eine kleine Freude
für den Liebhaber und ein guter Einstieg für
diejenigen, die sein Werk noch nicht kennen.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2007)
Eric-Emmanuel
Schmitt: "Odette Toulemonde und andere Geschichten"
(Originaltitel "Odette Toulemonde et autres histoires")
Aus dem Französischen von Inés Koebel.
Ammann Verlag, 2007. 260 Seiten.
Buch
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