Wolfgang Schlüter: "Dufays Requiem"
Ein großer Roman über die Schönheit der Musik
und ihre zerstörerische Macht
"Na denn man zu. Finden Sie uns etwas. Stöbern Sie's auf. Wie wärs mit Dufays Requiem. Wär nicht schlecht
für den Anfang. Was wetten wir?"
Ich
habe das Buch empfohlen bekommen. Als Krimi. Von einem Musiker. Was
kann das werden?
Der aufregendste Krimiroman, den ich je gelesen habe. Von der ersten
Seite an war ich gefesselt - vom ersten Mord, dem geistigen Spott in
der Auseinandersetzung zwischen der Musikwissenschafterin Antonietta
Riccioli und dem Gymnasiallehrer Wernfried Hübschmann, seiner
besessenen Suche nach dem Requiem, das Dufay angeblich für
seine eigene Beerdigung geschrieben haben soll, und gefangen in der
polyphonen Verschlingung der einzelnen Handlungsstränge.
Dialoge wechseln mit Tagebucheintragungen und Erzählungen.
Epochen lösen einander ab, Orte drehen sich geschwind, und
durch die fanatische Suche Hübschmanns belebt sich ein
"faszinierendes literarisches Panorama der Tonkunst".
Natürlich geht es in einem Krimi
um Mord, aber die eigentliche Spannung des Romans liegt in der immer
fanatischer werdenden Suche Hübschmanns nach dem Requiem, in
seinem Untertauchen in der Vergangenheit, die er mit dem Verlust der
Gegenwart - Probleme in Ehe und Schule entstehen - bezahlt. Ein innerer Krimi.
Ein zeitlicher Krimi. Geistige Weite, anspruchsvolle Sprache und
musikalische Verwobenheit der Erzählung sind die
Gründe dafür, dass "Dufays Requiem" immer noch als Geheimtipp
weitergegeben wird.
(Die Prinzessin; 01/2003)
Wolfgang Schlüter: "Dufays Requiem"
Eichborn, 2001. 426 Seiten.
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Wolfgang Schlüter, geboren 1948, lebt als freier Übersetzer und Autor in Berlin. Er hat u. A. einen Band mit englischer Lyrik, John Aubrey, William Cowper, T. H. Lawrence und Christopher Marlowes sämtliche Dramen ins Deutsche übersetzt. Für seinen ersten Roman "John Field und die Himmels-Electricität" (1998) bei Eichborn erhielt er den "Dedalus Preis für innovative Prosa".
Weitere Bücher des Autors:
"Anmut und Gnade"
"Die englischen Schwestern"
Sprachmächtig, wunderbar kenntnisreich und mit höchstem Vergnügen an der
Vielzahl seiner Stimmen und Perspektiven erzählt Wolfgang Schlüter von der
Erfindung eines Instruments - und allem, was sie nach sich zog.
Warum verschwindet ein deutscher Landschaftsmaler in den Schwefelsümpfen vor
Neapel? Wie wird ausgerechnet ein nüchtern-erzpragmatischer Politiker wie
Benjamin Franklin zum Erfinder der Glasharmonika, einem luxuriösen,
raffinierten Musikinstrument, das heute beinahe vergessen ist, dessen
geisterhafter Klang aber selbst
Mozart
zu einer Komposition inspirierte? Welche
Spuren führen vom heutigen Berlin ins Königreich beider Sizilien? Und was hat
die Glasharmonika mit dem
Vesuv gemein? Wolfgang Schlüters
brillant komponierter Roman leitet den Leser von der Gegenwart in die Spätaufklärung
und zurück, er lässt seine Figuren und ihre Gedanken reisen, ob per
Postkutsche oder Eisenbahn, ob in Briefen und Fiktionen, und er lässt den Geist
einer Epoche lebendig werden - multiperspektivisch, polystilistisch und
ungeheuer anregend. (Eichborn)
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Krieg um Worte, Töne, Bilder.
Paris, 2003. Unruhen erschüttern die Banlieues.
Während die Stadt vom Krieg
der Bilderstürmer und Kaputtmacher erschüttert wird,
probt ein österreichisches
Kammerensemble die Aufführung einer Oper Jean-Philippe
Rameaus, des großen
Neuerers und ebenso gefeierten wie umstrittenen Erben Lullys. Walter
Mardtner
ist Pressereferent des Orchesters. Bei einem Antiquariatsbesuch
fällt ihm ein
Konvolut alter Schriften in die Hände, das von einem anderen
Krieg erzählt:
dem einstmals ebenso erbitterten wie geistvollen Kampf zwischen den
Traditionalisten und Neuerern um die Vorherrschaft
an der Pariser Oper.
Kombattanten sind ein König, für den die Oper vor
allem höchste Kunst der höfischen
Repräsentation ist, Rameau und der Kreis der
Enzyklopädisten, allen voran der
empfindsame und aufrührerische
Jean-Jacques
Rousseau.
Wolfgang Schlüters Roman lässt die Pracht der Oper,
das Zeitalter des
Barock,
der Aufklärung
und das Brodeln des vorrevolutionären Frankreich neu erstehen. (Fischer)
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