Matthias Luserke-Jaqui (Hrsg.): "Schiller-Handbuch"

Leben - Werk - Wirkung


Schillerinterpretation pur

Der Herausgeber Matthias Luserke-Jaqui ist Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt.
Das Buch ist gebunden und 651 Seiten stark. Eine 17-seitige Lebens- und Werkchronik stellt eine wertvolle Ergänzung dar, die eine biografische Einordnung des restlichen Werkes erleichtert. Den Abschluss bildet ein 21-seitiges Personen- und Werkregister.

Das "Schiller-Handbuch" beinhaltet 70 Artikel, von 28 Literaturwissenschaftlern verfasst und angeordnet in den Kapiteln Dramen, Gedichte, Erzählungen, historische Schriften, theoretische Schriften, Kritiken und publizistische Schriften, Bearbeitungen und Übersetzungen, ausgewählte Briefwechsel sowie Wirkung. Jede Abhandlung ist mit einer eigenen Bibliografie abgeschlossen.

Lassen wir das Buch selbst zu Worte kommen: "Was will dieses SCHILLER-HANDBUCH? Vorrangiges Ziel ist die schnelle, präzise und kompakte Information der Leserinnen und Leser. Die einzelnen Artikel sind so aufgebaut, dass sie auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Dieses SCHILLER-HANDBUCH setzt nicht den erfahrenen Leser voraus, der sich bereits besten in Schillers Werk auskennt, sondern es richtet sich an den interessierten Leser, der dieses Werk erst kennen lernen oder seine Kenntnisse vertiefen will."

Zur Gestaltung enthüllt das Vorwort: "Bei der Vielgestaltigkeit der Textsorten in Schillers Werk kann die Anordnung der einzelnen Artikel keiner verbindlichen übergeordneten Systematik verpflichtet sein. Insofern spiegelt das SCHILLER-HANDBUCH auch die Breite der germanistischen Forschung wieder."

Alle Dramen, ausgewählte Gedichte und Prosawerke, selbst die beiden umfangreichen Briefwechsel Schillers mit Körner und Goethe sind vertreten. Und insbesondere die sich den einzelnen Artikeln anschließenden Literaturangaben sind sehr praktisch, zumal sie in Primär- und Sekundärliteratur unterscheiden. Allein die abschnittweise gelistete Sekundärliteratur kann ein Mensch in seinem Leben gar nicht lesen, viel weniger aufgearbeitet haben. Darin liegt auch der Grund, dass an diesem Buch 28 Autoren gearbeitet haben.

Statt des Titels "Leben - Werk - Wirkung" wäre "Werk - Wirkung - Interpretation" treffender gewesen, denn angesichts des dargebotenen Inhalts zu Werk und Wirkung verblassen die Informationen zum Leben Schillers; die hilfreiche Vita am Ende des Buches kann und will auch keine Biografie ersetzen.

Fazit

Es gehört natürlich zum Metzler-Verlagsprogramm, dem Nationaldichter ein eigenes Werk der bewährten Handbuch-Reihe zu widmen. Das "Schiller-Handbuch" bietet einen strukturierten Zugang zu dem erklecklichen Opus Friedrich Schillers. Auch die Freiheit der Gliederung der Einzelbeiträge wirkt sich positiv aus. Die tabellarischen Übersichten des Handbuchs sind einer rein textuellen Darstellung überlegen. Insgesamt hinterlässt das "Schiller-Handbuch" einen sehr soliden Eindruck. Selbst wenn man eine gute kommentierte Werkausgabe besitzt, so hat dieses Buch dennoch Sinn, sofern man die Kosten nicht scheut.

Das "Schiller-Handbuch" begleitete mich während meiner viermonatigen Expedition, die mich anhand der Biografie von Peter-André Alt und der fünfbändigen Werkausgabe durch Leben und Teile des beeindruckenden Opus des Friedrich Schiller führte. Hierbei leistete das Handbuch wertvolle, unterstützende Dienste. Aber das "Schiller-Handbuch" wird es schwer haben, denn bei Hanser ist die deutlich günstigere zweibändige Biografie Peter-André Alts erschienen, die eine starke Werkbetonung aufweist und einen durchaus gut unterrichteten Leser hinterlässt.

Denn der Preis des "Schiller-Handbuchs" bildet einen stattlichen Betrag, etwas kostengünstiger erhält man immerhin die 5800 Seiten starke und auch kommentierte Werkausgabe bei dtv. Dass ein Metzler-Handbuch durchaus billiger angeboten werden kann, bewies das kartonierte "Lessing-Handbuch", das deutlich wohlfeiler zu haben ist und inhaltlich die hohen Standards im Hause Metzler natürlich ebenfalls erfüllt.

Auf dem Büchertisch des Schiller-Nationalmuseums in Marbach findet man viele Bücher zu Schiller aus allen möglichen Verlagen. Interessant ist das Detail, dass, obwohl keine 25 Kilometer vom Verlagssitz entfernt, das "Schiller-Handbuch" aus dem Hause Metzler dort nicht anzutreffen ist.

(Klaus Prinz; 09/2005)


Matthias Luserke-Jaqui (Hrsg.): "Schiller-Handbuch"
Metzler, 2005. 651 Seiten.
ISBN 3-476-01950-0.
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