Frank
Schätzing und The Black Lounge: "Keine Angst"
Geschichten und Musik aus der Zwischenwelt
(Hörbuchrezension)
Abstruse, makabre, aber auch komische Kurzkrimis
Dieses Hörbuch beruht auf der 1997 erschienenen Kurzgeschichtensammlung gleichen Titels. Frank Schätzing, der zunächst durch seinen Mittelalterroman "Tod und Teufel" bekannt wurde, und dessen spätere Romane (z. B. "Lautlos") von ebenfalls hoher erzählerischer Qualität und Spannung, zeigen, dass auch in Deutschland der Thriller ein Zuhause hat.
Mancher mag sich vielleicht
fragen: Wenn man nun die Kurzgeschichtensammlung schon in Buchform hat,
sollte man sich dieses Hörbuch (dennoch) kaufen?
Ich meine: Ja, und dafür gibt es viele Gründe. Im
Stil des Albums "Tales of Mystery and Imagination -
Edgar
Allan Poe" des Alan Parsons Project führt ein
gewisser Herr Klein durch eine Rahmenerzählung und durch ein
Haus der unheimlichen Geschichten. Diese sieben Geschichten sind sehr
eindringlich erzählt und lassen die Nerven immer wieder
zittern, wobei die Auswahl verschiedene Aspekte des unheimlichen
Geschichtenerzählens umschließt, wie die
titelgebende Tiergeschichte, das Familienmorddrama "Der Teppich", die
Geistergeschichte "Vrooomm!!", das sehr lange und sehr kölsche
Eifersuchtsdrama "Stühle hoch gestellt nach Mitternacht" (mit
70 Minuten fast schon ein Roman), die Rachegeschichte
"Schulfreundinnen" und das etwas abgedrehte Künstlerdrama
"Kricks Bilder".
Aber dies sind nur die
Geschichten. Daneben gibt es noch atmosphärisch sehr gut
angepasste Musik, die von The Black Lounge gespielt wurde, nach
Kompositionen und Arrangements von Frank Schätzing selbst.
Diese Musik ist sehr eingängig und unterlegt die Geschichten
und auch Herrn Kleins Kommentare bestens. Alleine diese Kombination von
Erzählung und Musik rechtfertigt schon die Anschaffung des
Hörbuchs.
Dann ist noch der sinnlich-optische Bereich zu beachten. Die
Hörspiele kommen in einer Dreier-CD-Box mit einem Foto des
Autors auf der Vorderseite und der Abbildung eines unheimlichen Hauses,
das stark an "Bates Motel" erinnert, auf der Rückseite. Die
einzelnen CDs sind farblich passend gekennzeichnet, wobei die erste,
den etwas blutrünstigeren Geschichten gewidmet, rot ist, die
zweite CD, eine Fahrt auf der Straße der Erinnerungen, blau,
und die letzte schwarz. Die CD-Box steckt zusammen mit dem Beiheft in
einem Schuber, der genauso bedruckt ist, wie die Box selbst.
Und damit kommen wir zu dem Beiheft, das ebenfalls mit sehr viel
Überlegung angefertigt wurde. Nachdem die erste Doppelseite
eine geisterhafte Fortsetzung der CD-Box-Rückseite
für die Einleitung der Rahmengeschichte darstellt, sind die
weiteren Doppelseiten sehr genau auf die Inhalte der jeweiligen
Geschichten abgestimmt, und das Betrachten der Bilder während
des Anhörens verstärkt ihre Wirkung noch sehr
effektvoll: Sei es das Kind gespiegelt im Tierauge zu "Keine Angst",
das Skelett eines Hamsters im Laufrad zu "Der Teppich", die
geisterhaften Anhalter am Kölner Militärring zu
"Vrooomm!!", das wunderbare und künstlerisch absolut
begeisternde Bild einer alten Frau im Päffken mit dem Geist
ihres jugendlichen Selbst hinter ihr zu "Stühle, hoch gestellt
nach Mitternacht", die Puppe mit dem zerstörten Mund zu
"Schulfreundinnen", oder eine interessante Version eines Schreis zu
"Kricks Bilder", - jedes der Motive passt wunderbar zu der
dazugehörigen Geschichte und ist auch fabelhaft
ausgeführt. Zudem ergeben die Fotos des Kölner
Fotografen Paul Schmitz, der seine Interpretation der Geschichten
umgesetzt hat, auch als solche eine klare kompositorische
Folge.
Die Credits von "The Black Lounge", (hierbei handelt es sich um eine Projektgruppe unterschiedlichster Musiker aus Jazz, Rock und Pop), sind mit einer Trompete begleitet, aus der Blut fließt, und die Abschlusscredits und Danksagungen am Ende mit einem sehr passenden schwarzen Buch mit schwarzer Seitenrandeinfärbung.
Alles in allem ein Gesamtkunstwerk, das in keiner Sammlung fehlen sollte.
Frank Schätzing wurde 1957 in Köln geboren. Er studierte Kommunikationswissenschaften und arbeitete als Creative Director in internationalen Agentur-Networks. Anfang der 1990er Jahre begann Frank Schätzing, Novellen und Satiren zu schreiben. 1995 erschien sein erstes Buch, der Mittelalterroman "Tod und Teufel", der sofort ein Bestseller wurde. Für seine schriftstellerische Arbeit erhielt er den "KölnLiteraturpreis 2002".
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 08/2003)
Frank Schätzing und The Black Lounge:
"Keine Angst"
Gelesen von Frank Schätzing und "Herrn Klein".
Emons, 2001. 3 CDs.
ISBN 3-89705-224-5.
ca. EUR 25,-.
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Ergänzende Buchtipps:
Frank Schätzing:
"Tod und Teufel"
Köln im September des Jahres 1260: Jeder steht gegen
jeden. Erzbischof und Bürger versuchen, einander mit allen
legalen und illegalen Mitteln in die Knie zu zwingen. Jacop der Fuchs,
ein liebenswerter Dieb und Herumtreiber, zeigt an den
erzbischöflichen Äpfeln indes mehr Interesse als an
der hohen Politik. Was ihm nicht gut bekommt: In den Ästen
eines Apfelbaumes sitzend, wird er Zeuge, wie ein
höllenschwarzer Schatten den Dombaumeister vom Gerüst
in die Tiefe stößt. Er hat den Mord als Einziger
gesehen. Aber der Schatten hat auch ihn gesehen. Er heftet sich an
Jacops Spuren und bringt jeden um, den Jacop einweiht. Als Jacop
begreift, dass der Sturz vom Dom nur Auftakt einer unerhörten
Intrige war, ist es fast schon zu spät.
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"Die dunkle Seite"
Köln 1999: Ein offenbar harmloser
Geschäftsmann fällt einem abgründigen
Verbrechen zum Opfer. Er wurde in seiner Wohnung zu Tode gefoltert. Die
Tat eines Verrückten? Kommissar Menemenci tappt im Dunkeln.
Vera Gemini, Kölner Detektivin, wird wider Willen in den Fall
hineingezogen. Eigentlich soll sie nur einen vor sieben Jahren
verschwundenen Bankräuber suchen. An sich ein Routinejob. Doch
die Spur führt sie zurück nach Kuwait, ins Jahr 1991,
in die letzten Tage des Golfkrieges. Zu einem Geheimnis, das
in
der Wüste verborgen liegt. Begraben, aber nicht
vergessen. Bald erkennt die Detektivin die perfide Logik hinter der
angeblichen Wahnsinnnstat. Der Kreis schließt sich.
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"Lautlos"
Am 3. Juni 1999 streckt der serbische Diktator Slobodan
Milosevic die Waffen vor den Verbänden der NATO. Der Krieg der
Werte scheint gewonnen, der Frieden gesichert. Oder
doch
nicht? Ein Kommando unter der Leitung der Superterroristin
Jana infiltriert den Flughafen Köln/Bonn wenige Tage bevor die
weltpolitische Elite auf dem Gipfel zusammenkommt.
Für wen arbeitet Jana? Was verbirgt sich hinter der
unheimlichen Waffe, die YAG genannt wird und einen neuen Krieg
heraufbeschwören könnte? Liam O'Connor,
Schriftsteller und Physiker, ist zu Besuch in
Köln und kommt Jana auf die Spur. Doch wer glaubt
schon einem Mann, der zwar für den Nobelpreis nominiert, aber
als Playboy und Säufer berüchtigt ist und seine
Umwelt mit Vorliebe zum Narren hält?
Während die Vorbereitungen für den Empfang der
Staatsgäste auf Hochtouren laufen, beginnt ein atemloses Katz-
und Mausspiel zwischen O'Connor und Janas Phantomkommando. Die
Katastrophe scheint unausweichlich. Bis die Geschichte eine unerwartete
Wendung nimmt, an deren Ende niemand mehr weiß, wer noch
Freund und wer schon Feind ist.
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"Mordshunger"
Mordshunger haben sie alle: Inka von Barneck auf Sex und
Koks,
Fritz von Barneck auf Geld und noch mehr Geld, Max Hartmann auf die
Rolle seines Lebens, Romanus Cüpper auf alles, was essbar ist,
und die Löwen im Kölner Zoo auf Abwechslung. Dann ist
Inka plötzlich tot, und alle bekommen ihren Willen. Nur ganz
anders, als sie dachten ...
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"Limit"
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