Beate Sauer: "Die Buchmalerin"

Eine junge Buchmalerin beobachtet zufällig einen Mord und wird zur Schlüsselfigur in einem perfiden Intrigenspiel


"Die Buchmalerin" ist der erste historische Kriminalroman des Grafit-Verlags, vorgelegt von der 1966 in Aschaffenburg geborenen Beate Sauer, die nach dem Studium (Philosophie und katholische Theologie in Würzburg und Frankfurt/Main) die Stätte ihres Wirkens nach Köln verlegt hat.

Der Roman führt uns ins Jahr 1235 n. Chr. Es ist die Zeit der Inquisition in deutschen Landen, die unter anderem auch hinter der jungen Buchmalerin Donata her ist. Dies hat schwerwiegende politische Gründe, da die junge Frau auf ihren Wanderungen in einer Nacht unfreiwillige Zeugin eines Mordes an einem Inquisitor wurde. Donata ist allerdings schon seit vier Jahren auf der Flucht vor der Inquisition und kann sich daher nicht an die Obrigkeit wenden, vor allen Dingen auch deshalb, weil der Mörder, Kardinal Enzio von Trient, und einer der Mittäter zu den obersten Rängen dieser Obrigkeit gehören.

Im weiteren Verlauf ihrer Reise bringt Donata auch noch einige Schreiber gegen sich auf, denen sie bei einer Bewerbung für die Arbeit in einem Kloster eine Stelle wegschnappt, und als diese in einem Handgemenge bemerken, dass sie gar kein junger Mann ist, als der sie zuvor aufgetreten war, muss sie ihre Flucht unorganisiert und schwer verletzt fortsetzen. So gelangt sie schließlich nach Köln und in das Haus der Beginen, wo sie zunächst einmal nur halb bei Bewusstsein wieder gesund werden muss. Doch auch nach einer gütigen Aufnahme kann sie nicht bleiben, denn ihre Verfolger haben kurz nach ihr gleichfalls Köln erreicht, genau wie die Mörder, die sie im Wald beobachtet hat. Und die Beginen müssen sowieso vorsichtig sein, weil ihre Gemeinschaft immer nah am Ketzereivorwurf lavierte. So befindet sich Donata nach vier Jahren wieder in einem Benediktinerinnenkloster und bangt um ihr Leben.

Nicht grundlos, denn viele Kölner Bürger sind auf den Erfolg der Beginen in geschäftlichen Dingen eifersüchtig, und so dehnt sich der Vorwurf der Ketzerei, der zunächst nur Donata anhängt, bald auch auf die übrigen Frauen in dem Haus aus. Das Gebäude wird zunächst vom Mob angegriffen und danach von Soldaten des Kardinals unter Schutzhaft gestellt, während die Beginen zum Verhör abgeführt werden. Sogar die Äbtissin der Benediktinerinnen sieht sich auf einmal unter Ketzereiverdacht, und nur durch schnelles Türmen kann Donata einer Durchsuchung des Klosters entgehen. Wieder befindet sie sich auf der Flucht durch den winterlichen Wald, wobei sie allerdings unerwartet Hilfe bekommt.

Die politischen und religiösen Verstrickungen außerhalb Donatas Perspektive werden immer unübersichtlicher und machen ungefähr die Hälfte des Romans aus. Diese Verstrickungen sind in sich ebenso abwechslungsreich wie spannend, und die beiden Handlungsebenen überschneiden sich immer wieder in sehr glaubhafter Art und Weise, so dass nie der Eindruck einer Konstruktion entsteht, was für sich genommen eine beachtliche Leistung darstellt. Dass die Geschichte zudem überaus interessant und packend ist, macht "Die Buchmalerin" zu einem wahren Lesevergnügen.
Im Nachwort erfahren interessierte Leser auch noch ein wenig zur Historizität der beschriebenen Ereignisse.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 02/2005)


Beate Sauer: "Die Buchmalerin"
Grafit, 2005. 537 Seiten.
ISBN 3-89425-600-1.
ca. EUR 12,40.
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Zwei weitere Bücher der Autorin:

"Der Heilige in deiner Mitte"
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