Hubert Frasnelli: "Die Herrschaft der Fürsten"
Macht, Zivilcourage und Demokratie in Südtirol
Wer ist nicht fasziniert von Südtirol, dieser großartigen Vielfalt
von Landschaft und Lebensweise, wo die Tradition der Tiroler mit der Eleganz
der Italiener
eine so reizvolle Mischung abgibt, egal ob man sich durch eine Speisekarte arbeitet
oder von den
schneebedeckten Gipfeln der Dolomiten in die weite, bereits mediterran
anmutende Ebene hinuntersteigt.
Aber während das Land vor wilder Schönheit strotzt
und dank des Tourismus auch ein sehr reiches Land geworden ist, ist die Kluft
zwischen seinen Bewohnern, 70 Prozent Südtiroler, 30 Prozent Italiener, im Laufe der Jahre
nicht kleiner geworden.
Hubert Frasnelli, lange Zeit führender Politiker der
Südtiroler Volkspartei, führt das auf das nicht vorhandene bzw. nie ausgebildete
Demokratiebewusstsein seiner Landsleute zurück. Die SVP, größte Partei im Land,
hat für die Südtiroler einst einen herausragenden Minderheitenstatus erkämpft.
Damals war es wichtig, gemeinsam für die Rechte der Südtiroler zu kämpfen. Mittlerweile
ist Südtirol autonom und in seinen Rechten von Italien und Österreich unumstritten.
Dennoch hält die SVP auch heute weiter an ihrem zentralistischen und nationalistischen
Kurs fest und bestimmt so das Leben in Südtirol.
Die größte Tageszeitung des
Landes, "Dolomiten", ist, laut Frasnelli, nichts weiter als das Propagandainstrumentarium
der SVP, und auch die nationalen Radio- und Fernsehanstalten sind durch Mittelsmänner
der Partei quasi gleichgeschaltet.
Wie sollte sich da ein offeneres Klima in Südtirol ausbilden? Hubert Frasnelli hat nach langen Jahren Mitgliedschaft in der SVP resigniert, die Partei verlassen. Den Kampf für ein demokratisches Südtirol will er nun auf anderem Weg weiterführen. Eben auch mit diesem Buch.
(cwa; 01/2001)
Hubert Frasnelli: "Die Herrschaft der
Fürsten.
Macht, Zivilcourage und Demokratie in Südtirol"
Hrsg. v. Hubertus Czernin.
Wieser Verlag, 2000.
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Weitere Buchtipps:
Konrad Beikircher: "Als
Strohhalme noch aus Stroh waren. Eine Kindheit in Südtirol"
Der vielseitige Künstler und Autor Konrad Beikircher von einer bisher
unbekannten Seite: mit Kindheitsgeschichten aus seiner fast schon mediterranen
Heimat Südtirol, die auch davon erzählen, was Kindsein in den 1950er-Jahren
bedeutete - einer abenteuerlichen Zeit, in der das Wünschen noch geholfen hat.
Es geht um die heißen Sommer in der "Schwimmschule", die Angst vor dem "Zingerle",
die Streiche der "Krieg-der-Knöpfe-Gang" vom Stegener Weg und die Liebe
zu den älteren Brüdern, die die Pfade seiner Kindheit säumten, ohne ihm dabei
auf die Füße zu treten. Die tollen Amouren des Macho-Rackers mit den Damen aus
der Erwachsenenwelt und die wundervollen Brunecker Platzkonzerte unter blühenden
Kastanien.
Konrad Beikircher erzählt von den Spuren seiner Kindheit - von Glück und
Sonnenschein, aber auch Traurigem, Abseitigem - so lebendig und vertraut, dass
man ihm glaubt, dass es so war, oder zumindest gewesen sein könnte. Und als wäre
es die eigene Kindheit, von der man hier liest. (Kiepenheuer & Witsch)
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Martha Canestrini: "Bauerngärten in Südtirol"
Mit Fotos von Günther Schlemmer und Beiträgen von Andrea Heistinger.
Die große Vielfalt der Bauerngärten in Südtirol - Geschichte und praktische
Nutzung heute.
Was zeichnet einen Bauerngarten aus? Welche Pflanzen wachsen darin, und wozu
werden sie verwendet? Wie hat sich die Arbeit in den Gärten im Laufe der Zeit
verändert? Die Gartenexpertin Martha Canestrini und der Fotograf Günther
Schlemmer haben sich auf der Suche nach Antworten in unterschiedliche Winkel
Südtirols begeben. Entstanden ist ein prächtig illustrierter Band, der
Geschichte und Merkmale von Südtirols Bauerngärten beschreibt und fachkundig auf
einzelne Gewächse eingeht. Die Autorin stellt Bezüge zu Bauernregeln und zum
Bauernkalender her, sie schreibt über die Bedeutung der Mondphasen und der
Pflanzenkunde der
Hildegard von Bingen. Darüber hinaus finden Gartenfreunde eine Fülle von
Anekdoten, Rezepten (von Ringelblumenbalsam über Lilienöl bis zu "Hexensalben")
und Ratschlägen zur Gartenarbeit. Günther Schlemmer hat die Vielfalt der
Südtiroler Bauerngärten fotografisch dokumentiert: Seine Bilder
veranschaulichen, wie ein typischer Bauerngarten angelegt ist und welche
Artenvielfalt darin vertreten ist. (Folio-Verlag)
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Ulrich Ladurner: "Südtiroler Zeitreisen. Erzählungen"
Wo liegt Südtirol? Geografisch gesehen, lässt sich diese Frage leicht
beantworten. Vom Weltall aus ein kleiner Punkt, verlaufen die Grenzen im Norden
entlang des Alpenhauptkamms, im Süden grenzt es an das Trentino. Aber wo sind
die wahren Grenzen zu ziehen? Vielleicht gar im Inneren, entlang der
Sprachgruppen?
In einer geistreichen Auseinandersetzung mit der Geschichte, Gegenwart und
Zukunft Südtirols geht der "ZEIT"-Journalist
Ulrich Ladurner diesen Fragen nach. Aus acht unterhaltsamen Episoden fügt er ein
vielschichtiges, aufschlussreiches und oft auch provokantes Bild des Lebens in
Südtirol zusammen. (Haymon Verlag)
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Nathalie John: "Die Fliegenfischer am Fuß des
Rosengartens. Südtiroler Rundblicke"
Liebeserklärung an die sonnigen Berglandschaften Südtirols.
Der feine Geruch von
Anis und Fenchel, von Fladenbrot, dazu in Wacholder geräucherter, dunkler,
nicht zu weicher Speck und ein abgewetztes Jagdmesser zum Absäbeln der
Köstlichkeit gehören zu den liebsten Kindheitserinnerungen der preisgekrönten
Italienspezialistin Natalie John.
Südtirols Herz schlägt irgendwo zwischen der nordisch-deutschen und der
mediterran-italienischen Welt, und genau das macht auch seinen verführerischen
Zauber aus, dem sich die Autorin bis heute nicht entziehen kann. Wer könnte
schon dem breiten Angebot dieser Kulturlandschaft widerstehen oder gar dem
kulinarischen Kosmos, der sich beim berühmten Törggelen auftut, oder Weinen mit
so klingenden und viel versprechenden Namen wie "Kalterer See", "Bozner Leiten"
und "Meraner Hügel". Die gastronomische, kulturelle und sprachliche Vielfalt der
Autonomen Provinz Bozen-Südtirol wird nicht zuletzt durch ihre besondere
Geschichte und Geografie, vor allem aber durch ihre Menschen geprägt: die
Legenden Andreas Hofer, Luis Trenker und Reinhold Messner, Ötzi, den Mann aus
dem Eis, die junge, schicke Boznerin im "Dolce & Gabbana"-Gewand oder den
Burschen aus dem Passeiertal, der noch Tirolerhut trägt. Natalie John lässt sich
auch von Schlossgespenstern, Hexenmeistern und Zwergenkönigen nicht beirren:
Südtirol bleibt ihre erste, große italienische Liebe. (Picus Verlag)
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