Gerhard Roth: "Winterreise"
Es handelt sich um das meistgekaufte Buch von Gerhard Roth, dessen
Titel in Anspielung an den gleichnamigen Liederzyklus von
Franz
Schubert vorweg ein gerütteltes Maß an Romantik
verheißt.
Und nein, Sie irren nicht. Sie halten tatsächlich einen knallharten
Porno in der Hand, der Ihnen über eine erkleckliche Anzahl von Seiten nichts
schuldig bleibt. Es wird gevögelt und gelutscht, was das Zeug hält und noch viel
mehr.
Die eigentliche Rahmenhandlung zum schlüpfrigen Geschehen verkommt dabei
zur Nebensächlichkeit. Wen kümmert's noch, bei diesen Fakten.
Im Focus der Handlung stehen eine Frau und ein Mann, deren Körpersäfte ohne
Unterlass ineinander fließen. Die Figur des männlichen Protagonisten bleibt
dabei eigentümlich anonymisiert. Wir kennen zwar sein tristes Innenleben und
die Aussichtslosigkeit seiner verfahrenen Existenz, doch wie er aussieht, darum
wissen wir nicht.
Immerhin gereicht sein Äußerliches doch, bei all seiner
innerlichen Ruinenhaftigkeit, einer offenkundig hübschen und netten jungen Frau
zum fleischlichen Vergnügen. Sie ist das Objekt der
Begierde, an der sich auch
der lesende Voyeur festsaugen darf.
Ewig lockt das Weib, allerdings nur das
junge, hübsche und geile Weib, und dieses eine wird allen diesen Anspruchsvoraussetzungen
vollauf gerecht.
Sie bietet ihrem Gespielen ein anzüglich wohlgeformtes Hinterteil,
wird uns verraten, dessen scharf ausgeprägte Wölbung bei gewissen Stellungen
geschlechtlicher Vereinigung mitunter hinderlich ist. Was nimmt man nicht alles
der Liebe wegen in Kauf.
Liebe? Nein! Die Atmosphäre bleibt unterkühlt, das
kopulierende Leben hat sich längst schon überlebt, ist - bewegt es sich auch
noch so heftig, stöhnt es auch noch so laut - abgestorben.
Es ist die geile
Not der Verzweiflung sinnentleerter Existenzen. Auch die Ausflucht in aufschäumende
Körperlichkeit bleibt letztlich ein hilfloses Unterfangen, das sich totläuft.
Was bleibt, sind tiefempfundene
Depression und Trauer über die Ausweglosigkeit
aus dem Problem der Selbstentfremdung von der Sehnsucht nach einem in vollen
Zügen ausgeschöpften Leben.
(Bruno; 09/2002)
Gerhard Roth: "Winterreise"
Fischer.
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