Rilke Projekt III - "Überfließende Himmel"
(Hörbuchrezension)
Es ist eigentlich unglaublich: Da Hannelore
Elsner eine meiner Lieblingsschauspielerinnen aus deutschen Landen ist, habe
ich über eine ihr gewidmete Fan-Homepage erstmals vom "Rilke"-Projekt gelesen.
Ich war sehr gespannt auf die Interpretationen und wurde nicht enttäuscht! Je
öfter ich die Titel hörte, desto begeisterter war ich. Es ist wohl einmalig,
die Gedichte eines großartigen Lyrikers wie Rainer Maria Rilke auf so erstaunliche
Weise kompositorisch umsetzen zu können. Das Duo Schönherz & Fleer hat etwas
geschafft, wovor der Hörer nur den Hut ziehen kann.
Allerdings ging es noch weiter: Es folgte eine zweite CD, die vielleicht um
ein winziges Fünkchen mehr Esprit ausstrahlt. Als Fan der ersten Stunde habe
ich mich sehr auf die dritte CD gefreut, die angekündigt worden war. Diese CD,
um die es in dieser kleinen Besprechung geht, hat einen Vorzug, der sie noch
um eine Nasenlänge vor die anderen beiden "Rilke-Projekte" schiebt. Die Gedichte
scheinen im Zusammenhang eine Geschichte zu erzählen, und es gibt kein einziges
vertontes Rilke-Gedicht, das sich der Durchschnittlichkeit preisgeben mag. Waren
auf den ersten beiden CDs des Projekts noch spezifische Titel enthalten, welche
ich als Liebhaber der Gedichte von Rilke
eher als mittelmäßig interpretiert einstufen würde - (allerdings, und darauf
möchte ich bestehen: der Großteil der Gedichtinterpretationen auf den ersten
beiden CDs sind von besonderer Qualität) -, so ist der Reigen der Kompositionen,
die auf "Überfließende Himmel" enthalten sind, von Anfang bis Ende bestechend
gut.
Mit Hannlore Elsner, Ben Becker und Xavier Naidoo beteiligten sich drei Künstler
an diesem Projekt, deren besondere Interpretationsqualitäten schon die ersten
beiden Teile bereichert haben. Ich möchte auf zwei erstaunliche Schauspieler
hinweisen, die erstmals mitgewirkt haben, und dabei absolut überzeugen konnten:
Die Jungschauspielerin Jessica Schwarz interpretiert "Natur ist glücklich" wunderbar
herzerwärmend. Da bekommt die Seele buchstäblich Flügel, hebt der Körper vom
Boden ab, und will mit der Seele mitfliegen ...
Wohl fast sechzig Jahre älter als Jessica Schwarz ist
Peter
Ustinov, der "Zwischen Tag und Traum" mit der Weisheit des Alters interpretiert,
und dennoch tiefgründiger gesehen der Kindheit noch ganz nahe ist. Zwei Beispiele
für eine CD, die nur jedem an Lyrik interessierten Leser empfohlen sein kann.
Zwei "Kracher" seien noch erwähnt: "Ist es möglich" hat buchstäblich Hitparaden-Qualität,
und aufgrund der dichterischen Größe, die hinter dem Gedicht steckt, unbändiges
Potenzial. "Ich will Du sein" lebt von der Stimme Ben Beckers und vermag eine
wohltuende Gänsehaut zu erzeugen.
Und wo ich
schon dabei bin, erstaunlichen Stimmen zu huldigen, so komme ich an Barbara
Sukowa nicht vorbei, deren Gedichtinterpretationen ein sinnlich-erotisches
Timbre haben, das den sogenannten "Stars" heutzutage nahezu vollständig abgeht.
Das Titellied der CD, "Überfließende Himmel", wird von Hannelore Elsner und
Vesselina Kasarova interpretiert. Es versteht sich von selbst, dass bei einem
solchen Lied wahrhaft der Himmel überfließen kann ...
Das "Rilke-Projekt"
sollte in keinem an Klassik interessierten Haushalt fehlen. Es bleibt einem
buchstäblich die Spucke weg, und es wird nie langweilig, diesen
Gedichtinterpretationen zuzuhören. Freilich wünsche ich mir so bald als möglich
einen vierten Teil des Projekts, wobei es jedoch schwer sein dürfte, den dritten
Teil zu übertreffen.
Zwei Wörter, die ich nur selten in Bezug auf eine CD in
den Mund nehme bzw. niederschreibe, seien herausgeschrieen: Einfach fantastisch!
(Al Truis-Mus; 03/2004)
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Weitere Buchtipps:
Ingeborg Schnack: "Rainer Maria Rilke - Chronik seines Lebens und seines
Werkes. 1875-1926"
Erweiterte Neuausgabe. Herausgegeben von Renate Scharffenberg.
Die "Rilke-Chronik" ist seit vielen Jahren ein unentbehrliches
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zugänglichen Zitate aus Briefen und Aufzeichnungen Rilkes von vornherein auch
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Gedichten"
Herausgegeben von Karen Leeder und Robert Vilain.
Neue Forschungsergebnisse zu Rilkes lyrischem Spätwerk.
Der vorliegende Band konzentriert sich auf jene Texte Rilkes, die zwischen 1922
und 1926 - nach den "Duineser Elegien" - entstanden sind. Diese
Periode umfasst "Die Sonette an Orpheus", Rilkes Gedichte in
französischer Sprache, die Valéry-Übersetzungen, den lyrischen Briefwechsel
mit Erika Mitterer, aber auch eine große Anzahl einzelner Gedichte, die sich
thematisch um Landschaft und Figuren wie die Magiergestalt gruppieren lassen.
"Nach Duino" vereint nun Aufsätze, denen eine breite Palette
kritischer Ansätze und Methoden zu Grunde liegt. Das Spektrum reicht über
gattungstheoretische Überlegungen bis hin zu Untersuchungen intertextueller
Beziehungen, einzelner Motive und Topoi.
Aus dem Inhalt:
Manfred Engel: "Die Sonette an Orpheus" als Beginn des spätesten
Werkes
Karen Leeder: Spätsein und Spätstil in der Lyrik Rilkes
Judith Ryan: Die Frage der Vollendung in Rilkes Spätwerk
Gerald Stieg: Rilkes späteste Gedichte auf Deutsch und auf Französisch ein
Vergleich
Robert Vilain: Rilke und Ovid. Ein neuer Blick auf "Sein" und
"Verwandlung" in den "Sonetten an Orpheus". (Wallstein
Verlag)
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Rainer Maria Rilke: "Das Karussell"
zur Rezension ...
Aus der Reihe "Poesie für Kinder"