Matthew Reilly: "Der Tempel"
In ein Jesuitenkloster in den Pyrenäen fällt eine paramilitärische Gruppe ein, weil ein dort gelagertes Manuskript über die Ereignisse der Pizarro-Expedition nach Südamerika gestohlen werden soll. Um das Versteck des Manuskripts zu finden werden zunächst einige der Jesuitenbrüder erschossen, bis schließlich einer vortritt und es verrät. Keiner der Brüder im Raum überlebt die nächsten Minuten.
Drei Tage später wird die Verwaltung der DARPA in Arlington, Virginia von einer Gruppe von Milizanhängern überfallen, die das gesamte Personal töten, mit Geheimcodes alle Türen öffnen und den noch unvollständigen Prototyp einer Waffe namens "Supernova" stehlen. Die gesamte Operation bis zum Abrücken dauert neun Minuten.
Nur etwa vier Stunden später eilt Dr. William Race zu seinem Büro in der New York University, wo er Professor für mediävistische Linguistik ist. Vor der Tür seines Büros stehen Soldaten und drinnen wird er von einigen seiner Vorgesetzten und einem Colonel a. D., Frank Nash, empfangen. Er soll beim Auffinden eines Inka-Artifakts behilflich sein, dessen Fundort sich in einem Manuskript aus dem Mittelalter finden soll, das in Mittellatein geschrieben wurde. Diese Recherche ist sehr dringend, weswegen Dr. Race sie auf einem Flug nach Südamerika durchführen soll. Wenn er dies auf der Reise schaffe, könne er danach sofort wieder zurück fliegen. Wenn nicht, solle er die dann beginnende Expedition unter dem Schutz eines Green Berets begleiten, damit er den Weg weisen könne. Das besagte Inka-Artifakt besteht wohl aus einem Meteoritensplitter, der sich aus aktivem Thyrium zusammensetzt, was zufällig genau das Material ist, das "Supernova" braucht, um zu einer weltvernichtenden Waffe zu werden. Die Manuskript- und Prototypdiebe scheinen bereits auf dem Weg zu sein, weswegen Colonel Nash es sehr sehr eilig hat.
Sowohl die Ereignisse, die in dem alten Manuskript beschrieben werden,
wie auch die Reise zum Zielort der Expedition der Suche ist sehr interessant,
rasant und spannend beschrieben. Zu dem Zeitpunkt befindet sich der Leser ungefähr
in der Mitte des vorliegenden Romans. Dann wird es allerdings zunehmend absurd,
was die Handlungsentwicklung angeht:
Boote, Hubschrauber, Waffen etc. rasen
durch den Wald, Kaimane werden mit Messern getötet, Panzer fliegen durch die Luft
und landen aus mehreren Kilometern Höhe auf dem Boden, was tatsächlich einer der
Insassen in einem Stück überlebt, und überhaupt geschehen haufenweise haarsträubende
Sachen, die sogar einen jungen Sylvester Stallone von der Teilnahme an der Verfilmung
dieses Romans abgehalten haben dürften.
Ab der Mitte des Romans verliert die
Geschichte also vollständig an Glaubwürdigkeit und Handlungslogik und wird zu
einem einzigen Special-Effects-Feuerwerk, das der Rezensent - bei allem Wohlwollen
- unerträglich findet. Wenn Menschen mit mehreren tiefen Fleischwunden immer noch
erfolgreich mit ungefähr 1000 Kilo schweren Reptilien kämpfen, wobei sie lediglich
ein Bowiemesser in der Hand haben, dann wird es wirklich albern. So wird die Lektüre
"Der Tempel" ab etwa Seite 320 noch unglaublicher als der bereits an anderer Stelle
besprochene Reilly-Roman "Area
7".
(K.-G. Beck; 09/2002)
Matthew Reilly: "Der Tempel"
Taschenbuch:
Ullstein, 2002. 621 Seiten.
ISBN 3-548-25283-4.
ca.
EUR 8,95.
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