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Christoph
Ransmayr: "Die Schrecken des Eises
und der Finsternis" |
"Die
Schrecken des Eises und
der Finsternis" von Christoph Ransmayr bildet den siebten Titel im
Rahmen
der Klassiker-Hörbuchedition von GEO in Zusammenarbeit mit
Random House Audio.
Wie die Schirmherrschaft von GEO es schon andeutet, stehen fremde
Regionen und
die Abenteuerlust bei den ausgewählten Titeln im Mittelpunkt.
Die österreichisch-ungarische
Nordpolexpedition,
die Payer-Weyprecht-Expedition,
von 1872 bildet zugleich den Rahmen und den Mittelpunkt der Geschichte.
Während
die Ereignisse dieser Expedition dem Hörer fortlaufend immer
wieder ein Stück
weit nähergebracht werden, lernt der Hörer parallel
die fiktive Person Mazzini
kennen, der - wie der Hörer es auch sein sollte - von dieser
Expedition
gefesselt ist, und das hundert Jahre später.
Mazzinis Begeisterung wird zur Obsession, und diese Obsession wird
schließlich
zu einem Verhängnis. Begnügt Mazzini sich lange Zeit
damit, lediglich
Dokumente zur Payer-Weyprecht-Expedition zu sammeln,
beschließt er schließlich,
sie leibhaftig nachzuvollziehen. Er macht sich auf den Weg ... doch
dieser endet
im Nirgendwo, irgendwo in Spitzbergen, wo sich seine Spur verliert.
Wer sich für Polexpeditionen interessiert, kommt an diesem
Titel, sei es als
Buch oder als Hörbuch, kaum vorbei. Immerhin ist das Polare
eher eine
Randerscheinung in der Literatur, und "Die Schrecken des Eises und der
Finsternis" bietet somit einen begehrten Nischenhintergrund.
Vor allem die Nachempfindung der tatsächlichen Expedition ist
es, die den Hörer
wohl am meisten begeistern wird. Die Handlung rund um Mazzini hingegen
wirkt
etwas hölzern, ebenso wie das Zusammenbringen beider
Stränge. Man vermag es
nicht, zu Mazzini eine Beziehung herzustellen und enttarnt ihn recht
schnell als
konstruierte Figur. Es fehlt an Lebendigkeit und
Authentizität. Wäre Ersteres
bei einem Hörbuch, in dessen Mittelpunkt Eis und
Kälte stehen, noch
nachvollziehbar und ein gelungenes Stilmittel, so raubt die mangelnde
Authentizität dem Ganzen allerdings eine Menge des
Hörvergnügens.
Auch die zahlreichen Sprünge zwischen den Strängen,
zwischen
Tagebuchaufzeichnungen und anderen Dokumenten, rauben dem
Hörer schnell den
Nerv. Man muss nicht nur höchst aufmerksam lauschen, sondern
hat es durch
mangelnde Modulation der Stimme noch einmal unnötig schwerer,
dem Verlauf
durchgängig zu folgen.
Nicht umsonst werden zumeist professionelle Sprecher für
Hörbücher
eingesetzt, anstatt die jeweiligen Titel von den Autoren selbst
einlesen zu
lassen. Das Risiko, das solch ein Unterfangen begleitet, zeigt sich
auch beim
vorliegenden Titel deutlich. Christoph Ransmayr lässt nicht
nur die notwendige
Modulation vermissen, sondern der Hörer spürt auch
deutlich, wie verbunden der
Sprecher mit dem vorgetragenen Werk ist. Dies führt
unweigerlich dazu, dass das
Hörbuch im Ganzen ausgesprochen getragen vorgelesen wird.
Immer schwingt eine
Prise Pathos mit und zugleich ein Hauch überbordender
Begeisterung von der
Vorlage. Der gebürtige Österreicher lässt
zudem deutlich spürbar seinen
entsprechenden Dialekt mit einfließen. Zwar verringert dies
nicht das
Gesamtverständnis, zumal der gesamte Text mit unvorstellbarer
Ruhe und
Langsamkeit vorgetragen wird, dennoch fällt diese
Sprachfärbung, zumal wenn
der Hörer nicht selbst aus dem österreichischen Raum
kommt, insgesamt
unangenehm auf. Nicht von ungefähr ist man generell
bemüht, Hörbücher in
hochdeutscher Sprache statt in Oberösterreichisch,
Schwäbisch, Fränkisch und
anderen Dialekten einlesen zu lassen.
Nein, mit dem Vortrag durch den Autor hat man sich bei diesem
Hörbuch keinen
Gefallen getan. Anstatt die Mängel der Vorlage, die vor allem
in starken,
wiederkehrenden Sprüngen und einer gewissen Langatmigkeit an
sich bestehen,
durch einen starken Sprecher zu kompensieren, werden sie bei diesem
Hörbuch
noch verstärkt. Das Ergebnis ist ein Hörbuch, bei dem
sich der Hörer
anstrengen muss, am Ball zu bleiben und nicht aus Desinteresse
abzuschalten.
Schade - vor allem, weil diese Ambitionen der Geschichte als solcher
absolut
nicht gerecht werden.
(Tanja Elskamp; 09/2007)
Christoph
Ransmayr: "Die Schrecken des
Eises und der Finsternis"
Ungekürzt gesprochen vom Autor.
Random House Audio - Hörbuch Editionen, 2007. 6 CDs.
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Christoph
Ransmayr, geboren 1954
in Wels/Oberösterreich,
studierte Philosophie und
Ethnologie.
Weitere Bücher des Autors (Auswahl):
"Der fliegende Berg"
"Der fliegende Berg" ist die Geschichte zweier Brüder, die von
der Südwestküste
Irlands in den Transhimalaya, nach dem Land Kham und in die Gebirge
Osttibets
aufbrechen, um dort, wider besseres (durch Satelliten und
Computernavigation
gestütztes) Wissen, einen noch unbestiegenen namenlosen Berg
zu suchen,
vielleicht den letzten Weißen Fleck der Weltkarte. Auf ihrer
Suche begegnen die Brüder nicht nur der archaischen, mit chinesischen Besatzern
und den Zwängen
der Gegenwart im Krieg liegenden Welt der Nomaden, sondern auf sehr
unterschiedliche Weise auch dem Tod. Nur einer der beiden kehrt aus den
Bergen
ans Meer und in ein Leben zurück, in dem er das
Rätsel der Liebe als sein und
seines verlorenen Bruders tatsächliches, lange verborgenes,
niemals ganz zu
vermessendes und niemals zu eroberndes Ziel zu begreifen beginnt.
Verwandelt von
der Erfahrung, ja der Entdeckung der Wirklichkeit, macht sich der
Überlebende
am Ende ein zweites Mal auf den Weg. (S. Fischer)
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"Die
letzte Welt"
Als Christoph Ransmayrs Roman "Die letzte Welt" 1988 erschien, wurde
er von der Kritik gefeiert wie kaum ein anderer - wegen seiner
poetischen,
rhythmischen Sprache, wegen seiner stilistischen Eleganz, aber auch
wegen seiner
bildmächtigen Traum- und Alptraumwelten. In diesem Roman ist
die Verbannung des
römischen Dichters Ovid durch
Kaiser Augustus im Jahre 8 n.
Chr. der historisch
fixierte Ausgangspunkt einer fantasievollen Fiktion. Der Römer
Cotta, sein -
durch Ovids Briefe aus der Verbannung - ebenfalls historisch belegter
Freund,
macht sich in Tomi am Schwarzen Meer auf die Suche: nach dem
Verbannten, denn in
Rom geht das Gerücht von seinem Tod, als auch nach einer
Abschrift der Metamorphosen,
dem legendären Hauptwerk Ovids. Cotta trifft in der "eisernen
grauen Stadt" Tomi jedoch nur auf Spuren seines Freundes, Ovid selbst
begegnet er nicht. Er findet dessen verfallenes Haus im Gebirge, den
greisen
Diener Pythagoras und, je komplizierter und aussichtsloser sich die
Suche
gestaltet, immer rätselhaftere Zeichen der Metamorphosen - in
Bildern, Figuren,
wunderbaren Begebenheiten. Bis sich zuletzt Cotta selbst in der
geheimnisvoll
unwirklichen Welt der Verwandlungen zu verlieren scheint: die
Auflösung dieser
"letzten Welt" ist wieder zu Literatur geworden. (Fischer)
zur Rezension
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"Morbus
Kitahara"
"Der Friede von Oranienburg" ist der Name für die Jahre und
Jahrzehnte nach einem großen Krieg. Aber dieser Name
bezeichnet keine Epoche
des Wiederaufbaus, sondern eine der Sühne, der Vergeltung und
Rache. Nach dem
Willen der Sieger sollen die geschlagenen Feinde aus den Ruinen ihrer
Städte
und Industrien zurückkehren auf die Rübenfelder und
Schafweiden eines
vergangenen Jahrhunderts. Drei Menschen begegnen sich im Moor, einem
verwüsteten
Kaff an einem See im Schatten des Hochgebirges. Ambras, der
"Hundekönig"
und ehemaliger Lagerhäftling, wird Jahre nach seiner Befreiung
Verwalter jenes
Steinbruchs, in dem er als Gefangener gelitten hat. Verhasst und
gefürchtet
haust er mit einem Rudel verwilderter Hunde
im zerschlissenen Prunk der
Villa
Flora. Lily, die "Brasilianerin", die Grenzgängerin zwischen
den
Besatzungszonen, die vom Frieden an der Küste des fernen
Landes träumt, lebt
zurückgezogen in den Ruinen eines Strandbades. An manchen
Tagen aber steigt sie
ins Gebirge zu einem versteckten Waffenlager aus dem Krieg, verwandelt
sich dort
in eine Scharfschützin und macht Jagd auf ihre Feinde. Und
Bering, der "Vogelmensch",
der Schmied von Moor: Er verlässt sein Haus, einen wuchernden
Eisengarten, um
zunächst Fahrer des Hundekönigs zu werden, dann aber
dessen bewaffneter, zum
Äußeren entschlossener Leibwächter. Doch in
diesem zweiten Leben schlägt ihn
ein Gebrechen, ein rätselhaftes Leiden am Auge, dessen Namen
er in einem
Lazarett erfahren soll: Morbus Kitahara, die allmähliche
Verfinsterung des
Blicks. (S. Fischer)
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