Ian Rankin: "Der kalte Hauch der Nacht"

Einem ungeheuerlichen Komplott in Schottlands düsterer Hauptstadt auf der Spur ...


Schottlands parlamentarische Unabhängigkeit steht bevor, und das umzubauende Queensbury House soll der neue Parlamentssitz werden. Zusammen mit einer Gruppe von anderen "Offiziellen" bekommt John Rebus eine Führung durch das Gelände, begleitet von seinem neuen Kollegen, Derek Lintfort, dem er nicht sonderlich zugetan ist. Trotz allem ist dies aber ein eher ruhiger Einstieg in einen Krimi, bis sich in einem alten Kamin die mumifizierte Leiche eines jungen Manns findet. Und schon hat John Rebus einen neuen Fall, dessen Leitung er aber zunächst dem Vorgesetztenliebling Lintfort überlassen muss.

Zur gleichen Zeit ist Siobhan Clarke auf der Jagd nach einem Vergewaltigerpaar, das sich auf Frauen, die alleine von Singlepartys nach Hause gehen, spezialisiert zu haben scheint. Dabei trifft sie wenig später in einem Singleklub auf ihren Kollegen Lintfort, mit dem sie versuchsweise ein paar Mal ausgeht, was sich allerdings schnell als ein Fehler erweisen soll, vor dem sie mit John Rebus' Hilfe ausreichend bewahrt wird. Dies verbessert die Beziehung zwischen den beiden Männern nicht wirklich, die noch zusätzlich durch Rivalitäten bei der Bearbeitung des Mordes an einem angehenden Parlamentsmitglieds auf der Baustelle des Queensbury House belastet wird. Der taktierende Machtmensch Lintfort und der stärker fallorientierte Rebus geraten immer öfter aneinander, während die Fäden der drei Fälle immer weiter auseinander laufen und dabei immer größere politische, gesellschaftliche und auch geschichtliche Kreise ziehen. 

Hierbei lernt John Rebus nicht nur seine eigene Stadt noch besser kennen - und damit natürlich auch die Leserinnen und Leser - sondern auch eine ganze Menge über sich selbst und seine ureigensten Motive, die ihn zu dem Punkt in seinem Leben gebracht haben, an dem er sich heute befindet. Er ist dabei teilweise wie eine schottische Version eines Raymond Chandler- oder Dashiell Hammett-Helden, dessen kompromisslose Moral in einer unmoralischen Welt dem Helden oft mehr Schmerzen zufügt als seiner Umwelt. Gut zum Lesen und auch zum Vorlesen - wenn man die notwendige Puste dafür hat.

Ian Rankin gilt als "Großbritanniens führender Krimiautor" (Times Literary Supplement). Er wurde 1960 im schottischen Fife geboren und lebte in Edinburgh und London, bevor er mit seiner Familie für sechs Jahre nach Südfrankreich zog. Der internationale Durchbruch gelang Ian Rankin mit seinem melancholischen Serienhelden John Rebus, der mittlerweile aus den britischen Bestsellerlisten nicht mehr wegzudenken ist. Rankin wurde bereits mit dem begehrten "Golden Dagger Award" der Crime Writers Association of America ausgezeichnet, für den "Edgar Allan Poe Award" nominiert, zum Hawthornden Fellow gewählt und mit dem "Chandler-Fulbright Award" geehrt.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 03/2003)


Ian Rankin: "Der kalte Hauch der Nacht"
(Originaltitel: "Set In Darkness")
Aus dem Englischen von Christian Quatmann.

Goldmann, 2002. 540 Seiten. 
ISBN 3-442-45387-9.
ca. EUR 9,90.
Buch bestellen

... weitere Bücher von Ian Rankin bestellen ...