Michael Klonovsky: "Der Ramses-Code"
Am 23. Dezember 1790 kommt Jean-François Champollion in dem kleinen
französischen Städchen Figeac zur Welt. Bereits vor seiner Geburt wird prophezeit,
dass sein Ruhm die Jahrhunderte überdauern wird. Tatsächlich erweist sich der
kleine Jean-François schon bald als Wunderkind. Er bringt sich nicht nur das Lesen
selbst bei, sondern kann mit fünf Jahren schon fließend Altgriechisch sprechen
und führt mit seinem älteren Bruder wissenschaftliche Diskussionen. Seinem Vater
ist dies nicht ganz geheuer, und so willigt er nur allzu gerne ein, als Jean-François
seinem älteren Bruder nach Grenoble folgen will, um dort seine Ausbildung voranzutreiben.
Unterdessen wird Frankreich unter
Napoleon
zur gefürchteten Kriegsmacht. Während des Ägypten-Feldzugs im Jahr 1799 wird
der "Stein von Rosette" gefunden, der Inschriften in griechischer und demotischer
Schrift sowie Hieroglyphen enthält. Zum ersten Mal scheint es möglich, das Rätsel
der Hieroglyphen zu lösen. Die Gelehrten müssen aber bald feststellen, dass
die mysteriösen Schriftzeichen sich allen Versuchen sie zu decodieren entziehen.
Jean-François,
den alles Ägyptische magisch anzieht, ist allerdings davon überzeugt, dass er
derjenige sein wird, der das Geheimnis löst. Bis es soweit ist, sind allerdings
noch jede Menge Widrigkeiten zu überwinden. Schließlich ist auch ein Genie nur
ein Mensch. So muss sich Jean-François mit Neidern, mit der ersten unglücklichen
Liebe und Geldschwierigkeiten herumplagen.
Nichtsdestotrotz verliert er sein
Ziel nicht aus des Augen: Mit 18 Jahren ist er der jüngste Professor Frankreichs
und seinen Mitstreitern und Konkurrenten in seinem Sprachwissen und seinen Kenntnissen
über
Ägypten haushoch überlegen.
Ein gefährlicher Rivale ist allerdings der Universalgelehrte
und Physiker Thomas Young, der sich damit rühmt, einen Teil der Hieroglyphen entschlüsselt
zu haben.
Zudem begeht Jean-François den
schweren Fehler, sich in politische Agenden einzumischen. Als Napoleon in einem
triumphalen Siegeszug aus seiner Verbannung von Elba wieder in Frankreich einzieht,
erlangen Jean-François und sein Bruder die Gunst des Kaisers. Napoleon wird
aber wenig später vernichtend
geschlagen, und die Champollions werden als Hochverräter ins Exil geschickt.
Die Entschlüsselung der Hieroglyphen scheint in weite Ferne gerückt.
Michael Klonovsky lässt mit seinem Roman
Frankreich zur Zeit Napoleons mit all seinen politischen Verwicklungen und Intrigen,
der ungebrochenen Euphorie und dem herrschenden Fortschrittsdenken wiederauferstehen.
Der Roman beruht auf gut recherchierten historischen Fakten
und ist nicht nur spannend, sondern auch lehrreich. Beeindruckend ist das Fachwissen
über die alten Sprachen. Der Leser wird langsam an die Entschlüsselung der
Hieroglyphen
herangeführt und bekommt eine Ahnung, welch umfassendes Wissen und welche Überlegungen
nötig waren, um diese Meisterleistung zu schaffen.
Zugleich
wird einem ein großer Denker und Ausnahmegelehrter in seinem Ringen um Anerkennung,
mit seinen Ängsten, Zweifeln und Sehnsüchten auf menschliche Weise näher gebracht.
(wm; 11/2001)
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Michael Klonovsky, Jahrgang 1962,
ist als Schriftsteller und Journalist tätig.
Lien zur Netzpräsenz des Autors:
https://www.michael-klonovsky.de/.