Und das zu sein verspricht der Titel von Lily Priors Buch. Strenger, schwarzer Einband mit leuchtend gelben Zitronen darauf. Sizilianische Küche. Das Buch beginnt mit der Ermordung von Rosas Geliebtem und - Pasta. Endet mit einer Reis-Käsemischung und einem wieder gefundenen Mann. Die Kombinationen der Speisen und Lebenssituationen sind in diesem Buch wahrlich überraschend und ungewöhnlich. Ein Toter soll mittels Süßspeise wieder zum Leben erweckt werden. Ein Gericht aus Bohnen kombiniert mit einem eleganten rosa Kostüm. Ein anderes wundervolles sizilianisches Gericht lässt eine Wohnung abbrennen und Pasta wird direkt vom Körper einer Frau gegessen.

Dies sind die unterhaltenden Elemente des Buches. Auch wenn ich mir zu Beginn nicht sicher war ob gelacht werden darf, zu kühl und schnell ist zu Beginn der Stil um den grotesken Humor - ist das nun englischer oder sizilianischer - gleich genießen zu können. Ärgerlich macht mich nur die unsinnliche, klobig-klumpige Sprache, in der banalst das Liebesleben der Heldin beschrieben wird. Essen und Liebe scheint auch ein zwingendes Muss zu sein. Dass Rosa selbst nur eine gewöhnliche, mollige "Schönheit" ist, schmeichelt sicher den weiblichen Leserinnen, aber muss ihr Geliebter (nicht der Ermordete zu Beginn) unbedingt ein Engländer mit schlechten, gelben Zähnen und einem "Schmerbauch" (ich nehme an er hat einen "Gössermuskel") sein, der zu allem Überfluss schwarze Satinunterhosen trägt. Findet die Autorin - Engländerin übrigens - das erotisch? Witzig? Ist das der berühmte schwarze (!) englische Humor? Dazu klingen aber die erotischen Zusammenstöße der beiden zu bieder. Es kann doch nicht (nur) an der Übersetzung liegen, dass derartige Banalitäten als sinnlich gelten: "... Mund vagabundierte mit zährtlichen Bissen über meinen Hals...", "Nackt lag ich im Mondschein und errötete bis zu den Haarwurzeln" (als ob das jemand sehen würde), "Ein Mund, es musste ein Mund sein, feucht und warm umfing er lutschend meine Zehen. Etwas, das sich wie ein Pfeil einer Armbrust anfühlte, schoss durch die Adern meiner Beine und explodierte in einer Garbe Sternschnuppen in dem Dornöschenschlaf meiner Lenden" (Ich fasse zusammen: Robin Hood, sternschnuppenartige Krampfadern, Dornröschen - soso), "... und beinahe glaubte ich zu spüren, wie seine Schenkel gegen meinen Hintern schlugen, ehe wir in einem vollendeten Unisono ein Crescendo qualvoller Orgasmen erreichten." Ich könnte mit diesen Zitaten ewig so fortfahren. Die Bilder für die erotischsten Momente in Rosas Leben sind einfach schlecht aneinandergereihte Banalitäten, ohne jede Empfindung. Weniger wie sizilianisches Essen, mehr so wie man sich auf englische Art gekochtes Rindfleisch vorstellt. Schade. Witz und ungewöhnliche Kombinationen wären auch da unterhaltend gewesen.

Die Idee zu dem Buch ist gut. Die Geschichte und die Personen in den Nebenhandlungen grotesk und ungewöhnlich. Die zentrale Liebesgeschichte um Rosa und den Engländer eher langweilig als spannend, auch wenn Verschwinden und die Mafia ins Spiel gebracht werden. Die Gerichte lassen mich allerdings in meinen Kochbüchern stöbern, und wenn das Buch auch sprachlich keinen Gewinn bedeutet, so hat es doch ein wenig Schwung in meine Küche gebracht.

Lily Prior: "La Cucina Siziliana oder Rosas Erwachen.
Roman der Begierden"
Übersetzung: Michael Schulte.
Europa, 2002. 288 Seiten.
ISBN 3-2038-1046-8.
ca. EUR 17,90. Buch bestellen

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