Joanne K. Rowling: "Harry Potter und der Gefangene von Askaban"
Harry Potter ist nicht nur
deshalb ein außergewöhnlicher Junge, weil er eine Zaubererschule besucht,
sondern auch, weil für ihn die Sommerferien die unerfreulichste Zeit des Jahres
sind. Da geht es nämlich zurück in die ebenso stumpfsinnige wie ihm gegenüber
schreiend ungerechte Welt von Onkel und Tante Dursley, bei denen er seit dem frühen
Tod seiner Eltern wohnen muss. Obwohl die alles Magische hassenden Dursleys ihn
nicht leiden können, gehen sie ihm eher aus dem Weg. Als aber eine weitere
Tante zu Besuch kommt, der es offensichtlich Vergnügen bereitet ihn zu quälen,
wird es unerträglich. Harry verliert etwas die Beherrschung, packt seinen
Koffer und haut einfach ab. Das ist eine riskante Sache, denn kurz zuvor ist ein
alter Freund Voldemorts, des großen Schwarzmagiers und Mörders von Harrys
Eltern, aus dem Zaubergefängnis Askaban entwischt, und der hat es auf ihn
abgesehen.
Immerhin gelingt es ihm im Gegensatz zum zweiten "Potter"-Band
rechtzeitig zu Beginn des Schuljahres in Hogwarts zu sein. Harry sieht seine
alten
Freunde
und Feinde wieder, büffelt Zaubersprüche, spielt Quidditch (ein auf fliegenden
Besen ausgeführter Zauberersport mit vier Bällen) und bekommt zum ersten Mal
einen brauchbaren Lehrer für das Unterrichtsfach "Verteidigung gegen die
dunklen Künste", sehr zu seinem Glück, denn in diesem Jahr ist es nicht
nur der entsprungene Häftling, der ihm zusetzt, Harry macht auch erstmals die
Bekanntschaft von Dementoren, finstren, glückabsaugenden Wesenheiten.
Und Tiere spielen diesmal eine wichtige Rolle.
Joanne K. Rowling hat die "Harry Potter"-Serie als Folge von sieben Büchern für
jeweils ein Schuljahr in Hogwarts geplant, an deren Ende der knapp 18-jährige
Harry dann wohl als selbstständiger Zauberer in die Erwachsenenwelt entlassen
werden wird. Jedenfalls nützt Rowling die sich aus dieser Langfristigkeit
ergebenden Möglichkeiten gut aus. Manche Motive werden oft erst in späteren Büchern
wieder aufgegriffen, ein Trick, der unter Anderem zu aufmerksamerem Lesen anhält;
der Leser kann seine eigenen Überlegungen anstellen und Urteile versuchen - die
Figuren Rowlings sind oft nicht, was sie auf den ersten Blick scheinen. Außerdem
wohnt ihr ein pädagogisches Element inne: so lernt Harry nur nach und nach,
ausgelöst durch Vorfälle in der Gegenwart, mehr über die Umstände und Kräfte,
die zu dem magischen Ereignis des Todes seiner Eltern geführt haben. Dies führt
nicht nur jedesmal zu Gefahren, die Harry zu bestehen hat, und die dadurch die
schöngegossene Handlung vorwärtstreiben, sondern auch zu inneren wie äußeren
Erfahrungen, an denen er reift.
(fritz; 01/2002)
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