Prof. Dr. Boris Culik: "Pinguine - Spezialisten fürs Kalte"

Neues über die sympathischen Vögel aus dem Eis


Pinguine sind niedliche Lebewesen. Als Stofftiere bevölkern sie die Kinderstuben, in der Computerbranche wurden sie zum Symbol, Schokolade wird mit ihnen assoziiert, und sogar in der Werbung spielen sie immer wieder eine Rolle. Kaum jemand ahnt jedoch, was es mit diesen Tieren auf sich hat.

Der Wissenschafter Boris Culik hat sich auf das Leben der Pinguine eingestellt. Er erforscht diese als Vögel bezeichneten Lebewesen, die im Laufe der Evolution das Fliegen eingestellt haben. Im vorliegenden Buch werden viele Erkenntnisse auf dem Gebiet der Pinguinforschung offengelegt, und der Leser kann selbst die Maske des Forschers aufsetzen und mit auf Entdeckungsreise gehen.

Bemerkenswert etwa ist die Tatsache, dass die Pinguinmännchen auf den Brutplätzen zugange sind, während die Weibchen weit weg, manchmal 100 Kilometer entfernt, auf Jagd nach Fischen und anderer Beute gehen. Das Männchen verliert während dieser vielen Wochen der Abwesenheit des Weibchens bis zu einem Drittel seines Körpergewichts und droht zu verhungern. Wie durch ein Wunder erscheinen nur wenige Tage, bevor die letzten Stündchen der Männchen hätten schlagen können, die Weibchen wieder in den Kolonien, und endlich können sich die Männchen den Bauch voll schlagen. Die Pinguine erkennen einander unter Tausenden von Artverwandten aufgrund der Stimme. Es sind winzige Unterschiede, die Küken und Eltern aneinander binden.

Das Balzverhalten möchte ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten, weil es eine herrliche Angelegenheit darstellt. Das Männchen wirbt um die mögliche Gespielin, indem es sich in Pose stellt und ein Verhalten demonstriert, das dem männlichen homo sapiens sapiens ähneln mag (mehr sei an dieser Stelle nicht verraten!). Viel interessanter ist die Reaktion des Weibchens. Wenn es nämlich mit dem Kopf schüttelt, was als "Nein" gemeint sein könnte, bedeutet dies tatsächlich, dass es mit dem Partner einverstanden ist. Wer verstehe auch die Frauen! Wie viele Männer deuten ein "Nein" auch für ein "Ja", um sich dann viele Jahre lang von einer unbefriedigenden Partnerschaft belastet durch das Leben schleppen zu müssen! Während die Scheidungsrate in hiesigen Breitengraden dementsprechend groß ist, trennen sich die Pinguinpärchen nur dann, wenn aus irgendwelchen Gründen einer der Partner eines Tages nicht mehr in der Kolonie auftaucht.

Neben Brut, Balz und bald darauf folgender Fortpflanzung wird auf die Ernährung und besondere Eigenschaften der Pinguine speziell eingegangen. Feinde (inklusive Mensch!) und die klimatischen Veränderungen, an die sich die Pinguine anpassen müssen, werden dargestellt. Schließlich kommen alle 17 Pinguinarten ins Bild, die überall auf der Welt verbreitet sind; nicht nur in kalten Gegenden, wie möglicherweise vermutet werden kann. Selbst in Wüstengebieten und auf den Galapagos-Inseln existieren verschiedene Pinguin-Arten. Es sei abschließend nur noch verraten, dass das Alter der Pinguine stark divergiert. In freier Wildnis werden diese netten Gesellen im Frack jedoch selten älter als 20 Jahre.

Die Besonderheiten des Buches sind auf alle Fälle die zahlreichen großartigen Fotos, welche die Eigenart und Vielfalt dieser "bunten Vögel" wunderbar demonstrieren.

(Calimero; 10/2002)


Prof. Dr. Boris Culik: "Pinguine - Spezialisten fürs Kalte"
blv, 2002. 160 Seiten. 171 Farbfotos.
ISBN 3-405-16318-8.
ca. EUR 39,90.
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