Sepp Holzer / Claudia Holzer / Josef Andreas Holzer: "Sepp Holzers Permakultur"

Praktische Anwendung in Garten, Obst- & Landwirtschaft


Sepp Holzer betritt das Podium im Kinosaal des Naturhistorischen Museums in Wien. Er ist von kräftiger Statur und dichtes Haar, das samtig weich und seidig wirkt, ziert seinen Kopf. Er ist zur Pressekonferenz erschienen. Fast ein wenig schüchtern wirkt er, wenn er auf die Fragen der Journalisten antwortet.
Fragen an denen man merkt, dass nicht wirkliche Fachleute anwesend sind, sondern eben Journalisten, die sich mit Schreiben, aber nicht mit der Landwirtschaft auskennen. Noch spürt man, dass Sepp Holzer aufgeregt ist. Kurz nach der Pressekonferenz hält er einen Vortrag über die Permakultur und erzählt aus seinem Leben. Spätestens hier ist nichts mehr von seiner ursprünglichen Aufregung zu spüren.

Selbstsicher und im Lungauer Dialekt erzählt er von damals und von heute. Immer mehr fühlt man seine Begeisterung. Man möchte fast glauben, Sepp Holzer hätte sein Leben lang nichts Anderes getan, als Leute durch seine Erzählungen zu unterhalten. Ist schon sein Schreibstil leicht und gut leserlich, so sind seine Vorträge noch um einiges kurzweiliger.
Der Saal im Wiener Naturhistorischen Museum war bis auf die letzten Plätze belegt, und eine noch größere Menschenmenge stand im Foyer und verfolgte den Vortrag über die Leinwand mit. Dies ist ein Zeichen größten Interesses an der Person Sepp Holzer.

Er gewann in den letzten Jahren zunehmend an Berühmtheit, weil er konsequent seinen Weg ging, den Weg der Permakultur. Diesen Weg ging er einerseits gegen den Willen so mancher Behörden, mit denen er Prozesse führte, und andererseits gemeinsam mit seiner Familie, allen voran seine Frau Veronika. Und steht auch Sepp Holzer als Person im Mittelpunkt, so vergisst er doch nie darauf hinzuweisen, wie sehr ihn seine Frau auf seinem Weg unterstützte und wie sehr dieser Weg ein gemeinsamer sei.
Er hält seine Familie überhaupt hoch in Ehren, und so wundert es nicht, dass seine Frau und zwei seiner Kinder, Claudia und Josef Andreas - die auch wesentlich am Buch mitgewirkt haben -, zum Vortrag erschienen sind.
Aber der klassische Beruf des Bauern ist nie der eines Einzelgängers. Die sogenannten Bauersleut' sind ein Team am Hof, in dessen Zusammenarbeit der Erfolg begründet ist.

Als ich Sepp Holzers erstes Buch, "Der Agrarrebell", gelesen hatte, bedauerte ich ein wenig, dass er nicht mehr Tipps zur Anwendung in der Landwirtschaft preisgab. In seinem ersten Buch überwog noch der autobiografische Aspekt. Aber in "Sepp Holzers Permakultur" hat er mich voll und ganz entschädigt.
In diesem Buch findet sich eine Fülle von Anregungen und Anwenderbeispielen. Sepp Holzer ist kein Knauserer mit seinem Wissen, denn er sagt selbst, dass die Erkenntnisse der Natur, Erkenntnisse, die er aus seinem 40-jährigen Bauerndasein schöpfen konnte, niemals patentiert werden dürfen. Sie seien Allgemeingut und für alle da.
Er spannt den Bogen in seinem Buch von der Landschaftsgestaltung, wo er im Detail auf die Anlage einer Permakultur eingeht, über Methoden alternativer landwirtschaftlicher Bewirtschaftung, wo die Wichtigkeit von Sorten- und Artenvielfalt betont wird, von Obstlandschaften, über die Pilzzucht bis hin zu den Anwendungsmöglichkeiten in Bauern- und sogar Stadtgärten.
Vor allem dass er die Stadtgärten mit einbezieht, zeigt, wie weitreichend er denkt. Denn es leben immer mehr Menschen in Städten und immer weniger auf dem Lande.
Abschließend stellt er noch ein paar seiner internationalen Projekte vor. Sepp Holzer weist auch auf den Zusammenhang zwischen Förderstellen, Landwirtschaftskammern, Genossenschaften und der Agrarindustrie und -chemie hin. Natürlich kommt viel Geld in erster Linie von der Industrie, denn sie verdient auch enorm an Dünge- und Spritzmitteln, sowie an vielerlei Saatgut. Darum verwundert es auch nicht, dass sich die meiste Forschung in diesem Bereich abspielt und nicht im Bereich alternativer Bewirtschaftungsformen.
Jedoch wird die Forschung an den Universitäten aus den Steuergeldern aller Bürger finanziert, d.h. das Geld stammt von den Konsumenten, und diese haben ein Recht auf gesunde Lebensmittel. Weiters werden die Bauern immer abhängiger von den Fördermitteln, da sie meist nur noch das erzeugen, was gefördert wird.
Die Bauern geraten somit in eine Abhängigkeit, anstatt durch ihren Grund und Boden unabhängig zu sein.

Diese Gedanken tauchen jedoch nur als Anregung für den Einzelnen am Rande auf. Ebenso wird Holzer deutlich gemäßigter in seinen Aussagen gegenüber den Behörden. Während er sich in "Der Agrarrebell" noch offen als der Dickschädel zeigt, als den er sich selbst bezeichnet - dass er im Tierkreiszeichen Löwe geboren ist, mag kein Zufall sein - stimmt er im neuen Buch einen sanfteren Ton an und zeigt eher, wie man Konflikten diplomatisch aus dem Weg gehen kann.

Das Buch enthält auf der einen Seite eine Fülle von Anregungen und Weisheiten, die für jeden Landwirt und jeden Hobbygärtner wertvoll sind. Auf der anderen Seite wird Sepp Holzer nicht müde zu betonen, wie wichtig es sei, die Konsequenzen des eigenen Handelns mit eigenen Augen zu sehen, mit Händen zu fühlen und die Erkenntnisse daraus hochzuhalten, auch wenn sie Lehrmeinungen widersprechen, die in Büchern mit gewichtigen Autorennamen stehen.
Und so stellt er die Erfahrungen jedes Einzelnen ebenso über seine eigenen, denn andere Menschen mögen unter anderen Bedingungen zu anderen Ergebnissen kommen. Sepp Holzer rät er den Menschen auch, klein zu beginnen und die Landwirtschaft oder den Garten durch die gewonnene Erfahrung weiter auszubauen, und nicht sofort und gänzlich auf Permakultur umzustellen.

Liest man das Buch aufmerksam, so erkennt man schnell, dass man nicht von heute auf morgen ein Permakultur-Bauer werden kann. Die Vorgänge in der Natur sind äußerst komplex und greifen derart ineinander, dass es viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte der Erfahrung bedarf, um sie einigermaßen zu durchschauen. Und nicht umsonst betont Sepp Holzer immer wieder, wie wichtig das Beobachten der Natur und das Experimentieren sei.
Es zeigt sich aber auch, dass nur ein Mensch, der in der Lage ist, äußerst vielschichtig zu denken, so etwas Komplexes wie die Permakultur hervorbringen kann.
In diesem Sinne kann ich mich Herrn Dr. Zilk nur anschließen, der als Vorredner für Sepp Holzer aufgrund dessen langjähriger Beschäftigung mit dem Feld die Ehrenprofessur gefordert hat. Oftmals bekommen bedeutende Persönlichkeiten wegen ihres Ruhmes alleine einen akademischen Ehrentitel, was zweifelhaft erscheint. Sepp Holzer hat jedoch jahrzehntelang beobachtet, Schlüsse gezogen und experimentiert, was letztendlich doch reine Wissenschaft ist.

(Dr. Hans-Peter Oberdorfer; 12/2004)


Sepp Holzer / Claudia Holzer / Josef Andreas Holzer: "Sepp Holzers Permakultur"
Stocker, 2004. 304 Seiten.
ISBN 3-7020-1037-8.
ca. EUR 19,90.
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"Die Holzer'sche Permakultur. Alternativen für ein nachhaltiges Wirtschaften mit der Natur"
Ein Lehrpfad mit Agrar-Rebell Sepp Holzer.
Auf der Basis sorgfältiger Naturbeobachtung und bäuerlicher Tradition entwickelten Sepp und Veronika Holzer alternative Wege in der Landwirtschaft. Mittlerweile findet diese Form der Bewirtschaftung auch im urbanen Bereich erfolgreich Anwendung.
Aus dem Inhalt:
Erfahrungen und praktische Anleitungen zu Terrassen- und Aquakultur, Agroforstwirtschaft, Pilzzucht, Pflanzengemeinschaften, Tierhaltung, Erdkellern und urbaner Permakultur. Tipps und Tricks zur Umsetzung der Holzer'schen Permakultur in Land- und Forstwirtschaft sowie in Wohnungen - auf Balkonen, Terrassen und in Vorgärten. Veranschaulicht mit zahlreichen Grafiken, Animationen, Fotos, Videos und Hintergrundinformationen.
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