Petra Stuiber: "Österreich in
Männerhand?
Ein Land als Herrenclub - und wie es Frauen trotzdem
schaffen"
"Wenn es in Sachen Gleichberechtigung im selben Tempo weitergeht wie in den vergangenen beiden Jahrzehnten, wird es die Geschlechterparität in den Spitzenpositionen erst im Jahr 2270 geben."
(Pamela McCorduck)
"Österreich in Männerhand?" zeigt mit
interessanten Daten und Fakten, wie es um Gleichberechtigung und Emanzipation in
Österreich bestellt ist. Frauen sind in der Minderzahl überall dort, wo es um
einflussreiche Positionen geht und in der Mehrzahl, wenn es sich um
nichtexistenzsichernde Teilzeitbeschäftigungen oder geringfügige Beschäftigungen
handelt.
Petra Stuiber präsentiert die Netzwerke der Männer, die ihren
Aufstieg garantieren sollen und sich vehement den Frauen verweigern und zitiert
den Autor Martin van Creveld, der die These aufstellt, dass Frauen vom Geld der
Männer, sei es nun in Form von Alimenten, Witwenpensionen oder Sozialfürsorge,
leben und schlussfolgert, dass es für Frauen stets leichter als für Männer war,
in den Genuss von Sozialleistungen zu kommen. Eine erbärmliche Aussage, zumal es
Frauen in nach wie vor frauenfeindlichen Verhältnissen nicht leicht gemacht
wird, Karriere zu machen. Oft bedarf es einer Unmenge an Energie, Männer davon
zu überzeugen, dass auch Frauen einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft in
Bereichen wie Politik, Medien, Wissenschaft, Wirtschaft, Banken, Verwaltung,
Sport, Gewerkschaft und Kirche leisten können.
Petra Stuiber, deren
Optimismus ob der bestehende Lage teilweise fast verwunderlich anmutet,
beschreibt Karrieren von Frauen, die es geschafft haben, sich bis in die
Machtzentralen von Wirtschaft und Politik vorzuarbeiten und vertritt die These:
"Der Fortschritt ist weiblich."
Und tatsächlich sind Frauen nicht mehr
bereit sich zurückzunehmen, was die im EU-Durchschnitt sehr niedrige
Geburtenrate, trotz Einführung des Kindergeldes, drastisch untermauert. Kein
Wunder, denn alleinerziehende Frauen in Österreich sind häufig von Armut
bedroht. Ebenfalls ein Tabuthema, das die Frauenabteilung des Landes Salzburg
durchbrochen und einen Frauenarmutsbericht herausgebracht hat.
Frauen
werden heute generell gerne in die Auslage gestellt ohne tatsächlich Macht oder
Entscheidungsbefugnis zu haben. Oft ist auch die falsche Themenwahl
entscheidend. So findet man eine große Anzahl an Frauen im Familien- und
Gleichbehandlungsausschuss, aber kaum im Bereich Budget und Finanzen, die
sicherlich Schaltzentralen der Politik darstellen.
Doch es gibt durchaus
Vorbilder, die in einer
männerdominierten Welt Spitzenpositionen belegen - wie Maria Rauch-Kallat, Susanne
Riess-Passer, Brigitte Ederer und Steffi Graf, um nur einige zu nennen.
Wer das System aber grundsätzlich in Frage stellen
will, wer Amoral, Raffgier, Brutalität und Frauenfeindlichkeit entgegentreten
möchte, der sollte auch bereit sein, über Parteigrenzen hinaus zusammen zu
arbeiten im Interesse aller Frauen und im Hinblick auf eine Gleichberechtigung
der Geschlechter. Dass in diesem Bereich Mankos vorhanden sind, wird im
vorliegenden Buch immer wieder angesprochen. Die Schaffung von Netzwerken und
Mentoring können diesem Problem entgegenwirken und einen wertvollen Beitrag dazu
leisten, dass genau so viele Frauen wie Männer Spitzenpositionen in Politik und
Wirtschaft, Verwaltung und Sozialpartnerschaft, Wissenschaft und Kultur, Medien
und Sport - und nicht zuletzt auch in der Kirche bekleiden werden.
Ein
gut recherchiertes Buch, das trotz unbefriedigender Gegebenheiten Fortschritte
in der Gleichberechtigung sieht und die Geschlechterparität nicht ins Reich der
Illusionen verbannt.
(margarete; 04/2004)
Petra
Stuiber: "Österreich in Männerhand?
Ein Land als Herrenclub - und wie es
Frauen trotzdem schaffen"
Ueberreuter,
2004. 184 Seiten.
ISBN 3-8000-7006-5.
ca. EUR 19,95.
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Petra Stuiber wurde 1967 in Wien geboren. Studium der Publizistik und Theaterwissenschaft. Ab 1988 freie Mitarbeiterin u. a. bei "Trend" und "Kurier", ab 1993 Innenpolitik-Redakteurin des "Standard", ab 1999 bei "Format", seit 2002 Österreich-Korrespondentin für "Die Welt".