Heinz Hug: "Die Angsttrompeter"
In der Falle der Ökohysterie
Die
Öko-Politik auf dem naturwissenschaftlichen Prüfstand
Umweltschutz ist wichtig und notwendig. Diese
allgemein akzeptierte Erkenntnis vertritt auch der Autor des
vorliegenden Buchs. Bezüglich der heutigen, von der Politik
genauestens reglementierten Umweltschutzpraxis erhebt er jedoch massive
Einwände: Statt einen an der Naturwissenschaft Ökologie
orientierten Umweltschutz zu betreiben, huldigen wir, so Heinz Hug, dem
Ökologismus - einer Art New-Age-Religion mit Endzeitvisionen,
die sich auf ein nur scheinbar wissenschaftliches Fundament
stützt, ähnlich wie die Hexenverfolgungen
während des Übergangs zwischen Mittelalter und
Neuzeit.
Parallelen lassen sich leicht finden, so zum Beispiel die Ausdeutung
von "Schuldigen" (damals alte, eventuell verschrobene Frauen, heute die
Industrie, die Autofahrer und die Konsumenten) zum Zweck des Ablenkens
von internen Schwierigkeiten: Die Kirche kämpfte im
Mittelalter und danach mit drohenden Spaltungen und Bedrohungen ihrer
Lehre (Katharer, Kopernikus, Galilei!); die NATO unter der
Führung der USA musste ihre Existenz mittels neuer
Zielsetzungen rechtfertigen können, als ein Ende des Kalten
Kriegs nicht mehr auszuschließen war. Diese Zielsetzungen
fand der auch vom Vietnamkrieg gebeutelte US-Präsident Nixon
in einem von ihm initiierten aufwändigen Umweltschutzprogramm.
Die Quellen belegen es: Nixon, nicht etwa die Grünen,
entdeckte den Umweltschutz als Politikum. Europäische
Regierungen, darunter die bundesdeutsche, bemerkten rasch, wie leicht
sich die Bevölkerung, aber auch die missliebige Industrie
durch auf menschlichen Ängsten basierende
Umweltschutzverordnungen disziplinieren ließen. Wer
möchte schon dem grundsätzlich guten
Umweltschutzgedanken widersprechen? Nicht zuletzt dank der neuen
Möglichkeiten der Spurenanalytik resultierten gewaltige Mengen
an Gesetzen, Verordnungen und Vorschriften, die zahllose
Arbeitsplätze und den Verbraucher einen Haufen Geld kosteten
und kosten - was zu tolerieren wäre, wenn die
Maßnahmen einen nachvollziehbaren Sinn hätten und
nicht zu einem erheblichen Teil den Interessen von Politikern,
verbeamteten oder auf Fördergelder angewiesenen
Wissenschaftlern und in der Überzahl linksextremen
Ökogruppierungen dienten.
Hier setzt Heinz Hug mit naturwissenschaftlich fundierten Argumenten,
Zahlen aus Tierversuchen und dem Taschenrechner an. Er zeigt auf, wie
angreifbar die "wissenschaftliche" Grundlage von Grenzwerten ist und
wie absurd manche von ihnen sind - anders kann man den Umstand nicht
bezeichnen, dass etwa für Pestizide, die weniger giftig als
Kochsalz (!) sind, und für um etliche Potenzen giftigere
Pestizide dieselben Grenzwerte festgelegt wurden. Und er rechnet leicht
nachvollziehbar aus, dass ein Erwachsener theoretisch 300.000
Salatköpfe mit dem 100fachen des DDT-Grenzwerts essen
müsste, um überhaupt akute Symptome einer
DDT-Vergiftung hervorzurufen.
Solcher Fakten ungeachtet wird in den Massenmedien, die willig die oben
genannten Ökologisten bedienen, eine
Panik
nach der anderen aufgrund geringfügig überschrittener
Grenzwerte oder auf der Basis wissenschaftlich nicht haltbarer
Prämissen losgetreten. Auch die Klimakatastrophe eignet sich
gut dazu, die Bevölkerung in Endzeitängste zu
versetzen. Ob sie wirklich unweigerlich über uns hereinbricht,
weil wir Kohlendioxid produzieren und Kühe Methan
ausrülpsen? Heinz Hug präsentiert Fakten, die nicht
zum gängigen, jedermann vertrauten Horrorszenario passen, das
sich zudem bei Bedarf ändert (so in den Siebzigern, als eine
scheinbare Abkühlung eintrat und Eiszeitangst aufkam).
Das "Waldsterbenselend",
DDT
als Ultragift, Krebsängste,
Gentechnik,
Klimamodelle und -wandel,
Horrormeldungen über Acrylamid, Asbest, Chlorchemie, Ozonloch
& Co. und so fort - Hug lässt wohl keines der
medienträchtigen Ökothemen aus und untersucht die
Stichhaltigkeit der Öko-Argumentation anhand
nachprüfbarer Daten. Nicht umsonst ist das
Literaturverzeichnis üppig ausgefallen.
Dass die Politiker, die in allen deutschen Parteien unter dem
Deckmäntelchen der Ökologie ihre Ideologien oder
handfesten materiellen Interessen durchgesetzt haben, in einem eigenen
Kapitel entsprechend "gewürdigt" werden, versteht sich beinahe
von selbst.
Alles verharmlosender Quatsch, verfasst von einem Quertreiber (der am
Ende noch von der Industrie gekauft ist)? Wer Heinz Hugs anschaulichen,
gut verständlichen Erklärungen einiger grundlegender
naturwissenschaftlicher Sachverhalte zu folgen bereit ist und zudem die
Dreisatzrechnung beherrscht, kommt schwerlich umhin, die logische
Stimmigkeit und Transparenz seiner Argumentation anzuerkennen, zumal
man die angeführten Daten und Fakten in der seriösen
Fachliteratur nachlesen kann. Überraschungseffekte, auch
bezüglich der Herkunft und der Geschichte der
Öko-Bewegung und ihrer (keineswegs immer demokratisch
legitimierten) Verflechtung mit der westlichen Politik, sind
garantiert. Man muss und wird nicht in jedem politischen Detail mit dem
Autor übereinstimmen, aber das Buch bietet die Grundlagen
für eine kritische, eigenständige Beobachtung,
Hinterfragung und Beurteilung der aktuellen "Umweltpolitik".
Trotz der Faktendichte ist das Buch in einem angenehmen, kurzweiligen
Stil und mitunter ausgesprochen bissig-humorvoll verfasst. Der Autor
weiß, dass er provoziert und dem Leser einiges an Denkarbeit
abverlangt. Dessen Einsatz lohnt sich jedoch, denn Wissen und
Sachkenntnis sind das beste Heilmittel für unsere
allgegenwärtigen Ängste.
(Regina Károlyi; 09/2006)
Heinz
Hug: "Die Angsttrompeter"
Signum, 2006. 360 Seiten.
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Dr. Heinz Hug, geboren 1944, ist Diplomchemiker. Seit 1976 lehrt er mit den Schwerpunkten Laboranten-, Chemikanten- und Chemietechnikerausbildung. Er hat zudem langjährige Erfahrungen in der Gefahrgutausbildung.