Daniel Odija: "Das Sägewerk"
Ein
Dorf in der polnischen Provinz. Dort gehen die Uhren seit langem
anders. Selbst zu Beginn des 21. Jahrhunderts spürt man dort
nicht, dass ein anderer Teil Polens schon längst in Europa
angekommen ist.
Die Menschen in diesem Dorf haben entweder keine Zukunft oder sie
können sich keine für sich vorstellen, keine,
für die sie sich engagieren, für die sie arbeiten
könnten. Einzig der Sägewerksbesitzer
Józef Mysliwski hat sich schon in den 1980er Jahren, als
Polen das erste Land des Ostblocks war, in dem sich etwas in Richtung
Freiheit bewegte, als Kleinunternehmer versucht. Er
zieht eine
Fuchsfarm
auf und verkauft die Pelze mit entsprechendem Gewinn. Damals liebte und
begehrte er seine Frau Maria noch. Heute schläft er mit
wechselnden Frauen im Dorf, die ihm bereitwillig gegen entsprechende
Bezahlung oder auch kostenlos, (er ist schließlich ein
mächtiger und einflussreicher Mann), ihren Körper zur
Verfügung stellen. Es reicht aber immer nur zur kurzfristigen
Befriedigung, der Rest wird im Alkohol ertränkt. Der Alkohol
ist eine Droge, der die meisten der in diesem Roman geschilderten
Personen verfallen sind. Ohne Perspektiven, aber auch ohne jeglichen
Ehrgeiz und ohne Disziplin für ihr eigenes Leben sind sie
zufrieden, wenn das Geld für das nächste
Besäufnis beisammen ist.
Es wird unter anderem erzählt von Alek, der in Amerika war,
den dort verdienten Reichtum aber bald versoffen hat und von
seinem Freund Staszek, der als Junge Messdiener war und der manches Mal
Dinge sieht und Emotionen spürt, die ihm Angst machen:
"Deshalb wollte er sich möglichst wenig Emotionen gestatten.
Er wollte nicht in einen Zustand der Betäubung fallen. Davor
hatte er Angst, er wollte aber keine Angst mehr haben. Auch
große Freude konnte er keine empfinden. Er sehnte sich nach
Ruhe, aber nicht entschlossen genug. Langsam, ganz langsam erlangte er
einen Zustand der Ruhe, einen Zustand der Geschlechtslosigkeit. Ohne
Schattierungen. So war es am besten."
Die meisten Einwohner des Ortes leben in einer Kolchosensiedlung, und
Odija schildert in niederschmetternden Worten den nächsten
Rausch als ihr einziges Lebensziel:
"Was hatte man denn sonst vom Leben? In einer solchen Siedlung
verreckte man vor Langeweile. Die Leute hatten den Eindruck, man habe
ihnen etwas weggenommen und sie allein ihrem Schicksal
überlassen. Nie hatte man ihnen beigebracht, mit sich selber
etwas anzufangen. Immer hatte ihnen jemand gesagt, was sie tun sollten.
Jetzt sagte ihnen keiner mehr etwas. Sie mussten es sich selber sagen.
Es waren ihnen nur die Erinnerungen geblieben, und die waren viel
interessanter als alles, was jetzt ablief. Denn jetzt lebten sie in
Armut. Und die Armut ist unendlich langweilig. Und sie stinkt, wie ein
verfaulter Fisch. Mit Armut kann man sich nicht anfressen. Womit soll
man sich denn anfressen, wenn man arm ist? Aber man kann sich damit
ansaufen. Nur dass man viel saufen muss. Bis die Welt aufhört,
nach Fisch zu stinken."
Als ein selbsternannter Politiker namens Pasieka ins Dorf kommt und
für seine populistischen Parolen Unterstützer sucht,
kuschen die Dorfbewohner vor ihm, und auch der bislang so
mächtige Józef Mysliwski sieht sich von ihm
zunehmend bedroht. Hoch verschuldet, weil er eben hoch hinaus wollte,
hetzt ihm Pasieka die Banken auf den Hals. Auch sein Sohn Krzysztof ist
ihm keine Stütze. Verzogen und immer reichlich von seinem
Vater mit Geld und Alkohol versorgt, gerät er auf die schiefe
Bahn und landet nur wegen der Bestechungen seines Vaters nicht im
Gefängnis. Zu einem normalen Leben mit Arbeit und Familie ist
auch er nicht fähig.
Und so ist es von einer eigenen, logischen Symbolik, dass der
Sägewerksbesitzer seinen ganzen Besitz den Flammen
übergibt und sein Lebenswerk zerstört.
Daniel Odijas Roman ist nicht nur ein "schönes und
anrührendes Buch über das menschliche Schicksal", wie
ein polnischer Rezensent schreibt. Er ist das bedrückende
Zeugnis eines Landes und seiner Menschen, die auch nach dem Fall des
Kommunismus keine Chance haben, weil sie sich keine geben.
Wüsste man nicht um die andere Seite der Medaille,
könnte die Lektüre von Odijas Buch alle bekannten
Vorurteile und Ressentiments gegen Polen bedienen: der Alkohol, willige
Frauen, die sich jedem hingeben, faule Männer, die keine
Initiative zeigen und erfolgreiche Menschen, die den Erfolg dem Betrug
verdanken. Da man auf jeder Seite spürt, dass Odija sein Volk
und sein Land liebt, ist es eine traurige Bilanz, die er da zieht, und
eine literarische Anklage gegen das Ausbluten eines Landes, dessen
Beste alle im Ausland sind und das deshalb vor die Hunde zu gehen droht.
(Winfried Stanzick; 08/2006)
Daniel
Odija: "Das Sägewerk"
Aus dem Polnischen von Martin Pollack.
Zsolnay, 2006. 176 Seiten.
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Daniel Odija wurde 1974 in Slupsk geboren, wo er heute als Schriftsteller und Fernsehjournalist lebt. "Das Sägewerk" ist sein zweiter Roman und sein erster auf Deutsch.
Leseprobe:
Sägewerk und nicht nur
Die Häuser stehen hier etwas weiter auseinander. Vom ersten
Haus kann man das zweite, vom zweiten das dritte und vom dritten das
erste nicht sehen. In diesen Häusern wohnen Menschen. Es sind
nicht viele, und sie treffen einander selten. Offenbar haben sie kein
Verlangen danach.
Józef Mysliwski hat fast den ganzen Boden aufgekauft. Er
gehörte ihm nicht von Anfang an, sondern er erwarb ihn durch
harte Arbeit. Nicht alle arbeiteten gern. Mysliwski jedoch machte die
Arbeit nichts aus.
Als er hierher kam, war er der erste, der einen eigenen Traktor
besaß. Er hatte auch einen Lieferwagen, einen alten Zuk, und
genug Mut, um für geborgtes Geld Käfige zu kaufen. In
die sperrte er schrill winselnde Füchse - wegen der Felle, aus
denen kuschelige Pelzmäntel genäht wurden.
Er stand wochentags wie feiertags im Morgengrauen auf. Die Tiere
mussten gefüttert werden. Er mischte für sie
Fischmehl mit Vitaminpulver. Das Futter holte er mit seinem Zuk aus der
Stadt. Außerdem bestellte er seine Felder, nichts
Großartiges: etwas Roggen, vielleicht ein paar
Kartoffeln.
Für die paar Schweine, die er für die Feiertage
hielt, und die wenigen Kühe, wegen der Milch. Es kam auch
immer etwas für den Verkauf zusammen.
Wie ein Ochse schuftete er, zahlte die Schulden zurück, und es
blieb ihm immer mehr Geld. Damit machte er sich keine Freunde. Da kommt
so einer daher und stolziert gleich herum, als hätte er die
Hosen vollgeschissen, sagten die Leute. Im übrigen muss einer
mit viel Geld ein Dieb sein.
Einmal kehrte er mit dem Traktor vom Feld zurück, da sah er
einen alten Mann. Der Alte stand mitten auf dem Weg, so dass Mysliwski
nicht an ihm vorbeikam.
"Was ist los, Mann?" Er gab sich Mühe, höflich zu
sein. "Willst du nicht zur Seite gehen?"
"Tfuuu!" spuckte der Alte ihm vor den Reifen.
Józef Mysliwski stellte den Motor ab und stieg vom Traktor.
"Weißt du, dass das alles einmal mir gehören wird?"
warf er nachlässig hin und zeigte auf die Felder.
Der Alte warf ihm einen triefenden Blick aus kranken Augen zu.
Mysliwski entdeckte darin einen Hass, der den anderen von innen heraus
zerfressen musste. Er hielt dem Blick stand und trat so dicht an ihn
heran, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. Dazu beugte er
sich zu ihm hinunter.
"Du wirst mich nicht verhexen, Alter, Hurerei, verdammte!" zischte er.
"Ich hab schon ganz andere als dich zu Dünger gemacht."
Er ging zurück zum Traktor und rief, während er den
Motor anließ:
"Und jetzt verpiss dich, sonst fahr ich dich nieder!" Und er fuhr los.
Der Alte sprang im letzten Moment zur Seite.
"Tfuuu!" spuckte er hinter Mysliwski aus. "Dass dich ...!"
Es hatte den Anschein, als liebte Józef Mysliwski seine Frau
nicht. Weil sie ihm jedoch einen Sohn geschenkt hatte, behielt er sie.
Außerdem brauchte er jemanden für die Arbeit. Maria
Mysliwska hatte Angst vor ihrem Mann. Sie war eine zarte, stille Person
und ständig überarbeitet. Sie hatte lange Haare, die
sie jedoch bald nach der Geburt abschnitt, weil sie meinte, die
Haare
hätten ihr die Luft genommen, als sie Krzysztof gebar.
Außerdem war sie überzeugt, dass einen lange Haare
verraten. Sie liegen überall herum, und man sieht, wieviel
einem ausfallen und wie rasch man altert. Kurze Haare fallen einem zwar
genauso aus, aber das merkt man nicht so, und der Mensch konzentriert
sich nicht auf seinen eigenen Verfall.
Józef warf Maria oft vor, dass sie nicht mehr zustande
gebracht hatte. Sie hatte ihm nur einen Sohn geboren, der in all den
Jahren zwar herangewachsen war, aber was hatte man von seinem
Heranwachsen, wenn es nur einer war. Aus einem kannst du keine Armee
machen.
Maria konnte sich an die Geburt erinnern, obwohl ihr manchmal schien,
als habe sie das alles bloß geträumt.
Józef war auf dem Feld gewesen, und sie hatte wie immer bei
den Füchsen geschuftet. Mit der Schaufel holte sie den
Fuchsdreck unter den Käfigen hervor und warf ihn in den
Schubkarren. Ihr Bauch, zu einem riesigen Laib angeschwollen, war ihr
dabei im Weg. Als sie ein stechender Schmerz in den Unterleib trat,
wusste sie, dass es losging. Die Füchse waren sichtbar
unruhig. Nervös schnupperten sie nach etwas Unsichtbarem in
der Luft. Sie begannen schrill zu kläffen, wie erschreckte
Affen, es klang wie das Schreien von Verwundeten. Maria wusste, dass
sie sich irgendwo verbergen musste. Der Stall war am nächsten.
Hier fiel sie auf die Knie, von den Knien auf den Rücken und
in den Dreck. Sie hatte den Eindruck, als näherten sich ihr
von Melasse glänzende Schnauzen. Sie sah
handtellergroße Augen über sich und in den Augen
Tränen, die zu ovalen Kristallen erstarrten. Sie wollte daran
glauben, dass jemand Mitleid mit ihr empfand.
Sie kämpfte lange. Sie war zu schwach, um die Sache sofort
hinter sich zu bringen. Ein paarmal wollte sie sich schon aufgeben, und
sie versuchte, nicht mehr zu atmen, doch die schneidenden
Krämpfe weckten sie wieder. Als Józef zum
Mittagessen kam, quälte sie sich noch immer. Sie schaffte es
erst im städtischen Spital, wo man sie aufschnitt wie einen
Fisch und den besinnungslosen Krzysztof herausholte.
Der scharfe Gestank des Fuchskotes hüllte die ganze Umgebung
ein. Nachts heulten die Füchse vor Sehnsucht nach Freiheit.
Das Gitter der Käfige zerschnitt ihre Welt zu einem Mosaik aus
Draht. Instinktiv versuchten sie, es durchzubeißen. Doch als
das einem tatsächlich gelang, blieb er einige Zeit
belämmert über dem Loch im Boden stehen. Das bemerkte
Mysliwski. Er trat ein paarmal gegen das untere Gitter, und da wurde
dem Fuchs offenbar klar, dass er die Chance zur Flucht vertan hatte.
Der Fuchs fletschte die gelben Fangzähne, doch das war schon
alles.
Es waren keine wilden Füchse. Seit Generationen wegen ihrer
Felle gezüchtet, hatten sie in den Käfigen ihre
sprichwörtliche Schlauheit eingebüßt.
Dafür bekamen sie ein silbriges Fell, schwarz
geflämmt oder mit Polarweiß durchzogen. Doch obwohl
sie aussahen, als seien sie durch die Gefangenschaft abgestumpft und
würden nichts außer die Gefangenschaft kennen,
verfolgten ihre flinken Augen die menschliche Hand, um ihre Knochen zu
zerbeißen.
Die Kleinen waren nicht so wachsam. Naiv suchten sie den Blick des
Menschen und eine Bestätigung, dass das Leben gut war. Wenn
Maria sie ansah, verspürte sie den Wunsch, eines an sich zu
drücken und zart am pelzigen Nacken zu kraulen. Doch
Józef gestattete es nicht, einen der Füchse
handzahm zu machen. Später würde es einem leid tun,
so einen zu töten, und er arbeitete schließlich
nicht zum Vergnügen mit ihnen, sondern wegen der Pelze.
Krzysio, der noch nicht so richtig hineingewachsen war ins Leben,
gewann einen der kleinen Füchse lieb. Das war der, den die
anderen am meisten bissen. Man musste ihn wegsperren und ihm
Antibiotika ins Futter mischen. Krzysio öffnete heimlich den
Käfig und nahm ihn auf den Arm. Das Füchslein riss
sich nicht los und biss nicht, sondern kuschelte sich an seine Brust
und leckte ihm die Hände wie ein Kätzchen.
Als Krzysio eines Tages zum Käfig kam, war der kleine Fuchs
nicht mehr da. Er begann mit dem Vater zu schreien, wo der Fuchs
hingekommen sei, weil er genau wusste, was der Vater mit den
Füchsen machte. Doch der Vater sagte, der Kleine sei gesund
und wohlauf. Er wollte ihm aber nicht zeigen, welcher es war. Krzysio
konnte ihn unter den anderen nicht herausfinden. Es waren Dutzende, und
alle sahen gleich aus.
Später, wenn sie groß waren, tötete der
Vater sie mit Strom. Krzysio wusste nicht, welcher seiner war. Er
wusste auch nicht, wann er zu weinen anfangen sollte, und
darüber vergaß er, überhaupt zu weinen,
dabei war er sehr traurig. Aber er behielt die Angelegenheit in
Erinnerung. Er vergab es dem Vater nie, dass er ihm heimlich das
Füchslein weggenommen hatte. Und er vergaß
für die nächsten Jahre, wie man weint.
Nach ein paar Saisonen musste Józef Mysliwski die Zucht
liquidieren. Das Geschäft rentierte sich nicht mehr, als
künstliche Pelze in Mode kamen. Doch er hatte etwas Geld
weggelegt, das er mit den Füchsen und dem Verkauf der
Käfige verdient hatte. Anstelle der Farm setzte er
Apfelbäume.
Er kümmerte sich aber nicht darum, und
sie waren bald verdorrt. Dann kaufte er von den Nachbarn Grund. Er
musste sich jedoch etwas einfallen lassen, um an den zu kommen.
Er sagte sich, dass es ringsum Wälder in Hülle und
Fülle gebe. Diese Wälder ließen ihn nachts
nicht schlafen. So viele Stämme, und die Leute jammerten, sie
hätten nicht genug zum Leben, und die Bäume
brächten ihnen nichts ein, außer ein
Geschwür am Arsch. Keiner tat etwas, die Bäume
standen bloß nutzlos herum. Mysliwski dachte
ungefähr ein Jahr lang nach, bis es Veränderungen im
Land gab und man schon richtige Kredite aufnehmen konnte. Da sah
Józef Mysliwski seine Chance gekommen. Für das Geld
der Kredite errichtete er ein Sägewerk. Er holte gebrauchte
Maschinen aus Deutschland, und von diesem Moment an verbrachte er die
ganze Zeit im Sägewerk.
Als das hohe Kreischen der Säge ertönte, das die
Stille schmerzhaft in Scheiben zerschnitt, wusste man, dass aus
Józef Mysliwski ein reicher Mann werden würde. Er
hatte ein paar Bekannte, nicht hier, sondern in der Stadt, die ihm
halfen, Käufer für das Holz zu finden. Nun konnte
Mysliwski Leute einstellen. Vielleicht war das der Grund, weshalb sich
die Menschen an ihn gewöhnten: weil er einigen von ihnen
Arbeit gab.
In dieser Gegend hatte ein Sägewerk gefehlt, und es fanden
sich rasch Kunden, die ihre Wälder loswerden wollten. Als
erster kam Sekowiak vom See. Er hatte den Grund von den Eltern
bekommen, und weil seine fünf Schwestern und drei
Brüder nach Deutschland gegangen und dort geblieben waren,
gehörte alles ihm. Der Boden war wenig wert. Nicht, weil er
unfruchtbar war, sondern weil Sekowiak ihn bearbeitete. Der stank vor
Faulheit. Er dachte nur darüber nach, wie er es anstellen
konnte, etwas zu verdienen, ohne sich anzustrengen.
Er fand einen Weg. Mysliwski hatte ein Sägewerk und er jede
Menge Bäume. Innerhalb von zwei Jahren fällte er
alles, was sich fällen ließ. Es blieben nur junge
Bäume stehen, deren Stämme zu dünn waren, um
verarbeitet zu werden. Auf diese Weise brachte er einiges Geld
zusammen, das er gleich wieder vertrank, weil er eben gern trank. Da
kam er auf die Idee, seinen Grund und Boden an Leute aus der Stadt zu
verpachten, denen es am See gut gefiel. Interessenten fanden sich
genug. Aus Sekowiaks Grund wurde Dreck, und er fühlte sich
wohl im Dreck.
Sekowiak fällte, und das Sägewerk schnitt. Sekowiak
rühmte sich seiner guten Geschäfte, weil er nichts
hineinstecken musste. Die Bäume wuchsen schließlich
von selber. Er war der Auffassung, dass seine Wälder endlich
zu etwas gut waren. Seinem Beispiel folgend, begannen alle anderen ihre
Bäume zu fällen. Einige Zeit lebten sie vom Geld
für das Holz, und dann verkauften sie Mysliwski den Boden
für ein paar Groschen. Einigen blieb nur das Haus mit ein
wenig Grund drumherum, andere zogen in die Siedlungen von Kolchosen
oder noch weiter in die Stadt, weil sie keine Lust hatten zu arbeiten,
und selbst wenn sie gewollt hätten, wussten sie nicht wo.
Höchstens bei Mysliwski, aber bei dem waren schon alle Stellen
vergeben.
So waren die Geschäfte, die man hier machte. Das
Sägewerk gewann an Bedeutung. Mysliwski kaufte für
neue Kredite viele neue Maschinen, und jetzt genügte ihm die
Stadt nicht mehr. Er musste ganz Polen mit seinem Holz
überschwemmen. Aber dafür brauchte er jemanden, der
imstande war, andere zu überzeugen, dass sie ausgerechnet
Mysliwskis Holz kaufen sollten. Ein gebildeter Typ aus der Stadt, kein
Bauer, der es nicht wagte, einen Schritt vor seinen Hof zu tun.
Mysliwski gab in der Lokalzeitung ein Inserat für einen
Handelsvertreter auf. (...)