Rudolf Lehr: "LandesChronik Oberösterreich"
3000 Jahre in Daten, Dokumenten und Bildern
Die nunmehr vorliegende Neuauflage der
"LandesChronik Oberösterreich" liegt recht schwer in den Händen. Denn das verwendete
Seitenformat - etwas größer als DIN A4 - und das dicke Papier des 560 Seiten
umfassenden Werks zollen der Schwerkraft ihren Tribut. Doch eben diese Größe
und die ausgezeichnete Verarbeitung machen die Chronik zum einem Objekt, das
man gerne auch Besuchern im Bücherregal präsentieren möchte, vorausgesetzt man
verfügt über Regalfächer, die hoch genug sind, um es in aufrechter Haltung unterzubringen.
Die Chronik ist - wie es sich für ein derartiges Werk gehört - chronologisch
aufgebaut. Ausgenommen davon sind die ersten ca. 40 Seiten. Diese enthalten
allgemeine Informationen über das Bundesland und, als Einleitung, einen Kommentar
vom oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Neben einigen
statistischen Daten findet sich unter den Generalien jeweils eine Doppelseite
zu den 18 oberösterreichischen Bezirken. Das alles ist, wie die Chronik insgesamt,
reich "garniert" mit sorgfältig ausgewählten farbigen Abbildungen. Historische
Aufnahmen bleiben naturgemäß schwarz/weiß. Den Abschluss des ersten Teils und
somit Einstieg in die eigentliche Chronik bildet das Gedicht " 's Hoamatgsang"
von Franz Stelzhammer,
dessen erste beiden Strophen sowie die letzte Strophe 1952 zur oberösterreichischen
Landeshymne erklärt wurden, nebst einer Landkarte von Oberösterreich.
Die nun folgende eigentliche Landeschronik greift geschichtlich denkbar weit
zurück. Beginnend mit der Erdurzeit über Erdmittelalter und Erdneuzeit spurtet
man in wenigen Seiten bis zur Stein- und Bronzezeit. 4,5 Milliarden Jahre Entwicklung
gebündelt auf fünf Seiten und 14 Abbildungen. Mehr Aufmerksamkeit wird natürlich
der Hallstattzeit gewidmet, welche bekanntlich nach dem oberösterreichischen
Hallstatt benannt worden ist. Weiter führt die historische Reise über die
Kelten-
und
Römerzeit.
Zu Beginn des Mittelalters erweckt der Hochzeitskelch des Herzogs Tassilo, den
man in Kremsmünster aufbewahrt, das Interesse des Lesers. Dieses 768 geschaffene
Kleinod gehört "zu den bedeutendsten Kunstwerken nicht nur Oberösterreichs,
sondern der ganzen Welt". Weiter geht es mit Romantik, Gotik und Renaissance
in Oberösterreich, jeweils an markanten Beispielen und wunderbaren Ablichtungen
erläutert. Das Gleiche gilt für die Zeit des Barock.
Je näher wir der Gegenwart kommen, desto umfangreicher steht Material in der
Chronik zur Verfügung. Die Zeit von 1600 bis 1900 nimmt immerhin 160 Seiten
ein und kann demgemäß an dieser Stelle inhaltlich nicht dargestellt werden.
Was nach 1900 passiert ist, beansprucht etwa die Hälfte des Buches. Einige ausgewählte
Kapitel sollen dennoch nicht unerwähnt bleiben. So lernt man
Johannes
Kepler (1571-1630), nach dem auch die Linzer Universität benannt ist, ebenso
wie den berühmten Bauernführer Stefan Fadinger kennen. Die bedeutenden Klöster
Oberösterreichs, wie das Zisterzienserstift Schlierbach oder das Benediktinerstift
Kremsmünster werden genauso vorgestellt wie die bedeutenden Burgen und Schlösser
des Landes. Nicht vergessen werden darf überdies
Adalbert Stifter (1805-1868).
Dass umfassende Informationen auch über die schrecklichen Jahre des Ersten und
Zweiten Weltkrieges samt der Zwischenkriegszeit vorhanden sind, versteht sich
von selbst. Bedeutende Personen der jüngeren Geschichte sind
Alfred Kubin (1877-1959),
der zwar nicht in Oberösterreich geboren, doch mit dem Land gegen Ende seines
Lebens in besonderer Weise verbunden gewesen ist, und der langjährige Landeshauptmann
und "Landesvater" Dr. Josef Ratzenböck (1929-).
Neben Passagen über herausragende Persönlichkeiten sind überdies auch kurze
Berichte enthalten, wie zum Beispiel über die Volksbefragung über das Linzer
Musiktheater des Jahres 2000 und vieles mehr. Eine umfassende Aufzählung würde
den Rahmen sprengen.
Der geneigte Leser findet Aufschlussreiches über Geschichte, Kultur, Sport,
Politik, Religion, kurzum all das, was das Besondere an dem schönen "Land ob
der Enns" ausmacht.
Ganz am Ende der Chronik wird eine Übersicht über Herrscher,
Landeshauptmänner,
Statthalter, Bischöfe und Superintendenten geboten. Ein Orts- und Personenindex
fehlen ebenso wenig wie das Literaturverzeichnis.
Alles in allem handelt es sich bei der "Chronik Oberösterreich" um ein rundum
gelungenes informatives Buch, das mir sicherlich immer wieder als Nachschlagewerk
oder einfach nur zum Schmökern dienen wird. Die Investition in die aktualisierte
"LandesChronik Oberösterreich" lohnt sich allemal, da man für den verlangten
Obolus "sehr viel Buch" geboten bekommt.
Ich kann mich nur den Worten des Herrn Landeshauptmanns anschließen, wenn er
meint, dass "dieses opulente Buch auch ein Portrait des Dynamik unseres Landes
ist, in dem Heimatverbundenheit und Weltoffenheit keine Widersprüche sind, sondern
einander fruchtbar ergänzen". In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern viel
Spaß bei der "Erkundung" von Oberösterreich. Bestimmt werden auch Nichtoberösterreicher
ihre helle Freude daran haben.
(MagMaMa; 11/2004)
Rudolf Lehr: "LandesChronik Oberösterreich"
Christian
Brandstätter, 2004. 560 Seiten mit ca. 1.500 Farb- und
Schwarzweiß-Abbildungen.
ISBN 3-85498-331-X.
ca. EUR 39,90.
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