Hannes Nygaard: "Küstenfilz"
Hinterm Deich Krimi 6
Es
ist ruhig und beschaulich in
Schleswig und Umgebung, wo eigentlich niemand mit einem
aufsehenderregenden
Verbrechen rechnet - bis in der Hand einer Bäuerin eine
Briefbombe explodiert,
die an ihren Mann gerichtet war, ein Staatssekretär unter dem
Schatten eines
Korruptionsverdachts verschwindet und zwei Kinder auf offener
Straße in überaus
brutaler Manier vor den Augen ihrer entsetzten Mutter
entführt
werden.
Nachdem schon die Briefbombe den Kriminalrat Lüder
Lüders von Kiel nach
Schleswig zur passend benannte Frauke Dobermann bringt, ziehen die
weiteren,
sehr weit reichenden Aspekte dieses Falls auch noch Harm Mommsen in die
Sache
hinein - und so sind die drei Teilregionen von Nygaards "kriminellem"
Schaffen in "Küstenfilz" zusammengefasst.
Doch zunächst ist nicht ganz ersichtlich, worum es bei den
einzelnen Fällen
geht. Die Briefbombe könnte sowohl politische als auch
persönliche Gründe
haben. Das Verschwinden des Staatssekretärs könnte
freiwillig sein - oder auch
nicht. Und warum die Kinder entführt wurden, ist
überhaupt nicht ersichtlich.
Außerdem treiben sich ganz seltsame
Landvermesser in der Gegend herum, und ein
Detektiv aus Mülheim an der Ruhr sowie ein Anwalt aus
Düsseldorf machen
ebenfalls die Runde über die landwirtschaftlichen Betriebe in
der Umgebung, die
zum Teil auch mit den bereits genannten Fällen
verknüpft sind.
Lüders und Dobermann nehmen in ihrer jeweils sehr eigenen Art
und Weise die
Witterung auf - in einem Umfeld, in dem jeder ein wenig
müffelt und die Motive
breit gestreut scheinen. Und dabei kommen sie einem Komplott auf die
Spur,
welches das Bild der gesamten Region verändern könnte
und dessen Drahtzieher
nahezu unantastbar erscheinen - zumindest für die normalen
Wege der
Strafverfolgung. Was Lüders schließlich dazu
veranlasst, wenn schon nicht dem
Gesetz zu seinem, so doch der Gerechtigkeit zu ihrem Recht zu verhelfen.
Die Charaktere sind, wie man es von Nygaard gewohnt ist. Nur wird dem
Leser
diesmal kein geruhsamer Krimi aus der norddeutschen Region
präsentiert, sondern
es wird schon ein wenig schneller, als man es bisher von Nygaard kennt.
Das Nachwort ist ähnlich sarkastisch wie ein Teil jener
Gedanken, die dem Leser
während der Lektüre in den Sinn kommen
müssen - und die von den Romanfiguren
auch stellenweise selbst formuliert werden. Also: ein bisschen
böser, ein
bisschen schneller - eine deutliche Entwicklung, die dem Rezensenten
gefällt.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 10/2007)
Hannes
Nygaard: "Küstenfilz"
Emons Verlag, 2007. 267 Seiten.
Buch bei
amazon.de bestellen