Stephen K. Hayes: | "Ninja 1 - Die Lehre der Schattenkämpfer" |
"Ninja 2 - Die Wege zum Soshin" | |
"Ninja 3 - Der Pfad des Togakure-Kämpfers" |
"Ninja 1 - Die Lehre der Schattenkämpfer"
Hierbei handelt es sich um einen wahren Klassiker der
Kampfsportliteratur. 1980 wurde das Buch erstmals in den USA aufgelegt
und war damals das erste ernstzunehmende Buch außerhalb Japans,
das sich mit den Ninja auseinandersetzte. Gleichzeitig war es auch
eines der ersten nichtjapanischen Bücher, das ein Kampfsystem
nicht isoliert betrachtete, sondern es im Sinne der Kampfkunst als ein
lebensfüllendes Moment betrachtete. Ninjutsu ist nicht - wie der
Klappentext fälschlicherweise suggeriert - eine Kampfsportart,
sondern bezeichnet eine Art zu leben, die durchaus mit jener der
traditionellen buddhistischen und taoistischen Mönche vergleichbar
ist. Dem Ninja geht es - gerade in unserer Zeit - nicht in erster Linie
darum, eine unglaublich effektive Mordmaschine zu sein, wie es
einschlägige Filme immer wieder vorexerzieren, sondern er versucht
in seinem Umfeld mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln die
größtmögliche Harmonie zu erzeugen.
Innerhalb der vierteiligen Reihe gibt der Einleitungsband einen kurzen
Überblick über die Geschichte der Ninja und beschreibt die
grundlegende Philosophie der "Schattenkrieger" auf der Grundlage der
Fünf-Elemente-Lehre. Diese veranschaulicht der Autor mit der
Betrachtung von Persönlichkeitstypen, Reaktionsmustern und auch
einigen Kampfanwendungen. Hierbei wird auch das Prinzip des In-Yo
(bekannter als Yin-Yang) vorgestellt.
Ausgehend von der Betrachtung der fünf Seinsstufen der tibetischen
Lehre kommt Hayes dann zu einem Abriss des Denkens und Planens auf der
Grundlage der zuvor beschriebenen Prinzipien. Daran schließt er
ein grundlegendes Wahrnehmungs- und Meditationstraining an, das auch
den absoluten Laien erfolgreich in die Praxis der Meditation mit Mudra
einführen dürfte; ein Gebiet, das er im zweiten Band der
Reihe noch wesentlich vertieft. Im Anschluss geht der Autor auf die
Möglichkeiten ein, "übersinnliche" Wahrnehmung zu trainieren,
was jeder Leser auffassen mag, wie er oder sie möchte. Das letzte
Kapitel zeigt, wie die einzelnen Ebenen, die zuvor betrachtet wurden,
im täglichen Leben ineinandergreifen können - oder sollten.
Vieles wird in diesem Buch relativ oberflächlich behandelt, weil
es zunächst als Einführung in die Reihe sowie in das Thema an
sich konzipiert ist. Als solches ist
"Ninja 1 - Die Lehre der Schattenkämpfer" aber sicherlich
lesenswert. Alleine die Anleitungen zur Meditation sind hervorragend
und sehr gut nachvollziehbar, obwohl man die Meditation besser mit
einem Lehrer erlernen sollte; besonders, wenn man ein wenig tiefer in
die Materie einsteigt. Aber auch nach Jahrzehnten auf dem Markt ist
"Ninja 1 - Die Lehre der Schattenkämpfer" immer noch eine sehr
brauchbare Einführung und bietet einem Lehrenden gute
Handreichungen für seine Schüler.
"Ninja 2 - Die Wege zum Soshin"
In diesem zweiten Band der vierteiligen Reihe beschäftigt sich
Stephen Hayes zunächst mit der Überlieferungsgeschichte zum
Ninjutsu oder Nin-Po speziell in den Iga-Gebirgen. Dazu referiert er
kurz den allgemeinen Inhalt der zehn Bände von Fujibayashis Bansenshukai
("10.000 Flüsse münden ins Meer") aus dem späten 17.
Jahrhundert. In diesem Buch sind die grundlegenden Dinge des
Ninjutsu/Nin-Po in relativ verschlüsselter Form wiedergegeben.
Auch hierbei liegt das Hauptgewicht vor allen Dingen nicht in der
Vernichtung oder im Kampf, sondern in dem Versuch des Erreichens einer
möglichst großen Harmonie im eigenen Umfeld - und in einem
möglichst großen Kreis um einen herum - und Verwendung aller
notwendigen Mittel. Hierin, wie in vielem Anderen, folgt das Nin-Po den
taoistischen und tibetisch-buddhistischen Ursprüngen, aus denen es
sich entwickelt hat. Wobei hier sogar streng genommen die moralische
und geistige Ausbildung vor der abschließenden Kampfausbildung
liegen sollte.
Im Anschluss bietet das Buch eine kleine Übersicht über Fall-
und Springschule, wobei sich der Rezensent stark an die
Standard-Judofallschule und den Lehrplan Sek I für Radschlagen und
Flickflacks erinnert fühlte. Interessanter sind da schon die
unterschiedlich gut beschriebenen und anwendungsorientierten
Darstellung zur bewaffneten und unbewaffneten Selbstverteidigung, wobei
Hayes Wert darauf legt festzustellen, dass man diese Techniken
situationsvariant und nicht starr trainieren sollte.
Im letzten Teil gibt "Ninja 2 - Die Wege zum Soshin" eine tiefergehende
Einführung in das Kuji-In, wobei die grundlegende Mudra mit ihren
Mantras und der Verkettung vor dem Hintergrund der dazugehörigen
Mandalas betrachtet werden. Dies wird abgeschlossen mit einer
Darstellung der Mudra-Kette von Anfang bis Ende. Hierzu ist allerdings
anzumerken, was Hayes auch an allen anderen Stellen tut, dass diese
Techniken nur mit einem Lehrer sinnvoll erlernt werden können und
nicht einfach durch das Lesen eines Buchs.
Hinsichtlich beider Bände ist dem Autor Hayes ein wenig
vorzuwerfen, dass er als ehemaliger - und vielleicht auch
enttäuschter - Karateka die "Do" -Schulen der Kampfkünste als
gleichermaßen starre wie antiquierte Systeme beschreibt und wohl
auch so verstanden hat. Dies kann man aus heutiger Sicht der meisten
Systeme so eigentlich nicht unterschreiben, und auch die Rigidität
des Zen-Buddhismus wird von Hayes überzeichnet dargestellt, was
mit der Biografie des Autors sowie der Entstehungszeit dieser Reihe
zusammenhängt, in der ein Kampfkunstsystem wie das Nin-Po einem
Kampfsportsystem, wie etwa Judo, diametral gegenüberzustehen
schien. Aus heutiger Sicht muss man das etwas offener betrachten. Doch
Hayes wollte die Ninja den
Samurai, die damals stärker in Mode
waren, positiv gegenüberstellen, so dass er wohl ein bisschen
Propaganda für seine Sache betrieb, was natürlich auch seine
Berechtigung hat.
Fazit: Durchaus lohnende Ergänzungen für jede ernsthafte Kampfkunstbibliothek.
"Ninja 3 - Der Pfad des
Togakure-Kämpfers"
Dies ist der vorletzte Band aus Stephen K. Hayes
Reihe über die Togakure-Ninjas, wenn man sie so nennen möchte. Dieses Buch
ist ungemein esoterisch im Vergleich zu seinen beiden Vorläufern. Hayes setzt
sich mit dem Ninjutsu als einem Weg durch das gesamte Leben auseinander.
Dabei sieht er in erster Linie die mentale Komponente im Vordergrund der Überlegungen,
was sich auch im Prolog des Buches deutlich zeigt, der eine Reise
beschreibt, die der Autor und seine Frau zu einigen kultisch wichtigen Stätten
seines Clans unternommen haben. Dann geht es direkt in die metaphysischen Vollen.
Im ersten Kapitel setzt sich der Autor mit dem
Nin-Po als Pfad der Erleuchtung auseinander. Dabei stellt er den Musha Shugyo
in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen, die für den Krieger - nicht nur
den Ninja - ungefähr das darstellt, was dem traditionellem Handwerker die
Walz ist. Er erklärt, worin der Nutzen einer solchen Reise liegt, die auch in
sehr umfangreicher Art und Weise eine Abwendung vom Gewohnten und eventuell
Einengendem ist. Dies zusammen mit dem Anschluss an die richtige Schule zeigt
den Weg zur Erleuchtung.
Im nächsten Großkapitel beschäftigt sich Hayes
mit der Unmöglichkeit, die Erleuchtung als Zustand einem Unerleuchteten adäquat
zu beschreiben, was ein wenig zu umfänglich ausfällt. Allerdings sind die
Darstellungen zum Ziel und Trainingsverlauf teilweise ganz interessant. Im
Folgenden wird gezeigt, wie der "Erleuchtete" weitestgehend unbemerkt
auf seine Umwelt Einfluss nehmen kann; eine Art Infiltrationsleitfaden für
Anfänger, der die "Unsichtbarkeit" der "Schattenkrieger" ein wenig
realistischer betrachtet.
Nach einer Erklärung, dass formalisierte
Kampfsportsysteme nicht eigentlich auf reale Kampfsituationen anwendbar sind, was seine Berechtigung hat,
und einem vollständigen Verdammen der Kata, was sicherlich keine Berechtigung hat, zumindest nicht in dieser
pauschalisierten Form, demonstriert Hayes einige mehr oder minder
realistische Abwehrtechniken gegen bewaffnete und unbewaffnete Gegner. Wobei
einige der Techniken unnötig kompliziert in ihrer Ausführung sind und in
dieser Form sicherlich niemandem als Vorbild dienen sollten, was aber auch nicht der
eigentliche Sinn ist. Es soll vielmehr gezeigt werden, dass
Techniken bestimmten Grundprinzipien folgen und dann sehr flexibel zu
handhaben sind. Nach der vorherigen Verdammung formalisierter Pockecks oder
Kumites erscheinen die hier gezeigten Kombinationen dann aber stellenweise geradezu
peinlich.
Im letzten Kernkapitel geht der Autor noch einmal
vertiefend auf das Kuji-In/Kuji-Kiri ein, wobei hier aber auch das Caveat im
Vordergrund steht, dass diese Dinge eher nicht ohne einen guten, verantwortungsbewussten Trainer
erlernt werden können. Abschließend werden Verbindungen zu guten modernen Schulen beschrieben.
Von den Bänden dieser Reihe ist der dritte sicherlich jener, der am meisten über den
Autor aussagt - und damit zum
Thema Ninjutsu bezüglich des reinen Informationsgehalts der schwächste.
(K.-G. Beck-Ewerhardy; 01/2008)
Stephen K. Hayes: "Ninja 1 - Die Lehre der Schattenkämpfer"
Übersetzer: Johann Schmit.
Falken Verlag, 1985. 143 Seiten.
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"Ninja 2 - Die Wege zum Soshin"
Übersetzer: Johann Schmit.
Falken Verlag, 1985. 159 Seiten.
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"Ninja 3 - Der Pfad des Togakure-Kämpfers"
Übersetzer: Johann Schmit.
Falken Verlag, 1986. 143 Seiten.
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