Michael Moore: "Verraten und verkauft"
Briefe von der Front
"Will they ever trust
us again?"
Michael Moore hat in diesem Buch vor allem eine Plattform für jene Soldaten
geschaffen, die gegenwärtig
im Irak stationiert
sind, die bereits im Irak gedient haben oder auf dem Weg dorthin sind.
Im zweiten Teil
gibt er aber auch all den anderen Soldaten, die überall auf der Welt stationiert
sind, und deren Angehörigen die Möglichkeit zu Wort zu kommen. Sämtliche
veröffentlichte Briefe spiegeln die Kriegsmüdigkeit, den Frust der Soldaten und
die Leere ihrer Tage in den Einsatzgebieten wider. Auch einige Eltern haben an
Michael Moore geschrieben - jene Eltern, die es Leid sind, manipuliert und
belogen zu werden und jeden Tag inständig hoffen, dass ihr Kind unbeschadet nach
Hause zurückkehren wird.
Berührende Szenen werden geschildert - wie die
einer Mutter, deren Sohn im Einsatz gefallen ist. Sie sitzt am Rande eines
Rasens bei den Baracken der Einheit, der Vater steht neben ihr, als die
Kameraden ihres Jungen aus dem Einsatz zurückkehren. Jeder Marine tritt vor,
umarmt sie und gibt dem Vater die Hand. Daneben stehen Verwandte der
heimgekehrten Soldaten, trunken vor Glück darüber, den Sohn, Ehemann oder Bruder
unversehrt in die Arme schließen zu können. Eine Szene, die Glück und
unendlichen Schmerz ausdrückt und die Frage aufwirft: Kann ein Krieg jemals
gerechtfertigt sein?
Darf eine Gesellschaft erwarten, dass es Soldaten gibt, welche die Bereitschaft
mitbringen, ihr Leben für einen höheren Zweck zu opfern? Und ist es gerechtfertigt,
Milliarden von Dollars für einen Krieg gegen ein Land auszugeben, das keine
direkte Bedrohung darstellt, während es im eigenen Land Menschen gibt,
die über keinerlei Krankenversicherung verfügen?
Es werden auch immer wieder Stimmen laut, die den Umgang mit Kriegsopfern kritisieren.
Opferzahlen sollen manipuliert worden sein, und die Soldaten, die unter dem
Vorwand losgeschickt wurden, das eigene Land zu schützen, kehren oft
mit
psychischen und körperlichen Verwundungen zurück. Doch sie, die ihr Leben
im Namen des Vaterlandes eingesetzt haben, werden in der Heimat weder gebührend
für ihren Einsatz gewürdigt noch angemessen unterstützt. Eine Vorgangsweise,
die viele Briefeschreiber als unwürdig empfinden.
Die
Notwendigkeit dieses "Krieges gegen den Terror" wird stark in Frage gestellt,
viele der Soldaten und Soldatinnen fühlen sich hintergangen und appellieren an
ihre Landsleute, diesem Irrsinn ein Ende zu setzen, indem sie von ihrem
demokratischen Recht der Wahl Gebrauch machen und die Politiker für ihr Handeln
zur Verantwortung ziehen unter dem Motto, das Abraham Lincoln geprägt hat. "Wenn
man dem Volk die Wahrheit sagt, wird die Republik gerettet."
Die
US-amerikanischen Wahlen sind vorbei, und es drängt sich natürlich die Frage
auf: Nach welcher Wahrheit hat das Volk entschieden?
(Margarete Wais; 11/2004)
Michael Moore:
"Verraten und verkauft - Briefe von der Front"
(Originaltitel "Will they
ever trust us again?")
Aus dem Amerikanischen von Michael Bayer,
Thomas
Pfeiffer, Heike Schlatterer, Karlheinz Dürr.
Piper, 2004. 269 Seiten.
ISBN
3-492-04735-1.
ca. EUR 17,40.
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