Perikles Monioudis: "Land"
Der
Reisende war nach Barcelona gekommen, um sich zu verabschieden. Es
hatte keinen Zweck, dachte sie, ihn aus der Wüste, die das
Meer für ihn war, hinausführen zu wollen. Das musste
jemand anderes tun. (Seite 242)
Land ist dort, wo das Meer der Erinnerung endet
Auf der Suche nach dem Rezeptbuch seiner Familie bereist ein junger
Schweizer Diplomat die Wohnorte seiner Vorfahren, die in Alexandria,
Athen, Zypern, Smyrna Konditoreien besaßen. Seine Reisen
führen ihn auch in andere Hafenstädte am Mittelmeer.
Gleichzeitig entdeckt eine deutsche Botanikerin während eines
längeren Forschungsaufenthalts das mediterrane Leben
in
Barcelona. Die beiden kennen sich bereits aus Berlin und
werden sich
auch in Katalonien wieder begegnen.
Der Roman Land besteht aus impressionistischen, oft sehr detailreichen
Reiserzählungen aus der Perspektive der beiden namenlosen
Protagonisten, wechselnd teils als Ich-Erzählung, teils in der
dritten Person. Beide erinnern sich häufig an eine meist
glückliche Kindheit in einer Schweizer Kleinstadt und in
Berlin, beide haben eine Obsession: Der Diplomat sucht, wo immer
möglich, Patisserien auf und kostet sich durch das Angebot,
übersetzt Rezepte und kann mit den Konditoren in vielen
Sprachen Erfahrungen austauschen. Die Botanikerin liebt griechische
Vasen mit mythologischen Themen.
Die entgegengesetzten Blickrichtungen der beiden im deutschsprachigen
Raum geborenen Hauptpersonen ergänzen sich: der Diplomat mit
mediterranen Vorfahren betrachtet das Land aus der Perspektive des
übers Meer Reisenden; sie, die Binnenländerin, blickt
ins
Meer hinaus.
Die Betrachtungen über das Meer und die Liebe zu einer fast
Stifter'schen
Detailbeschreibung tragen das Buch, machen es zu einem
sanften Leseabenteuer, einer literarischen Reise rund ums Mittelmeer
und auch in die historische Tiefe.
Perikles Monioudis, geboren 1966 in einer Schweizer Kleinstadt, stammt
selbst aus einer griechischen Familie
aus Alexandria.
Reisen
führten ihn an alle in Land beschriebenen Orte rund ums
Mittelmeer, auch nach
Berlin. Der teilweise autobiografische Roman ist
sein fünfter.
(Wolfgang Moser; 10/2007)
Perikles
Monioudis: "Land"
Ammann Verlag, 2007. 247 Seiten.
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Lien zur Netzseite des Autors: https://www.monioudis.ch.