Peter Meisenberg: "Pappnasen"

Kommissar Löhrs dritter Fall

Nach der Auseinandersetzung mit der Kölner Kirche und der Immobilien- und Parteienpolitik in den ersten beiden Fällen, muss sich Jakob Löhr in diesem Fall mit dem gefährlichsten und ernsthaftesten Bereich der Kölner Stadtpolitik beschäftigen - dem Kölner Karneval. Auch wenn dieser zunächst nur auf familiärem Wege Einzug in den Roman hält, als Löhr nämlich auf einer Familienfeier hört, dass seine Mutter plant, in der nächsten Session eine Büttenrede zu halten und wenig später auch noch sehen muss, wie sie in einem Gemeindehaus für einen Stippeföttchentanz trainiert, was ihm mehr als peinlich und im Übrigen ungesund erscheint. Gleichzeitig muss er sich auf Geheiß einer Tante um einen alkoholsüchtigen Onkel kümmern, so dass er - wie so oft - durch familiäre Sorgen zeitlich ziemlich eingebunden ist. Da trifft es sich ganz gut, dass der Kollege Esser - der diesen Nebenverpflichtungen im Dienst sonst eher kritisch gegenüber steht - zu dieser Zeit selber terminlich zwischen Dienst, Ehefrau und Geliebter hin und her gerissen ist, die Polizeiwache umzieht und auch sonst ein relativ unübersichtliches Chaos herrscht.

Der Fall mit dem sich Esser und Löhr beschäftigen müssen, betrifft eine Mitarbeiterin eines "Saunaclubs", die mit bösen Schädelhämatomen aufgefunden wurde. Ihr letzter Klient war nach Videoaufzeichnungen im Club ein Dr. Füsser, der beim anschließenden Verhör, nachdem ihm Löhr sagt, dass die junge Frau nicht überleben wird, zusammen bricht und die Tat gesteht. Da das Geständnis Löhr aber nicht ganz glaubhaft erscheint, lässt er dieses zunächst im Umzugschaos verschwinden, was ihm sehr schnell Ärger mit dem zuständigen Staatsanwalt einträgt.

Bei der späteren Suche nach seiner Mutter erfährt er dann von einem Tanzmajor, dass die Kölner Karnevalsgesellschaft ein Nottreffen gehabt hat, bei dem die Verhaftung Füssers besprochen wurde, bevor diese erfolgt war. Dies ist nun sehr verdächtig, besonders, da Füsser der Favorit für die nächste Präsidentenwahl der Gesellschaft war. Schlagartig stehen Esser und Löhr einem riesigen und sehr gut verklüngelten Kreis von Verdächtigen gegenüber, in einem politischen Umfeld, in dem jeder falsche Schritt tödlich sein kann.

Nebenher muss Löhr immer noch die Probleme seiner Familie bearbeiten, sich Sorgen um die Gesundheit seiner Mutter machen und weiter - wie schon in den vorhergehenden Romanen - seine Sammlung interessanter Kölscher Ausdrücke erweitern, was für die Leserinnen und Leser mit Interesse an Kölscher Mundart sicherlich interessant sein dürfte.

Es fällt bei diesem dritten Roman auf, dass Meisenberg sich einer gewissen Grundformel bedient, die er bisher immer wieder mehr oder weniger originell ausfüllt. Dies wird vielleicht noch einige Romane lang interessant bleiben, aber dann wäre eine gewisse Variation der Einzelstranginhalte sicherlich angebracht. Aber immerhin, bisher ist es noch interessant und Leserinnen und Leser, die gerne zu Vertrautem zurück kehren, werden hier hervorragend bedient. 

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 07/2003)

Peter Meisenberg: "Pappnasen"
Emons, 2002. 175 Seiten.
ISBN 3-89705-230-X.
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