Takashi Matsuoka: "Die Stunde des Samurai"

Nachdem Japan zwei Jahrhunderte vom Ausland isoliert war, wagen 1861 drei junge Amerikaner die Reise in das fremde, faszinierende Land. Dort finden sie in dem jungen Fürsten Genji einen mächtigen Schutzherrn. Doch Genji hat erbitterte Feinde ...


Die Form der west-fernöstlichen Begegnung hat seit vielen Jahren immer wieder Interesse erregt, sei es auf humoristische Weise oder auch mehr in historischer Betrachtung. Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit dem auslaufenden 19. Jahrhundert in Japan aus der Sicht eines in den USA lebenden Japaners, der weitestgehend in japanischer Tradition erzogen wurde und starke Einflüsse des Buddhismus offenbart.

Im Jänner 1861 kommt die "Stern von Bethlehem" in Japan an. An Bord befinden sich ein Missionar und seine neue Frau, die den "barbarischen" Japanern die christliche Zivilisation näher bringen wollen und eine Missionsstation errichten sollen. Außerdem ist da noch ein Herr namens Stark, der sich ihnen mehr oder weniger direkt anzuschließen scheint, auch wenn keinem ganz klar ist, warum es ihn nach Japan verschlagen hat. Doch auch der Missionar weiß nicht genau, weshalb seine junge Frau ihn begleitet.

Japan ist durch die erzwungene Öffnung ein Land im Umbruch. Während immer noch viele Fürsten mehr oder weniger stark dem Bushido anhängen - zumindest wenn sie einer Schicht angehören, der dies zum Vorteil gereicht - sind die Eta und andere unterdrückte Bevölkerungsgruppen zunehmend mit ihrer Situation unzufrieden, und auch bei den Fürsten hat sich das eine oder andere geändert. So hat Kawakami, der Geheimdienstleiter des Kaisers, nichts dagegen, seine Samurai nach etwa drei Jahrhunderten der Ächtung von Schusswaffen wieder mit Gewehren auszustatten.

Dieser Geheimdienstler verfolgt auf verschiedenerlei Art und Weise den progressiven Fürsten Genji, der sich der Fremden aus den USA mit großer Aufmerksamkeit annimmt und sowohl gegen Vorurteile wie auch gegen Intrigen auf allen Seiten kämpfen muss. Dazu kommt, dass seine Familie überaus umstritten ist im japanischen Adelssystem, was auf eine 250 Jahre zurückliegende Schlacht zurückgeht, die seine Anhänger verloren haben und das obwohl - oder auch weil - einer seiner Vorfahren prophetisch begabt war. Diese Gabe wird in der Familie Genjis ständig weiter vererbt und ist in jeder Generation ein wenig anders ausgeprägt. Und während die Visionen, die sein Onkel hat, diesen immer wieder an den Rand des Wahnsinns treiben, lassen die seltener auftretenden Visionen des jungen Fürsten diesen überaus durchdacht handeln - bei dem klaren Vortäuschen absoluter Inkompetenz.

Ein vielschichtiger und sehr interessanter Roman, der die Ideen des Bushido nicht unnötig glorifiziert, sondern diese in Relation zu anderen japanischen Denkschulen und auch verschiedenen Ausformungen des westlichen Denkens stellt. Ein überaus lesenswerter Roman.

(K.-G. Beck-Ewerhardy; 05/2007)


Takashi Matsuoka: "Die Stunde des Samurai"
(Originaltitel "Cloud of Sparrows")
Deutsch von Eva L. Wahser.
Goldmann. 510 Seiten.
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Takashi Matsuoka wurde in Japan geboren. Als er zwei Jahre alt war, wanderten seine Eltern in die USA aus, erzogen ihre Kinder dort jedoch nach japanischer Tradition. Takashi Matsuoka lebt auf Honolulu, wo er in einem buddhistischen Tempel arbeitete, bevor er sich ganz auf das Schreiben konzentrierte.

Ein weiteres Buch des Autors:

"Die Geliebte des Samurai"

Ein farbenprächtiges historisches Epos voller Intrigen, Liebe und Verrat.
Japan, 1311: Die wunderschöne Fürstin Shizuka sitzt am Turmfenster und beobachtet, wie Feinde ihre Burg erobern und die Nacht in Flammen setzen. Während sie voller Demut ihren Tod erwartet, schreibt sie die geheimnisvolle Familiengeschichte ihres Clans, der Okumichi nieder. Erst Jahrhunderte später wird ihr Vermächtnis gefunden: 1867 beauftragt Lord Genji, jüngster Spross der Okumichi, die junge Missionarin Emily Gibson mit der Übersetzung der wertvollen Schriftrollen und fordert damit ihr gemeinsames Schicksal heraus ... (Goldmann)
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