Kurt Lussi: "Im Reich der Geister und tanzenden Hexen"

"Das Bewusstsein ist wie ein Schiff, das man navigieren kann; allerdings vergisst man manchmal, dass man nicht das Schiff selbst, sondern der Kapitän darauf ist." (cme)

In diesem Buch wird auf Jenseitsvorstellungen, Dämonen und Zauberglauben eingegangen und dem Leser so ein Teil unseres kulturellen Erbes vor Augen geführt, ein Teil der Geheimnisse der Anderswelt gelüftet. Auch die Vorstellungen anderer Völker wurden eingearbeitet und lassen uns erkennen, dass es auch bei den Jenseitsvorstellungen Parallelen zwischen den Völkern gibt.

Im ersten Kapitel beschäftigt sich Kurt Lussi mit Ahnengeistern, Hexen und Dämonen in der Welt zwischen dem Diesseits und dem Jenseits und zeigt uns Zeichen und Geschichten, die auf eine unsichtbare Dimension unserer Existenz hinweisen. Wir lernen verwunschene Orte kennen und die Folgen der Begegnung mit Geistern, Hexen und unerlösten Toten. Die Sinnhaftigkeit des Rosenkranzgebetes wird erklärt, sowie die heiligen Quellen der Kraft mit ihrer reinigenden und desinfizierenden Wirkung. Aber auch Schutzmittel und Geisterbeschwörer kamen immer schon zum Einsatz, um den jenseitigen Wesen Einhalt zu gebieten, und der Einsatz der Zauberpflanzen hat für den Menschen seit Urzeiten eine bedeutende Rolle gespielt. Am Ende dieses Kapitel steht ein Exkurs, welcher die Jenseitsvorstellungen der Aborigines behandelt.

Im Abschnitt über das Heer der unerlösten Toten erfahren wir, wie ein unlösbarer Geist gebannt wird, und lesen die Geschichte vom Totenbaum, von welchem nach dem Glauben der Kelten und Germanen die Seele des Menschen stammt und wohin sie auch nach dem Tod wieder zurückkehrt.

Die unheimliche Begegnung mit schwarzen Hunden zeigt uns die Tiere als Künder des Todes und erklärt uns, dass Hunde die Fähigkeit haben, die Seelen der Toten zu sehen. Plötzlich erscheinen uns diese Tiere in einem sehr mystischen Blickwinkel.

Die Aufmerksamkeit der Leser wird auf die mittwinterlichen Maskenbräuche gelenkt, und der Lärm als eine Möglichkeit, die unruhigen Geister zu vertreiben, dargestellt. Wir lernen einige Geister kennen, magische Zeichen und verschiedene Waffen, um sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Am Ende dieses Kapitels wird der serbische Vampir ausführlich beschrieben.

Auch den traditionellen Auffassungen von Krankheit und Besessenheit ist ein Kapitel gewidmet, welches auf die magisch-religiösen Schutzmittel und auch auf das Mysterium des Leidens eingeht und letztendlich die Besessenheit und Psychokulte unserer Zeit in Form von Sekten zum Thema macht.

Der Teufel, der Pakt mit ihm, seine Austreibung und die Mittel, die dazu benötigt werden, sind bis heute nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden, sodass laut einer Meldung der Luzerner Zeitung vom 8.2.2001 die italienische Bischofskonferenz über eine zu große Nachfrage der Gläubigen nach Teufelsaustreibungen geklagt und die Priester aufgerufen hat, das Ritual des Exorzismus mit Klugheit zu gebrauchen.

Das Kapitel "Verbotene Tänze auf einsamen Wiesen" behandelt den Hexenkult, der bereits im 16. und 17. Jahrhundert eine derartige Dynamik entwickelte und im 18. Jahrhundert einem Hexenwahn des Volkes Platz machte. Dabei wurden die Laster Wolllust, Alkohol und Drogen vor allem den Frauen zugeschrieben und Frauen als besonders empfänglich für die Versuchungen von Dämonen und Teufeln dargestellt.

Im letzten Kapitel lernt der Leser noch Zwerge und Kobolde sowie deren Unterschlüpfe, Lieblingsspeisen samt Zubereitung kennen.

Ein anregendes und aufschlussreiches Buch, welches dem interessierten Leser den Ursprung von allerlei Volksbräuchen näher bringt, eine Brücke schlagen will zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, und jeden motivieren möchte, nach dem Nadelöhr zwischen diesen beiden Welten Ausschau zu halten.

Der Autor Kurt Lussi ist Konservator für religiöse Volkskunde am Historischen Museum in Luzern und Betreuer der volkskundlichen Sammlung im Schloss Wyher in Ettiswil. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Praxis des Volksglaubens und der Volksmedizin im Alpenraum.

(margarete; 07/2002)

Kurt Lussi: "Im Reich der Geister und tanzenden Hexen"
AT Verlag, 2002. 340 Seiten.
ISBN 3-85502-722-6.
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