Dr. Jes T. Y. Lim: "Tao-, Zen- und Feng Shui-Gartendesign"

Das Standardwerk für die Nutzung der Erkenntnisse traditioneller asiatischer Gartenbaukunst

Grundlagen, Anwendungen, Beispiele


Seit dem Mittelalter gibt es in Europa immer wieder unterschiedliche Strömungen der Gartengestaltung. So wechseln sich Gärten, welche die Unterwerfung der Natur und den menschlichen Logos feiern, mit solchen ab, welche die Natur zu integrieren versuchen. Der Osten ist in dieser Hinsicht einen anderen Weg gegangen. Jes Lim führt in seinem Buch "Tao-, Zen- und Feng Shui-Gartendesign" den Leser durch die etwa 6000 Jahre alte Gartenkultur der Chinesen. Natürlich gab es auch hier eine Veränderung. Jedoch ergänzten sich viele Jahrhunderte lang der konfuzianistische und der taoistische Weg. Erst etwas später entwickelte sich in China eine Gartenform, welche als Zen-Garten in Japan zu Vollendung gebracht wurde. Den Weg durch die Geschichte beendet Jes Lim mit einem Spaziergang durch den traditionellen taoistischen Garten, um einen ersten Einblick in das Wesen der fernöstlichen Gartengestaltung zu geben. Wird ein taoistischer Garten angelegt, so sind acht Prinzipien zu berücksichtigen. Zuerst muss der Garten immer in Harmonie mit der Natur stehen. Yin und Yang müssen im Gleichgewicht gehalten werden, und so dürfen weder weiche, ruhige, flache und gerundete Elemente öfter verwendet werden noch harte, bewegte, gewölbte und spitze. Leere und Stille sollten sich abwechseln, und die Größenverhältnisse der einzelnen Elemente müssen harmonisch sein.

Ein taoistischer Garten ist so komplex, dass auf den ersten Blick nicht alles erfasst werden kann, was er bietet. Nach dem Motto "das Kleine berge das Große" kann sogar ein Garten auf einem Balkon oder einem Fensterbrett das Tao vollkommen zum Ausdruck bringen. Die Absicht ist die Meisterin aller Schöpfung, und so spiegelt der Garten immer das Denken des Gestalters wider. Das achte Prinzip besagt nichts Anderes, als dass die Übung den Meister macht.

Ein weiterer Pfeiler der Gartengestaltung ist das Feng Shui (Wind Wasser). Hierbei ergibt das Haus mit dem Garten eine Einheit und wird Formation der fünf Tiere genannt. Das Haus stellt die Schlange, das mittlere der fünf Tiere dar. Dem Hauseingang kommt eine zentrale Bedeutung zu, denn er bestimmt die Anordnung der vier weiteren Tiere. Die Seite vor dem Hauseingang wird Phönix genannt und sollte einen weiten Blick erlauben. Die Rückseite wird Schildkröte genannt, und wie mit starkem Panzer soll sie dem Haus Rückendeckung geben. Hügel, Berge oder hohe Bäume eignen sich dafür. Rechts und links vom Haus befinden sich
der Tiger und der Drache. Auch diese sollten erhöht sein, um die gesamte Gartenanlage sanft einzufassen.

Jes Lim geht auch auf die Geomantik ein und erklärt die Bedeutung der positiven und negativen Strahlungen und wie diese verstärkt bzw. abgeschwächt werden können. Mit diesem vereinten Wissen sollte es möglich sein einen Garten anzulegen, der einen Hort der Kraft und Inspiration für den Betrachter darstellt.

Speziell geht Jes Lim auch auf den Steingarten ein. Zur Gestaltung dieses Gartens bedarf es vieler Steine, die sich jedoch in ihrem Charakter wesentlich unterscheiden sollten. Beginnen kann man mit einfachen Yin und Yang Steinkombinationen, indem man große, spitze Steine mit kleineren runden kombiniert. Verwendet man eine größere Anzahl von Steinen, bekommt ihre richtige Anordnung zueinander eine große Bedeutung. Einen Schritt weiter kann man gehen, indem man mit fünf verschiedenen Steinen arbeitet, die jeweils einem der fünf Elemente zuordenbar sind. Aber auch Trittsteine und die Wege, die man aus ihnen gestaltet, werden ausführlich besprochen. Im Weiteren erfährt man, wie in den Zen-Gärten "trockenes Wasser" dargestellt wird, indem man mit einem Rechen Linien in weite Sandflächen zieht. Abschließend erzählt Jes Lim noch einiges über Pflanzen und deren unerforschte Fähigkeiten. Das Buch zeichnet sich dadurch aus, dass viele Beispiele bildlich dargestellt werden und man auf diese Weise oft durch die Betrachtung der Bilder alleine einiges lernen kann. Für diese Bilder wurde ein Computerprogramm verwendet, um prototypische Gärten zu zeigen. Dieser Vorzug ist jedoch auch ein Nachteil. Denn es gibt im ganzen Buch kein einziges Foto eines realen Gartens, und so ist es schade, dass man keinen dieser fernöstlichen Prachtexemplare in diesem Buch zu Gesicht bekommt. Diesen Nachteil kann auch seine blumige, orientalische Sprache nicht wegmachen.

(Ivan Kristianof; 11/2002)


Dr. Jes T. Y. Lim: "Tao-, Zen- und Feng Shui-Gartendesign"
Integral, 2002. 143 Seiten.
ISBN 3-7787-9096-X.
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