Torsten Feuerstein (Hrsg.): "Lieb mich!"
Gedichte und
Szenen
(Hörbuchrezension)
Auf der CD-Hülle prangt ein Herz, das
auf Zuckerpartikelchen zu schwimmen scheint. Dies mag das Motto der
Interpretationen sein, welche die CD verkörpert: Liebe lässt sich nicht
erklären. Mal ist sie wie ein Zuckerguss; mal taucht sie ab in ferne Welten; mal
ist sie nur ein Symbol; mal hat sie viele Hindernisse zu überwinden; mal steht
sie stramm wie ein Denkmal ...
Herzstück der CD sind zweifellos die
Liebesdialoge. Die Weltliteratur hat unendlich viele solcher Dialoge anzubieten;
einige davon wurden nunmehr kongenial in Szene gesetzt. Es sind allesamt
wohlbekannte Theaterstücke: "Kabale und Liebe" von
Schiller, "Romeo und Julia"
von Shakespeare, "Das Käthchen von Heilbronn" von Kleist und "Leonce und Lena"
von Büchner.
Die unendliche Sehnsucht, welche aus der Sprache der
Liebenden herausbricht, erfüllt den Zuhörerraum mit einer Spannung, die genau
dann ihren Höhepunkt erreicht, wenn ein Liebesgedicht für Abwechslung sorgt. Das
Hin und Her zwischen Liebesgedichten und Liebesdialogen mag die Einsamkeit des
Liebenden oder Verliebten und die Zweisamkeit einer brennenden oder vielleicht
schon erkalteten oder gar tragikomischen ("Leonce und Lena")
Liebesbeziehung einander gegenüberstellen. Die tiefe Traurigkeit, welche einer
Liebe eingepflanzt sein kann, mag die Betroffenen wie unmerkliche Pendelschläge
immer wieder aufschrecken.
Das Besondere an der vorliegenden CD sind die glänzenden Interpreten, ohne die
ein kleines Kunststück nicht gelingen kann. Hervorzuheben ist die Familie Thalbach
in Gestalt von Katharina, deren Tochter Anna und wiederum deren Tochter Nelly.
Hinsichtlich der Gedichte ist der Rezensent besonders von "Das Lied von Surabaya-Johnny"
des Bertolt Brecht, interpretiert von Katharina
Thalbach, angetan. Die Unmöglichkeit einer Liebe gegen die alles spricht, und
die sich dennoch nicht aus dem Herzen der Frau entfernen kann ... einer Liebe,
an der die Frau nur scheitern und in ein Trauma stürzen kann ... einer Liebe,
die von Anfang an auf verlorenem Posten steht ... Die Frau liebt und weiß, dass
sie sich damit ins Unglück stürzt. Die Grausamkeit einer Liebe, welche nur einer
"Einbildung" zugrunde liegen kann, führt zu einer chaotischen Entfremdung der
Liebenden, die ihre Seele für einen herz- und seelenlosen Mann verkaufen mag.
Marek Harloff, der einige Gedichte vorträgt und gemeinsam mit Sophie
Rois eine Szene aus "Leonce und Lena" darbietet, ist Mitbegründer der
Band TempEau, welche für den musikalischen Teil der CD verantwortlich zeichnet.
Das Titellied "Lieb mich!" ist gegen Ende der CD zu hören.
Sophie Rois,
eine echte "Berliner Type" und sowohl für Bühnen- als auch Fernsehrollen
bekannt, ist neben der Familie Thalbach die bekannteste Stimme auf dieser
CD.
Ansonsten sind noch Roman Knizka (u.a. Akteur in "Die Halbstarken"
neben Till Schweiger), Katharina Schmalenberg (Nachwuchsschauspielerin des
Jahres 1999), Alexander Khuon (Ensemblemitglied des deutschen Theaters),
Matthias Schweighöfer (Adolf Grimme Preisträger; goldene Kamera als bester
Nachwuchsschauspieler), und Katharina Wackernagel (Goldener Löwe als beste
Serien-Darstellerin 1998 für die Titelrolle in der Serie "Tanja") Garanten für
eine durchwegs gut gelungene CD.
Neben Brecht (wie schon erwähnt:
Katharina Thalbach) sind die Interpretationen von Hölderlin (Alexander Khuon),
Schwitters (Matthias Schweighöfer), und
Lasker-Schüler (Sophie
Rois) für den hörenden Rezensenten eine Ohrenweide zu nennen.
Einziger
Wermutstropfen mag sein, dass die Mischung ein wenig zu "deutschlastig" scheint.
Das vielleicht imposanteste Liebesdrama aus Frankreich -
"Cyrano de
Bergerac" - hätte sich wunderbar in den Gedichte- und Liebesreigen einordnen
und für Furore sorgen können.
(Al Truis-Mus; 02/2005)
Torsten Feuerstein (Hrsg.): "Lieb
mich!"
Sprecher: Anna Thalbach, Marek Harloff, August Diehl,
Matthias
Schweighöfer, Meret Becker, Roman Knizcka.
Eichborn/LIDO, 2005. 1 CD;
Laufzeit etwa 78 Minuten.
ISBN 3-8218-5383-2.
ca. EUR 15,50.
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Buchtipps:
"Der Lippen süßer Eros. Kussgedichte" Auswahl und Nachwort von Otto
F. Best
Das "Beste" im Leben sei die Liebe, schreibt Thomas Mann, und "in der Liebe
das Beste der Kuss". So erliegen freilich
auch die Dichter der süßen Versuchung und machen sich von alters her ihren eigenen
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und weniger ernste Kussgedichte aus vier Jahrhunderten. Von spitzmündiger Sehnsucht,
Einsicht und Versagung erzählen u.a. Brockes,
Benn und
Heine,
Kästner, Rilke
und Novalis,
Biermann,
Morgenstern
und Busch, Brecht, Hahn und Domin ... (Manesse)
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Niklas Holzberg: "Applaus für Venus.
Die 100 schönsten Liebesgedichte der Antike"
Von Sappho bis Martial
Niklas Holzberg, international einer der besten Kenner antiker Liebeslyrik,
hat hier die einhundert schönsten griechischen und lateinischen Liebesgedichte
zusammengestellt und ins Deutsche übertragen - ein zeitloser Lektüregenuss für
alle lebens-, liebes- und sinnenfrohen Freunde erotischer Literatur.
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aus acht Jahrhunderten inspirierte. In den poetischen Beschreibungen von Liebesfreud’
und Liebesleid finden wir uns auch nach zweitausend Jahren in zeitloser Verbundenheit
wieder. Sappho besingt
die lesbische Liebe, Straton bewegt seine Leidenschaft für schöne Knaben, und
Martial ist es gleich, ob er einem hübschen Mädchen oder einem hübschen Jungen
und den mit ihnen erlebten erotischen Abenteuern nachträumt.
Niklas Holzberg hat die einhundert schönsten griechischen und lateinischen Gedichte,
die dem wichtigsten Thema der Menschheit gewidmet sind, ausgewählt und die Verse
in ein zeitgemäßes Deutsch übertragen. Ihre Autoren - darunter beispielsweise
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Skizze vorgestellt. Dem Thema entsprechende Abbildungen illustrieren diese kleine
Sammlung, die deutlich macht, warum die Werke antiker Dichter bis heute zur
Weltliteratur gehören. (C.H. Beck)
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Michaela Kenklies (Hrsg.): "Die schönsten Liebesgedichte"
Liebesrausch und schmerzliches Vergnügen, geglückte Flirts und verpasste Chancen:
Kein Gefühl beflügelt Dichter mehr als die Liebe. Dieses Buch enthält die schönsten
deutschen Liebesgedichte vom Mittelalter bis heute, so facettenreich wie die
Liebe selbst. Von Walther von der Vogelweide über
Johann
Wolfgang von Goethe und Clemens Brentano bis zu Friedrich Hölderlin,
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Maria Rilke, Ingeborg Bachmann und vielen Anderen. Eine bezaubernde Sammlung
für Verliebte, Geliebte und Liebende. (Piper)
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Franz-Heinrich Hackel (Hrsg.): "Dies
alles für Dich"
Die Liebe ist eine Himmelsmacht, und wenn Cupidos Pfeil
ins Schwarze trifft, dann jauchzen die Sinne, dann verstummen Bedenken, dann
gibt es nur noch das Eine, das Du. Wehe aber, Amor zieht seinen Pfeil zurück,
dann bluten die Herzen, dann wird die Liebe zum Leid des Lebens.
In jedem
Fall gibt die Liebe den elementaren existenziellen Impuls. Sie macht schier
unerschöpflich schöpferisch: Die Dichter wissen ein Lied davon zu singen. In
diesem Band hören wir Poeten und Lyrikerinnen deutscher Zunge von ihrer Liebe
erzählen:
Ingeborg
Bachmann und Johannes Bobrowski, Paul Celan und Hilde Domin,
Joseph von
Eichendorff, Fontane und Goethe, die Günderode und
Ulla Hahn und viele Andere
mehr bis zu Walther von der Vogelweide und Marianne von Willemer. (dtv)
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