Michael Lewitscharoff: "Das Berlin-Paket"


Ein Buch kann mehr als ein Buch sein. Ein Buch kann sogar sehr viel mehr. Ein Buch kann nämlich in die Zukunft des Buches hineinschauen.

Das Berlin-Paket ist so ein Buch, das weit über ein Buch hinausgeht. Es lässt den Leser davon träumen, wie es um das Buch, das eben kein Buch im eigentlichen Sinne wäre, in Zukunft bestellt sein könnte.

Dreidimensionale Bilder könnten sich aus dem Buch erheben. Es wäre fantastisch, einzutauchen in diese Modelle und wie der kleine Bastian ein Teil der Geschichte zu sein.

An vielen Ecken und Kanten fiele eine Überraschung aus den Seiten, und Information sei nur das Fundament für die Darstellung weiträumiger künstlerischer Perspektiven.

Das Berlin-Paket lässt den interessierten Leser teilhaben an einer Geschichte dieses neuen Jahrtausends. Es hat die wichtigen Elemente der Vergangenheit inhaliert, und in diese Basis hinein einen gänzlich neuen Funken eingebunden.

Architektur und Geschichte wurden schon oft genug durch rein sachliche Mechanismen zu Gegenständen grenzenloser Langeweile. Nachvollziehen zu können, wie aus der Idee etwas entsteht, das einem Kunstwerk gleichen mag, macht Architektur spannend. Max Frisch und Arik Brauer sind nur zwei Beispiele für ausgezeichnete Architekten, die den Kunstbetrieb mit ihren zahlreichen Ideen bereichert haben. Architektur kann selbst eine Kunst sein. Und das Berlin-Paket passt diesen Gedanken der Architektur als möglicher Kunstform in eine konkrete Struktur. Geschichte erhellt sich ungemein, wenn sie in architektonische Dimensionen eingebaut wird. Es ist eine Kunst für sich, etwa das weltberühmte "Brandenburger Tor" als Zeitzeuge gesellschaftlicher Veränderungen zu sehen. Was um Gebäude herum passiert, und wie diese zu Symbolen werden, die von Generation zu Generation andere Erfordernisse und Erkenntnisse erzeugen, ist eigentlich mehr, als von einem Buch verlangt werden kann.

Es ist des weiteren herauszustreichen, dass dem jüdischen Berlin sehr viel Raum gewidmet ist. Das jüdische Museum ist nicht nur dreidimensional dargestellt; es wirkt als Teil eines Komplexes, der sich durch die fantastischen Seiten biegt. Die Oranienburger Straße ist für mich von meinem letzten Berlin-Besuch her noch in lebendiger Erinnerung geblieben. Und sie bildet zusammen mit weiteren jüdischen Bezügen ein "Buch der Erinnerung" in sich, das weit mehr zu sagen hat als irgendwelche nackten Zahlen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sind überhaupt in diesem "Buch" ständig im Wechselspiel. Berlin ist im Werden begriffen. Und dieses Werden mit einem Sein in Verbindung zu bringen, das einmal in einzigartiger Form existiert hat, ist ein Verdienst dieses "Paketes".

Die "Hackeschen Höfe", die "Friedrichstraße" und der "Kurfürstendamm": Diese Eckpfeiler der Stadt und noch viele mehr werden auf eine Art und Weise erlebbar, die Lust auf mehr machen.

Einige Überraschungen mengen sich in die Vielgestaltigkeit des "Berlin-Paketes" ein. Nicht zu vergessen die CD, die jede Menge von historischen Tondokumenten gespeichert hat, und eine virtuelle Sicht auf die Stadt ermöglicht. Die Zukunft des Buches ist hiermit eingeläutet, und wir können uns auf weitere Errungenschaften freuen.

(Jürgen Heimlich)


Michael Lewitscharoff: "Das Berlin- Paket"
Gebundene Ausgabe - ars edition, Mchn.
ISBN: 3760718426
ca. EUR 59,00.
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