Constance Jones: "Die letzte Reise"

Eine Kulturgeschichte des Todes


" ... man kann den Tod eines geliebten Menschen tief und innig beklagen
und dennoch in Hoffnung und selbst in Heiterkeit weiter leben."
(Fontane)

In der westlichen, oberflächlich-betriebsamen Konsumgesellschaft, die vorwiegend der Illusion anhaltender körperlicher Jugend huldigt, werden Gedanken an das Sterben und den Tod nur allzu gern aus dem alltäglichen Bewusstsein verdrängt. Fast erscheint es so als würde versucht, die zeitliche Begrenztheit eines Menschenlebens im wahrsten Sinn des Wortes "totzuschweigen". Vielfach verschiebt man unbewusst die - unbestritten unbequemen - Vorstellungen vom Sterben und vom Tod auf einen in weiter Ferne liegenden Zeitpunkt. Solange, bis man sich eines Tages unweigerlich doch den damit verbundenen Tatsachen und Emotionen stellen und sich mit ihnen auseinandersetzen muss.

Spätestens dann sollte man dieses Buch zur Hand haben, wenn auch vielleicht nur, um dem Anlass entsprechende Stellen (nochmals) zu lesen. Nicht unerwähnt sei, dass es allerdings ein gewisses Maß an Überwindung voraussetzt, sich auf die Lektüre von "Die letzte Reise" einzulassen, weil darin mitunter in recht drastischen Worten jene Vorgänge und Ereignisse geschildert werden, mit denen ein Leser gemeinhin nicht in derart schonungsloser Weise konfrontiert wird.

Insbesondere die Ausführungen zu den Abläufen, die sich im Körper während des Sterbens ereignen, sowie den "Folgeerscheinungen des Eintritts des Todes" (siehe Kapitel 2) sind geeignet, ein mulmiges Unbehagen zu erzeugen. Dennoch ist es gerade diese offene, nichts beschönigende Ausdrucksweise, die es ermöglicht, unvoreingenommen in derartige Wissensgebiete vorzudringen.

Dieses Buch ist eine spannende Aufforderung an den Leser, sich mit allzuoft tabuisierten gesellschaftlichen Zuständen und Entwicklungen auseinanderzusetzen und sie kritisch zu hinterfragen, indem unter Anderem auch Themen wie Euthanasie, Todesstrafe, Massenmorde und Suizid (um nur einige zu nennen) umfassend aufgearbeitet werden.

Die Kapitel 1 bis 7 beleuchten geschichtliche, soziale, medizinische, statistische, religiöse und kulturelle Aspekte des Todes und des Sterbens. Die Kapitel 8 bis 10 stellen beinahe "Pflichtlektüre" dar. Sie bieten konkrete Ratschläge von praktischem Nutzen, so zum Beispiel Textmuster für Patientenverfügungen und Aufzählungen von Vorkehrungen für Bestattungen. Darüberhinaus werden zwischenmenschliche Probleme, die im Rahmen der Trauerbewältigung auftreten können behandelt und einfühlsame Vorschläge zu deren Lösung angeboten (letztes Abschiednehmen, Rituale u. dgl.).

(kre/1999)


Constance Jones: "Die letzte Reise. Eine Kulturgeschichte des Todes"
Piper, 1999. 453 Seiten.
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Ein weiteres Buch zum Thema:

Héctor Wittwer, Daniel Schäfer, Andreas Frewer (Hrsg.): "Sterben und Tod. Ein interdisziplinäres Handbuch"

Unter Mitwirkung von Klaus Feldmann, Udo Tworuschka und Joachim Wittkowski.
Zentrale ethische Frage im 21. Jahrhundert: Wie gehen wir am besten mit Altern, Sterben und Tod um? Erstmals werden die Erkenntnisse verschiedener Wissenschaften dazu in einem Handbuch zusammengefasst. Es vermittelt grundlegende Kenntnisse über medizinische, psychologische, historische und ethische Aspekte von Sterben und Tod und beleuchtet religionswissenschaftliche, ethnologische und philosophische Perspektiven. Sowohl der individuelle als auch der gesellschaftliche Umgang mit dem Thema kommen zur Sprache, ebenso wie moralische Debatten, z. B. zu Suizid und Todesstrafe. (Metzler)
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